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© DPADas Logo der "Old School Society" auf ihrer Facebook Seite

Überraschend meldete "Spiegel Online" am Mittwoch, dass die Polizei Razzien gegen eine bis dahin unbekannte rechte Terrorgruppe durchgeführt habe - die "Oldschool Society".


Doch wie groß war die Gefahr, die von der Terrorzelle ausging? Ziemliche groß, meint der Verfassungsschutz von Nordrhein-Westfalen. Neue Details zeigen, dass ihre Pläne bereits weit fortgeschritten gewesen seien.

Die Bundesanwaltschaft ließ vier Verdächtige festnehmen. Die drei Männer und eine Frau sollen gemeinsam mit anderen die rechtsterroristische Vereinigung gegründet, sich Sprengstoff verschafft sowie Anschläge auf Islamisten, Moscheen und Asylbewerberheime geplant haben, wie die Behörde mitteilte.

"Pyrotechnik mit großer Sprengkraft" und Gaspistolen

Möglicherweise wollten OSS-Mitglieder bereits am Wochenende ein ausländerfeindliches Attentat verüben, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Details wurden zunächst nicht bekannt. Verfassungsschützer hatten unter anderem die Kommunikation der OSS-Mitglieder im Internet abgehört.

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© DPADie Facebook-Seite der OSS
Zwei der Festgenommenen sollen Rädelsführer der Gruppe gewesen sein. Der 56-jährige Andreas H. aus Augsburg bezeichnete sich auf seiner Facebook-Seite als "Presi der Gruppe" und warb über das soziale Netzwerk um Mitglieder.

Der 39-jährige Markus W. Ist offenbar der "Vizepräsident" der Gruppe gewesen. Bei beiden gibt es nach Angaben aus Sicherheitskreisen Hinweise darauf, dass sie in rechtsextremistischen Vereinigungen aktiv waren.

Bei den beiden anderen handelt es sich um einen 47-jährigen Mann, der in Bochum festgenommen worden ist, und eine 22-jährige Frau.

Sie hatten sich Sprengmittel besorgt, erklärte die Bundesanwaltschaft. Bei einer Durchsuchung wurden erlaubnispflichtige Pyrotechnik "mit großer Sprengkraft" sowie weitere Beweismittel sichergestellt.

Verfassungsschutz hatte "wegen ihrer Gewaltfantasien Sorge"

Mit den von der OSS geplanten Bomben hätte demzufolge zufolge Menschen verletzt oder getötet sowie Gebäude stark beschädigt werden können. Es seien zwar keine scharfen Schusswaffen gefunden worden, aber Gaspistolen, heißt es aus Sicherheitskreisen. Ausgangspunkt für die Ermittlungen waren Erkenntnisse des Verfassungsschutzes.

Auf ihrer Facebook-Seite bezeichnet die OSS sich als "eine Verbindung gleichgesinnter Menschen die, die deutsche Kultur und ihre Werte leben". Fotos auf der Seite zeigen Demonstrationen aus dem rechten Spektrum und Aufmärsche.

Die Gruppe soll spätestens seit November 2014 bestehen. Damals hätten sich neun Rechtsextremisten im sächsischen Frohburg südlich von Leipzig zu einer Gründungsveranstaltung getroffen.

Neben den vier Inhaftierten ermittelt die Anklagebehörde gegen fünf weitere Beschuldigte, deren Wohnungen ebenfalls durchsucht wurden. Festgenommen wurden sie zunächst aber nicht. An dem Einsatz in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern waren etwa 250 Polizeibeamte aus Bund und Ländern beteiligt.

"Nach unseren Ermittlungen bestand große Gefahr, dass die Mitglieder der Gruppe ihre Ziele umsetzen würden", sagte der Chef des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

"Wir hatten wegen ihrer Gewaltfantasien Sorge, dass sie völlig durchdrehen."

"Der Gruppe gehören etwa zehn Mitglieder an, die per Internet kommunizierten, sich aber auch persönlich trafen. Ihre Planungen waren so weit fortgeschritten, dass man eingreifen musste", sagte Freier.

"Keine hohe Intelligenz, sondern eher dumpf"

"Es handelt sich bei ihnen um Personen, die nicht über eine hohe Intelligenz verfügen, sondern eher dumpf sind."

Nach Informationen der Tageszeitung Die Welt sollen einige Führungskader aus dem Spektrum des organisierten Rechtsextremismus stammen.

So soll einer ein ehemaliges NPD-Mitglied sein, ein anderer wiederum der inzwischen verbotenen nordrhein-westfälischen Kameradschaft "Aachener Land" angehört haben.

Wie die Zeitung unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, wollte sich die Gruppierung wohl am kommenden Wochenende im sächsischen Borna treffen.

Die Ermittler vermuteten, dass dort über mögliche Anschlagsplanungen gesprochen werden sollte, heißt es in dem Bericht.

Das Quartett sollte am Mittwoch und am Donnerstag dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden, der über die Anordnung von Untersuchungshaft entscheidet.