Der Diskos von Phaistos (oder auch »Diskus von Phaistos«) wurde im Jahr 1908 in der minoischen Palastanlage von Phaistos auf Kreta gefunden. Es ist eine runde Tonscheibe, die in einer Spiralform angebracht, verschiedene Menschen-, Tier- und Pflanzenmotive zeigt.

Der Diskus misst 16 Zentimeter im Durchmesser und ist zwei Zentimeter dick. Er ist auf der Vorderseite in 31 Felder und auf der Rückseite in 30 Felder unterteilt. In denen wurden vor dem Brennen des Tons mit Stempeln insgesamt 242 Zeichen aufgeprägt, die 45 verschiedene Motive beinhalten. Allerdings wurden Vorder- und Rückseite willkürlich zugeordnet und sind nicht wirklich als solches erkannt worden.
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© UnbekabbtDer Diskos von Phaistos
Er ist aus verschiedenen Gründen einzigartig. Zum einen wurden die einzelnen Figuren mit verschiedenen Stempeln aufgedruckt. Er stellt somit den ersten uns bekannten Druck in der Menschheitsgeschichte dar, der mit wiederverwendbaren Schriftzeichen-Stempeln erstellt wurde und einen kompletten Text ergibt. Zum anderen ist er auch so außergewöhnlich, weil es keinen vergleichbaren Fund dieser Art gibt.

Die Entzifferung der Scheibe blieb bis heute unmöglich. Die Wissenschaftler verzweifelten an der Enträtselung der Zeichen und den Inhalt des Textes. Es scheint, dass sich der Diskus nicht nach den normalen Kriterien der »Schriftforschung« untersuchen lässt. Man vermutet, dass er eine reine »Bildersprache« benutzt und wahrscheinlich gar nicht zur minoischen Kultur gehört, sondern lediglich ins Land eingeführt wurde.

Somit wissen wir über den Diskos von Phaistos weder seinen ursprünglichen Zweck, noch seine kulturelle und geografische Herkunft. Auch über sein Alter lässt sich nichts mit Gewissheit sagen. So verlegen ihn die verschiedenen Datierungen in die Zeit zwischen 2100 und 1100 vor Christus. Das Problem daran ist, dass der Fundort nicht zwingend für die zeitliche Einordnung des Diskos herangezogen werden kann, da der Herstellungsort des Diskos wo anders und auch zeitlich versetzt liegen kann.

Gegenwärtig wird der Diskus im archäologischen Museum von Iraklio in der südgriechischen Insel Kreta ausgestellt.
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© Louis Godart, aus WikipediaUmzeichnung mit Feldnummerierung
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