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© shutterstockHätte ohne moderne Technik weniger zu lachen: Hausfrau mit Muße für Kleiderwahl
Ohne elektrischen Strom geht schon lange nichts mehr - schon gar nicht in unserer Industrie- und Wohlstandsgesellschaft. Im täglichen Umgang mit ihm denken wir kaum noch darüber nach; so selbstverständlich ist er geworden. Auch ist uns gar nicht mehr so richtig klar, was gerade die Frauen dem Strom zu verdanken haben: Er hat ihnen die Hausarbeit erleichtert, die einst nur eine Aufgabe der Frauen war. Die vielen elektrischen Geräte im privaten Haushalt haben ihnen Zeit beschert. Zwar müssen sie die Geräte bedienen, aber das Arbeiten mit ihnen kommt schneller voran. Das schafft Zeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen: Zeit zum Lesen und zur Entspannung, Zeit zum Informationsaustausch, zur „Selbstfindung“, zur Emanzipation sowie Zeit, heutzutage auch als Ehefrau berufstätig zu sein, auch ein Folge davon demographische Fehlentwicklungen sind. Und ohne diese Möglichkeit zur Berufstätigkeit würde es wohl kaum das politisch betriebene Verlangen geben, leitende Positionen für Frauen mit Gesetzeskraft zu erzwingen. Oder knackig formuliert: Ohne Strom keine Frauenquote.

Elektrogeräte schaffen Freiraum

Auf diesen Zusammenhang hat Hans-Günter Appel aufmerksam gemacht. Er schreibt: „Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig ist stolz, dass die Frauenquote in leitenden Positionen jetzt gesetzlich festgeschrieben ist. Und alle Politiker fordern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es ist allerdings zweifelhaft, ob auch allen Politikern klar ist, dass dies nur mit preiswertem und verlässlichem Strom möglich ist. Denn elektrische Geräte übernehmen immer mehr Hausarbeit und schaffen Freiraum für Hausfrauen.“ Emanzipation von Frauen sei nur dadurch möglich geworden, dass Elektrogeräte Einzug in den Haushalt gehalten hätten.

Der Strom half bei der Selbstbefreiung mit

Ob „nur“ dadurch, lässt sich zwar anzweifeln. Denn entscheidend war sicher die Triebkraft zur Selbstbefreiung von Bevormundung, von Abhängigkeit, von Naturgegebenheiten und gesellschaftlich bedingten Vorstellungen zur Rolle von Mann und Frau. Aber Elektrizität und Elektrogeräte haben wesentlich mitgeholfen, dieser Triebkraft zum Erfolg zu verhelfen. Daher macht es durchaus Sinn, auch an diese Bedeutung des elektrischen Stroms zu erinnern. Wie sehr dieser Strom die Arbeit im Haushalt heute beherrscht, hat der NAEB-Stromverbrauchschutz in einem Rückblick beschrieben. Ich gebe den Text hier im Wortlaut wieder. Die Zwischenüberschriften sind von mir eingefügt.

Vor sechzig Jahren Strom nur für Beleuchtung und Radio

„Das Leben ohne Elektrizität im Haushalt sah noch vor 60 Jahren anders aus. Die Wohnungen waren zwar an das elektrische Netz angeschlossen, jedoch nur für die Beleuchtung und das Radio. Elektrische Geräte gab es im Haushalt nicht. Sie waren noch nicht entwickelt, und der Strom dafür war zu teuer. Für eine Kilowattstunde Strom musste ein Facharbeiter damals etwa fünf Minuten arbeiten. Und vor gut 100 Jahren kostete die Kilowattstunde Strom den Lohn einer ganzen Facharbeiterstunde.“

Das Leben ohne Elektrogeräte

„Ohne Elektrogeräte würde eine Person mehr als acht Stunden jeden Tag der Woche arbeiten müssen, um einen Familienhaushalt aufrecht zu erhalten. Es gibt keine Waschmaschine. Die gesamte Wäsche muss von Hand mit Wasser gewaschen werden, das auf dem Herd mit Holz oder Kohle erwärmt wird. Zum Kochen stand vor 60 Jahren zwar auch Stadtgas zur Verfügung, aber mit einem hohen Anteil an hochgiftigem Kohlenstoffmonoxid. Doch wurde das Kochen damit immerhin erleichtert und beschleunigt. Aber der Preis dafür war eine erhöhte Brandgefahr durch die offenen Flammen und immer wieder Todesfälle durch Vergiftungen mit Kohlenstoffmonoxid.“

