Es klingt wie Satire, scheint aber wahr zu sein. Laut einem geleakten Brief, datiert auf den 19. Mai und vom ukrainischen Parlamentspräsidenten Wladimir Groysman unterzeichnet, setzt sich die US-amerikanische Botschaft in Oslo aktuell dafür ein, dass der ukrainischen Präsident Petro Poroschenko für den Nobelpreis nominiert wird. Zwei von fünf Mitgliedern des Nobelpreiskomittees sollen bereits ihre Zustimmung signalisiert haben.
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Der Brief, gerichtet an die Geschäftsträgerin der US Botschaft in Oslo, Julie Furuta-Toy, beginnt zunächst mit einer Danksagung für die bereits unternommen „Mühen“ der diplomatischen Vertretung der USA in Norwegen, Petro Poroschenko für den Friedensnobelpreis zu nominieren.

Im weiteren Verlauf des Briefes wird jedoch darauf verwiesen, dass die bisher erreichte Unterstützung von „nur zwei der insgesamt fünf Komiteemitgliedern unzureichend ist“, um eine positive Entscheidung herbeizuführen. Deswegen fordert Groysman die Botschaft auf, noch mehr Druck auf die drei Mitglieder auszuüben, die bisher ihre Zustimmung verweigert haben. Diese drei Personen werden auch direkt namentlich benannt: Berit Reiss-Andersen von der norwegischen Arbeiterpartei, Inge Marie Ytterhorn von der libertären Fortschrittspartei sowie die Vorsitzende des Komitees und ehemalige Parteivorsitzende der Konservativen, Kaci Kullmann. Besonders auf letztere soll vermerkt Druck ausgeübt werden. Kullman saß bereits 2009 bei der Vergabe des Friedensnobelpreises an US-Präsidenten Barack Obama dem Komitee vor.


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Als „Instrument“, um die drei „renitenten“ Mitglieder des Nobelpreiskomittes zum Umdenken zu bringen wird auf die Senatoren verwiesen, „die bereits 2009 [Nobelpreis für US-Präsident Barack Obama] effektiv mit dem Komitee kooperiert haben“.

Um dies zu erreichen, wird auf Information verwiesen, „die Sie [die US-Geschäftsträgerin in Oslo] aus Deutschland erhalten werden“.


Kommentar: Erpressung...


Die zwei Mitglieder, die bereits ihre Zustimmung zum Ausdruck gebracht haben sollen, sind der ehemalige Premierminister Thorbjørn Jagland sowie Henrik Syse, Wissenschaftler am Friedensforschungsinstitut in Oslo.

RT Deutsch hat sich in den letzten zwei Tagen bemüht sowohl mit dem Nobelpreiskomitee als auch mit der US-Botschaft in Oslo diesbezüglich telefonisch und via E-Mail in Kontakt zu treten. Allerdings blieben alle E-Mail- und Telefonanfragen bisher unbeantwortet.

Lediglich die ukrainische Botschaft in Berlin war zu einer Auskunft bereit. Auf die Frage, ob sie bestätigen können, dass Petro Poroschenko für den Nobelpreis nominiert werden soll, antwortete die Botschaftsangehörige vielsagend: „Bisher nicht, aber wir arbeiten daran“. Zu der Authentizität des geleakten Briefes des Rada-Vorsitzenden Groysman wollte sich die Botschaft nicht äußern.