Nach dem Umsturzversuch in Burundi bleibt die Lage unübersichtlich. Sowohl die Putschisten als auch loyal zum Präsidenten stehende Einheiten reklamieren für sich, die Oberhand in der Hauptstadt Bujumbura zu haben.
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Nach einem Putschversuch von Teilen der Armee im ostafrikanischen Burundi erschüttern heftige Kämpfe die Hauptstadt Bujumbura. Unterstützer und Gegner von Präsident Pierre Nkurunziza bekämpften sich rund um den Sitz des staatlichen Fernseh- und Radiosenders mit Maschinengewehren und Raketenwerfern, wie Angehörige der Armee und Augenzeugen berichteten.

Der Gebäudekomplex des staatlichen Rundfunks wurde bislang von Nkurunziza-treuen Soldaten kontrolliert. Angehörige des Putsch-Lagers starteten nach eigenen Angaben aber einen Angriff auf das Gelände. Der Leiter des Rundfunkanstalt, Jérôme Nzokirantevye, erklärte, nach dem Angriff sei der kurzzeitig unterbrochene Sendebetrieb wieder aufgenommen worden. Der Sender sei weiterhin unter Kontrolle regierungstreuer Soldaten.

Auch aus anderen Teilen Bujumburas war laut Augenzeugen heftiger Gefechtslärm zu hören. Mehrere private Radiostationen, die sich unter Kontrolle der Putschisten befanden, wurden von regierungstreuen Polizei- und Armeeeinheiten niedergebrannt und geplündert. Angesichts der ungewissen Lage verschanzten sich nach Augenzeugenberichten die meisten Bewohner Bujumburas in ihren Häusern.

Unabhängige Bestätigungen fehlen

Ob die Putschisten nahezu die gesamte Hauptstadt kontrollierten, wie sie selbst angeben, ist unklar. Auch für die Aussage des Armeechefs, der Putschversuch gegen den Staatschef sei gescheitert, gibt es keine Belege. Generalstabschef Prime Niyongabo, der loyal zu Präsident Nkurunziza steht, hatte in einer Radioansprache erklärt, dass Regierungstruppen die Lage unter Kontrolle hätten. Neben Teilen der Armee steht offenbar auch die Polizei loyal zu Präsident Nkurunziza. Auf der anderen Seite stehen Teile der Armee, die sich dem Putsch des ehemaligen Geheimdienstchefs Godefroid Niyombare angeschlossen haben. Auch Burundis Verteidigungsminister unterstützt offenbar den Umsturz.

Am Mittwoch hatte der Putschgeneral und frühere Geheimdienstchef Niyombare in einer Radioansprache die Absetzung Nkurunzizas verkündet sowie dessen Vorhaben, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, erneut scharf kritisiert. Niyombare nutzte für seinen Coup die Abwesenheit des Präsidenten. Der hatte mit den Staats- und Regierungschefs aus vier weiteren ostafrikanischen Ländern am Mittwoch in der tansanischen Hafenstadt Daressalam über einen Ausweg aus der Krise in Burundi beraten. Tansanischen Medien zufolge befindet sich der burundische Präsident immer noch im Nachbarland, nachdem ein Versuch, auf dem Flughafen in Bujumbura zu landen, gescheitert war.

Nkurunzizas Gegner sehen dessen Bewerbung um eine dritte Amtszeit als Präsident als verfassungswidrig an, während das Verfassungsgericht des Landes sie für rechtens befand. Die Kandidatur Nkurunzizas hatte wochenlange Unruhen in Burundi ausgelöst. Bei Zusammenstößen von Gegnern des Staatschefs mit der Polizei wurden seit Ende April mindestens 22 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt.

Internationale Friedensappelle an Kontrahenten in Burundi

Der UN-Sicherheitsrat berät in einer Sondersitzung über die Eskalation der Lage in Burundi. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Die Berichte über die Gewalt gäben Anlass zu großer Sorge, sagte Bans Sprecher in New York. Die US-Regierung erklärte inzwischen, sie betrachte Nkurunziza weiterhin als den legitimen burundischen Präsidenten. Nach den Vereinten Nationen und den USA verurteilte auch die Afrikanische Union die Gewalt in Burundi und rief zu einer friedlichen Lösung auf. Die EU warnte, die Situation dürfe "nicht außer Kontrolle geraten".

qu/haz (afp, epd, dpa, rtr)