Als es weder Kühlschrank noch Gefriertruhe gab

„Und so war es vor 60 Jahren ebenfalls: Es gibt keinen Kühlschrank und keine Gefriertruhe. Fleisch, Milch, Gemüse und Fisch verderben schnell. Ohne Kühlschrank und Gefriertruhe gibt es auch keine vorgefertigte Tiefkühlkost. Geflügel und Fisch werden noch lebend oder gerade geschlachtet gekauft und erst zu Hause gerupft oder entschuppt und ausgenommen. Milch wird täglich frisch vom Milchmann geholt. Das gilt auch für Fleisch und Wurst, solange sie nicht geräuchert sind. Auch das Gemüse muss geputzt und gekocht werden. Vorgefertigtes Gemüse hält sich ohne Kühlschrank nicht sehr lange.“

Das Leben ohne Staubsauger, Brotmaschine, Toaster, Mikrowelle

„Es gibt auch keinen Staubsauger. Krümel und Schuhdreck werden mühsam aufgekehrt, Teppiche und Sessel mit dem Ausklopfer vom Staub befreit, nachdem sie in den Hof oder Garten gebracht worden sind. Geräte zum Rühren und Zerkleinern in der Küche gibt es ebenfalls nicht. Es fehlen der Elektroquirl, das elektrische Messer, die Küchenmaschine, die Brotschneidemaschine, der elektrische Zerkleinerer usw. Auch ein elektrischer Toaster ist nicht vorhanden. Es fehlt das Mikrowellen-Gerät zur schnellen Erhitzung von Speisen oder zum Aufwärmen. Nur Kohleherd und Gasherd stehen dafür zur Verfügung.“

Als die Elektrogeräte allgemein erschwinglich wurden

„Erst vor etwa 50 Jahren zogen die Elektrogeräte in die privaten Haushalte ein. Dafür gab es zwei Gründe. Bei einer schnell wachsenden Wirtschaftsleistung mit Steigerungsraten von 10 Prozent jährlich und rationellerer Fertigung von Seriengeräten wurden zunächst Kühlschränke und in der Folge auch Elektroherde und Waschmaschinen für immer mehr Haushalte erschwinglich. Der Strompreis blieb jedoch weiterhin konstant. Damit wurde Strom relativ immer billiger. 1972 musste ein Facharbeiter nur noch knapp eine Minute arbeiten, um eine Kilowattstunde zu bezahlen.“

Der Durchbruch zur Entlastung der Hausfrau

„Dies war der Durchbruch für eine immer rationellere Haushaltsführung mit einer bis dahin nicht für möglich gehaltenen Entlastung der Hausfrau. Sie hatte jetzt Zeit, einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen, sich künstlerisch oder sozial zu engagieren. Seit den neunziger Jahren erleichterten und beschleunigten Internet und Funknetze den Austausch von Informationen. Sie trugen weiter dazu bei, Frauen in der Öffentlichkeit zu integrieren.“

Heute hat ein Privathaushalt über fünfzig elektrische Geräte

„Der Prozess konnte nur mit einem ständig steigenden Stromverbrauch weitergeführt werden. Zwar nahm die Effizienz der Geräte zu. Gleichzeitig aber wurden immer mehr Geräte angeschafft. Heute findet man in einem normalen Haushalt über 50 elektrische Geräte und Antriebe. Allein das Internet verbraucht mehr Energie als alle Flugzeuge der Welt. Es ist ein Irrtum zu glauben, man könne bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum den Stromverbrauch vermindern.“

Aber nun machen Energiewende und EEG den Strom immer teurer

„Auch angesichts dieser Sachlage ist die deutsche Strompolitik unverständlich. Aus ideologischen Gründen wird der teure und unzuverlässige Windstrom, Solarstrom und Biogasstrom mit Hilfe des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) in das Netz geleitet und so der Strom immer teurer gemacht. Ein Facharbeiter muss inzwischen nicht mehr knapp eine Minute, sondern fast zwei Minuten lang arbeiten, um eine Kilowattstunde zu bezahlen, während in den meisten europäischen Staaten der Strom nur halb so teuer ist. Strom mit der unzuverlässigen und teuren Windenergie zu erzeugen, ist ein Rückfall ins Mittelalter. Damals waren Windmühlen die Hauptenergiequelle, wenn auch nicht für Strom, den man damals noch nicht kannte, aber für den Antrieb zum Beispiel eines Mahlwerks. Schon heute haben fast eine Million Haushalte keinen Strom mehr, weil sie die steigenden Kosten nicht aufbringen können.“

Ob der Ministerin Schwesig dieser Zusammenhang zwischen dem elektrischen Strom und ihrer Frauenquote bewusst ist? Wahrscheinlich nicht. Aber ohne Strom könnte sie mit ihrer Frauenquote wohl glatt einpacken. Oder müssten dann zuhause die Männer ran und nicht mehr die Frauen?