Firmen, die im Bitcoin-Geschäft tätig sind, stoßen immer wieder auf das Problem, dass Banken keine Konten zu verfügen stellen. Zudem sind internationale Transaktionen mit enormen Gebühren versehen. Die erste Bitcoin-Bank will dies nun ändern. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten sprachen mit einem der Gründer.
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Herr Rudolphi, Sie sind gerade dabei, die erste Bitcoin-Bank der Schweiz zu gründen. Wie weit sind Sie mit den Vorbereitungen?

Guido Rudolphi: Wir sind mit allen relevanten Stellen im Gespräch, haben die wichtigen Dokumente in Arbeit und rechnen damit, dass das offizielle (Bewilligungs)-Verfahren innerhalb der nächsten Wochen anläuft.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie sieht das Konzept der Bank aus?

Guido Rudolphi: Wir wollen eine Schnittstelle zwischen traditionellem Banking und Kryptowährungen sein.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Was kann man sich darunter vorstellen?

Guido Rudolphi: Ein Beispiel: In Deutschland wie auch in der Schweiz und anderen Ländern stoßen Firmen, welche im Bitcoin-Geschäft tätig sind, immer wieder auf das Problem, dass Banken ihnen keine Konti zur Verfügung stellen. Hier können wir einspringen. Ähnlich sieht es bei internationalen Transaktionen aus. Heute bezahlen einzelne Firmen für Zahlungen ins Ausland enorme Gebühren. Indem wir diese Zahlungen mit Partnern vor Ort in Bitcoins abwickeln, können diese Firmen Millionen sparen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie soll die Bank heißen? Wer sind ihre Eigentümer?

Guido Rudolphi: Den Namen kommunizieren wir, sobald die Gründung stattgefunden hat. Über die Eigentümer geben wir keine Auskunft.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie viele Gründungsmitglieder gibt es denn?

Guido Rudolphi: Wir sind ein Team von acht Personen. Dazu kommen noch die reinen Investoren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Gibt es bereits Investoren?

Guido Rudolphi:
Ja, es gibt bereits einige Investoren sowie Interessenten, welche ihr Interesse angemeldet haben. Dabei achten wir darauf, dass keine Investoren aus solchen Ländern dabei sind, welche Probleme verursachen könnten.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Was genau meinen Sie mit ‚Probleme verursachen‘?

Guido Rudolphi: Wir sind hier äußerst zurückhaltend bei allen Investoren, welche aus solchen Ländern kommen, welche die Regulierung von Bitcoins noch nicht genügend weit entwickelt haben. Und so, wie einige Schweizer Banken schon heute Klienten aus bestimmten Ländern nicht als Kunden akzeptieren, weiten wir dies auf die Investoren aus.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Setzen Sie nur auf Kunden, die Bitcoins besitzen bzw. zu erwerben denken?

Guido Rudolphi: Nein. Denn das würde bedeuten, dass wir davon ausgehen, dass keine
Entwicklung stattfinden wird.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie hoch schätzen Sie die Chance ein, dass Sie die Erlaubnis der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht, der Finma, erhalten?

Guido Rudolphi: Groß.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: In welchen Ländern gibt es bereits Bitcoin-Banken?

Guido Rudolphi: In dem Sinne, wie wir das Konzept erarbeitet haben, bisher noch nirgends.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Nun hat die Bitcoin-Handelsplattform Ecurex die Erlaubnis der Finma erhalten. Ist das ein positives Zeichen für Sie?

Guido Rudolphi: Absolut. Jede Möglichkeit, den Erwerb und Handel mit Bitcoins und anderen Kryptowährungen einfacher und auch sicherer zu machen, wird von mir absolut begrüßt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Auch die Bank of England überlegt, Bitcoins auszugeben. Wie sehen Sie das zunehmende Interesse der Zentralbanken an den Kryptowährungen?

Guido Rudolphi:
Wenn ich es richtig verstehe, diskutiert die BoE die Ausgabe einer eigenen Kryptowährung oder einer Blockchain-basierten Transaktionsmöglichkeit. Zentralbanken sehen offensichtlich das unglaubliche Potential dieser Technologie - ob sie es verstanden haben, wird die Zukunft zeigen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wird Ihre Bank, wenn Sie die Erlaubnis erhalten hat, auch in anderen Ländern aktiv werden?

Guido Rudolphi: Im Moment ist es zu früh, darüber zu spekulieren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Denken Sie auch darüber nach, zukünftig andere Kryptowährungen ebenfalls in Ihr Geschäftsmodell aufzunehmen?

Guido Rudolphi: Ja.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie gehen Sie damit um, dass Bitcoins eigentlich nur in begrenzter Anzahl vorhanden sind? Ist das nicht auch eine natürliche Grenze Ihrer Aufgaben als Bank?

Guido Rudolphi: Nein, auf keinen Fall. Jeder Bitcoin kann in 100 Millionen Teile aufgesplittet werden. Das bedeutet, dass bis 2040 2’000’000’000’000 werthaltige Währungseinheiten im Umlauf sein werden. Dazu werden zweifellos weitere Kryptowährungen kommen. Transaktionen und Aufbewahrung mittels solcher Kryptowährungen werden auch dann noch eine Aufgabe sein, wenn die Generierung der Coins abgeschlossen ist.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Glauben Sie, dass Kryptowährungen zum Bargeld-Ende beitragen werden?

Guido Rudolphi: Nein, zumindest nicht in nächster Zeit. Ich erinnere an das „papierlose Büro“, welches uns prophezeit wurde - und nie kam.


Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wo sehen Sie Kryptowährungen wie Bitcoin in zehn Jahren?

Guido Rudolphi: Schwierig zu sagen. Wir müssen unterscheiden zwischen der Technologie und Bitcoin als solchem. Die Technologie wird verschiedene Wirtschaftsbereiche so revolutionieren wie etwa der Computer oder das Internet. Denken wir nur mal an die Arbeit von Notariaten: Sie könnten praktisch zu 100 % von der Blockchain ersetzt werden.

Ob die Kryptowährungen der Zukunft Bitcoin oder anders heißen werden - wer weiß. Die Entwicklung ist unglaublich schnell, schneller, als jede technologische Revolution bisher in der Geschichte der Menschheit. Was ich heute sage, kann schon morgen überholt sein.

Was ich aber mit absoluter Gewissheit sagen kann, ist, dass die Technologie, auf welcher Bitcoins basieren, in zehn Jahren wohl jeden Bereich unseres Lebens durchdringen wird.