Das türkische Außenministerium hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisiert, weil er das Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet hatte.

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Putin hatte am Vortag in einem Telegramm an die Teilnehmer der Konferenz „Welt ohne Genozid“ den 24. April 1915 als ein „trauriges Datum“ bezeichnet. Der 24. April 1915 sei das Datum „eines der schrecklichsten und dramatischen Ereignisse in der Menschengeschichte: des Völkermordes an den Armeniern“, schrieb Putin. Am Freitag legte der russische Staatschef in der armenischen Hauptstadt Jerewan am Mahnmal für die Opfer des Völkermords an Armeniern Blumen nieder. Die Staatsduma (russisches Parlamentsunterhaus) äußerte in einer Spezialerklärung „dem brüderlichen Armenien im Zusammenhang mit dem 100. Jahrestags des Genozids an Armeniern ihr tief empfundenes Beileid“.

Das türkische Außenministerium reagierte verärgert: „Wir verurteilen es, dass der Präsident Russlands die Ereignisse von 1915 trotz unserer Appelle als Völkermord eingestuft hat. Wir lehnen dies ab“, kommentierte die Behörde in Ankara am Freitag. „Derartige politische Erklärungen haben keine Rechtskraft“.

Vor 100 Jahren waren 1,5 Millionen Armenier bei Massakern und Deportationen im damaligen Osmanischen Reich ums Leben gekommen. Die Türkei als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches bestreitet den Genozid, den allerdings bereits viele Staaten anerkannt haben. Armenien bemüht sich um eine internationale Anerkennung des Massakers als Völkermord. Der Streit belastet bis heute die Beziehungen zwischen Jeriwan und Ankara.