Geht der Kampf gegen das Jakobskreuzkraut verloren? Imker nehmen Honig aus dem Verkauf, weil die Grenzwerte von Pyrrolizidin-Alkaloiden belastet sind. Die Labortests erfolgten in Eigeninitiative - und betrafen 24 von 28 analysierten Sommerhonig-Proben.

honig, honey
Die Gesamtkosten. Drei Gramm Honig — das ist kaum anschaulich darzustellen, aber als gesetzte Durchschnittsverzehrmenge Grundlage für den derzeitig genannten Signalwert von 140 µg Pyrrolizidin-Alkaloiden (PA) pro Kilogramm des Naturproduktes, wie er vom Umweltministerium des Landes Schleswig-Holstein genannt wird. Einen Grenzwert gibt es bislang nur für Arzneien, aber das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, dass ein erwachsener Mensch mit einem Körpergewicht von 60 Kilogramm nicht mehr als 0,42 µg PA am Tag aufnehmen sollte.


Kommentar: Hier ein genauerer Auszu aus einem Artikel, was Pyrrolizidin-Alkaloide sind:
Viele Honige enthalten krebserregende und sehr giftige Pflanzenstoffe in bedenklichen Konzentrationen. [...]

Pflanzen wie das Jakobskreuzkraut oder das Gemeine Greiskraut bilden Pyrrolizidin-Alkaloide (PA), um sich gegen Fressfeinde schützen. Mehrere Menschen sind gestorben, weil sie PA-haltige Pflanzenteile etwa zusammen mit Getreide oder Kräutertees zu sich genommen hatten. Andere überlebten, trugen aber zum Beispiel Leberschäden davon. In Tierversuchen erhöhten PA zudem das Risiko, an Krebs zu erkranken.

Denn PA, wie sie sich unter anderem im Jakobskreuzkraut finden, werden über die Pflanzen von Bienen aufgenommen und gelangen so in den Honig. Im menschlichen Körper werden sie dann verstoffwechselt und wirken vergiftend. Bei regelmäßiger Zufuhr können so Leberschäden bis hin zu Krebserkrankungen verursacht werden.

Auf einer Informationsveranstaltung der im April gegründeten Interessengemeinschaft Jakobskreuzkraut (IG) — Naturschutz ohne Verlierer — zeichnete Hobbyimker Rainer Korten aus Zarnekau nun in Eutin am Beispiel eigener Erfahrungen als einer der Gründer der IG das Dilemma der regionalen Imker nach. Im weiteren Verlauf des Treffens, zu dem mehr als 80 Zuhörer erschienen, stand dann ein gemeinsames Projekt der IG mit dem Lehrstuhl für Lebensmittelsicherheit der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität im Mittelpunkt. Im Rahmen einer Doktorarbeit mit dem Titel „Vorkommen von PA in regional erzeugten Imkerhonigen und Konsequenzen für den Verbraucherschutz“ sollen verlässliche Daten erhoben, geografische, botanische und saisonale Zusammenhänge erfasst und schließlich eine fundierte Grundlage für den Umgang mit dem Problem von PA im Honig erarbeitet werden.

Daran fehlt es bislang, und auch ansonsten fühlen sich die Imker in der Angelegenheit vom Land offensichtlich alleingelassen: „Das Problem ist seit Jahren bekannt und nichts ist passiert“, so die einhellige Meinung. „Taschenspielertricks“ ist Rainer Kortens Kommentar zum Richtwert von 140µg, und das schließt auch die darauf basierende im November vom Ministerium veröffentlichte Stichprobenuntersuchung, wonach 98 Prozent der geprüften Honige unbedenkliche Mengen aufwiesen, mit ein.

Die in Eigeninitiative erfolgten Untersuchungen sprechen jedenfalls eine andere Sprache: Von 28 analysierten Sommerhonig-Proben waren 24 PA-belastet. „In fünf vom Kreisveterinär rund um den Barkauer See entnommenen Honigproben wurden Werte zwischen 93 und 2655 µg pro Kilogramm gemessen“, so Korten. Die Honige wurden daraufhin nicht in den Verkauf gegeben.

Die vielen unbeantworteten Fragen angesichts der realen Gefährdung waren schließlich für die IG, in der sich der Imkerverein Eutin und Umgebung, der Kreisbauernverband Ostholstein-Lübeck, die Kreisjägerschaft Eutin, der Maschinenring Lübeck-Eutin Süd, die Stiftung Elisabeth Mierendorff-Hilfe für Tiere in Not-, die Vogelschutzgruppe Eutin-Malente und der Wasser- und Bodenverband Schwentinetal zusammengefunden haben, der Grund für einen konstruktiven Vorstoß. „Sie haben die Flinte nicht ins Jakobskreuzkraut geworfen!“, attestierte Prof. Manfred Gareis von der LMU den Initiatoren der Kooperation mit seinem Fachbereich.

2015 und 2016 werde nun im Rahmen der Doktorarbeit die Informationslücke zu regional erzeugten Produkten geschlossen und so ein unabhängiger, nicht gewinnorientierter wissenschaftlicher Begleitschutz gewährt. Eines ließ sich bereits sagen: Für eine Lösung des Problems müssten Imker, Bauern, Straßenbauämter, Behörden und Naturschutz eng zusammenarbeiten: „Die eine Hand muss wissen, was die andere tut“, sagte Dr. Christoph Gottschalk, der den Doktoranden Matthias Zimmermann betreuen wird.