Die New York Times echauffiert sich über eine angebliche Geschichtsum- schreibung durch die prorussischen Separatisten in der Ostukraine. Gegen diese Darstellung in der NYT regt sich bereits Widerstand und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis deutsche Medien auf den Zug aufspringen, um die Stalinschen Verbrechen im Propagandakrieg gegen Russland zu instrumentalisieren.

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Im Zentrum steht die Frage, ob die Hungerskatastrophe in den Jahren 1932/33 durch Stalin vorsätzlich herbeigeführt bzw. verschärft und/oder inwieweit sie von den Bolschewisten benutzt wurde, um separatistische (sic) Bestrebungen in der Ukraine mit allen Mitteln zu unterdrücken. Letzteres, dass Stalin den Hunger benutzte, um Widerstand gegen die Zwangskollektivierung zu unterdrücken, ist erwiesen. Ob er aber tatsächlich Millionen ermorden oder gar dezidiert die Ukrainer ausrotten wollte, ist mehr als zweifelhaft.

Gerade das, der vorsätzliche Massenmord an einem Volk, wird aber von interessierter ukrainischer Seite gerne behauptet, um den eigenen Nationalismus mit einer Urkatastrophe zu füttern und Russland als Feindbild zu stigmatisieren. Bemerkenswert - und nur scheinbar paradox - ist in diesem Zusammenhang, dass die Katastrophe vornehmlich den Osten der Ukraine traf und bis heute vornehmlich vom Westen des Landes politisch gegen Russland ins Feld geführt wird.

Tatsächlich sind heutige Russen für Stalins Verbrechen selbstverständlich so wenig verantwortlich, wie die nachgeborenen Deutschen für die Verbrechen der NS-Zeit. Real betrachtet hat jeder US-Amerikaner, der eine seiner Regierungen legitimiert hat, die Massenmord mit Millionen Toten, Versehrten und Vertriebenen von Vietnam bis in den Irak und Syrien zu verantworten haben, mehr Schuld auf sich geladen, als die überwältigende Mehrheit deutscher oder russischer Zeitgenossen. Wenn eine Madeleine Albright darüberhinaus der Meinung ist, dass die nach UN-Angaben 500.000 toten irakischen Kinder infolge der US-Sanktionen es wert waren, dann wird deutlich, dass die zurecht angeprangerten Verbrechen des Stalinismus, in den USA heute noch als eigene Methode der globalen Herrschaft gängig sind.

Am politischen Diskurs über diese Mischung aus vorsätzlichem Verbrechen und Naturkatastrophe zeigt sich, wohin fehlende sachliche geschichtliche Aufarbeitung führen kann: Das Feld wird Propagandisten, Spaltern, Scharfmachern oder auch Leugnern der Verbrechen überlassen. Geschichte wird zum Spielball politischer Agitation und damit die Opfer nach ihrem grausigen Schicksal auch noch schäbig missbraucht - im schlimmsten Fall, um weitere Verbrechen heraufzubeschwören. Versöhnung wird unmöglich und man muss sich fragen, ob gerade das das Ziel derjenigen ist, die diese Verbrechen unter dem Label “Holodomor” ausschlachten.