Die USA halten China für ihren wahrscheinlichsten Gegner und verlegen deshalb immer mehr Kriegsschiffe und Raketen in den Pazifikraum, sagt ein russischer Experte im Hinblick auf das soeben gestartete amerikanisch-philippinische Großmanöver. Die Chinesen warnen Washington unterdessen davor, die Länder der Region „einzuschüchtern“.
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© Reuters/Eric de Castro
An den Übungen Balikatan („Schulter an Schulter“) nehmen insgesamt 11.000 Soldaten teil. Das ist das größte gemeinsame Manöver der USA und der Philippinen seit 15 Jahren. Wie die russische Nesawissimaja Gaseta am Dienstag schreibt, machen die USA keinen Hehl daraus, dass das Manöver antichinesisch ist: Barack Obama kritisierte, China nutze seine Größe und seine Muskeln, um kleinere Staaten aus den umstrittenen Meeresgebieten zu verdrängen.

Wladimir Batjuk vom russischen USA- und Kanada-Institut sagte dem Blatt, China rangiere derzeit mit seinen Militärausgaben auf Platz zwei weltweit und rüste weiter auf. Vor diesem Hintergrund sei China militärisch der wahrscheinlichste angenommene Gegner der USA.

„Gerade deshalb nimmt das Pentagon den Asien-Pazifik-Raum stärker ins Visier. Dorthin werden die wichtigsten Kräfte der US-Kriegsmarine verlegt. Es geht dabei um sechs Flugzeugträger mit ihren Begleitschiffen. In die Region kommen auch moderne Raketenabwehrsysteme wie SM-3 und GBI, die jeweils in der Lage sind, Mittel- und Langstreckenraketen abzufangen. Nun werden diese Waffensysteme an der Westküste der USA stationiert“, so Batjuk.

Er sagte weiter: „Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass China großes Interesse daran zeigt, seine eigenen Raketenabwehrsysteme zu entwickeln. Es ist auch kein Zufall, dass China russische S-400-Systeme kauft, die unter anderem fähig sind, Mittelstreckenraketen abzufangen.“

Obamas Äußerung über Chinas gefährliche „Muskeln“ sorgte auch in Peking für Aufsehen. Die amtliche chinesische Agentur Xinhua veröffentlichte einen emotionalen Kommentar zum Thema: „Diese Suche nach Schuldigen offenbart abermals die verblüffende Heuchelei der Vereinigten Staaten, die zu ihrer gewohnten Taktik greifen, um Fakten zu verzerren und die Schuld jemandem zuzuschieben.

Die USA entwickeln ihr riesiges Militär-Potenzial nach ihrem Gutdünken weiter und sind ein Anstifter im wahrsten Sinne des Wortes. Sie verpassen selten eine Gelegenheit, die Spannungen zwischen China und dessen Nachbarländern zu schüren (...) Ausgerechnet die USA bewegten Länder wie die Philippinen zu bewussten und ernsthaften Provokationen gegen China. Dadurch verursachen sie Konflikte und untergraben die regionale Stabilität“, heißt es weiter im chinesischen Kommentar.

„China hofft aufrichtig darauf, dass es den USA gelingt, ihren Beitrag zu Frieden und Stabilität in der Region zu leisten. Wenn es Uncle Sam schwerfällt, eine konstruktive Rolle zu spielen und damit aufzuhören, andere einzuschüchtern, könnte er zumindest darauf verzichten, den einzigen gerechten Richter herauszukehren und jenen die Schuld zu geben, die in Wirklichkeit den ‚gewaltigen Abmessungen der Muskeln‘ der USA zum Opfer gefallen sind“, so Xinhua.