Die Kommunen in Griechenland sind auf Großspenden von Stiftungen angewiesen, um nicht Bankrott zu gehen. Die Bürger brauchen Lebensmittelspenden von Fleisch- oder Gemüseproduzenten. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer.
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© dpaDie griechische Rentnerin Anna Kousoula ist 60 Jahre alt, bekommt eine monatliche Rente von 300 Euro und muss damit auch ihren arbeitslosen Sohn finanzieren.
Während die Kommunen auf Großspenden von Stiftungen angewiesen sind, um nicht Bankrott zu gehen, brauchen die Menschen Lebensmittelspenden von Fleisch- oder Gemüseproduzenten. „Es wird hart, dunkel und schmerzvoll werden“ sagt Priester Ignatios Moschos aus Athen. Doch nicht alle Griechen leiden an den Folgen der Krise. Die Cafés und Restaurants in den wohlhabenden Vororten Athens sind gut besucht - sowohl von Bürgern als auch von Touristen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die Verbitterung unter den Armen ist offenkundig. „Die Europäer behandeln uns wie Tiere und unsere Kinder werden in einem zerstörten Land als Gefangene und nicht als Bürger aufwachsen“, sagte der 65-jährige Athener Charalabos Nikolaou dem Guardian.

Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten, ob es derzeit in Griechenland bei der Nahrungsmittel- und Benzinversorgung zu Engpässen kommt, antwortete eine Sprecherin der griechischen Botschaft in Berlin, dass es aktuell „keine offiziellen Quellen“ gebe, die Engpässe bestätigen könnten. Ein Mangel an Gütern liege nicht vor. Auch die Benzinversorgung funktioniere ungehindert.

In einer Mitteilung des griechischen Wirtschaftsministeriums heißt es:
„Das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Schifffahrt und Tourismus versichert sowohl den griechischen Bürgern als auch den ausländischen Gästen, dass ausreichende Mengen an Lebensmitteln auf dem Markt zur Verfügung stehen, deren Preise stabil bleiben. Vor allem Obst und Gemüse gibt es in ausreichender Menge und diese werden sogar zu Sonderpreisen angeboten. Das gleiche gilt für Treibstoff, der in ausreichenden Mengen und stabilen Preisen zur Verfügung steht. Alle anders lautenden Meldungen entsprechen nicht den Tatsachen. Das Ministerium für Wirtschaft steht durch das Generalsekretariat für Handel im ständigen Kontakt und kooperiert mit den verantwortlichen Trägern sowie den Lebensmittelunternehmen, und hat alle notwendigen Maßnahmen für die Fortsetzung des normalen Ablaufs und die Sicherstellung der ungehinderten Versorgung des Marktes mit Produkten getroffen, um die Bedürfnisse sowohl der Griechen als auch der zahlreichen Gäste, welche unser Land auch dieses Jahr wieder als Urlaubsziel gewählt haben, zu decken.“
Der griechische Bürgermeister Giorgios Kaminis sagte im Gespräch mit Bloomberg:
„Die Sparpolitik wird dazu führen, dass wir unsere Wettbewerbsfähigkeit verlieren und unternehmerische Tätigkeiten zurückgehen. Wir müssen nun in zwei Tagen Reformen umsetzen, die wir in den vergangenen fünf Jahren nicht umgesetzt haben. Doch so ist es einmal. In den vergangenen zweieinhalb Wochen haben wir insbesondere im Tourismussektor Einbußen erlitten.“
Bürgermeister Athen Giorgios Kaminis
© ScreenshotDer Bürgermeister von Athen, Giorgios Kaminis, sagt, dass Griechenland aufgrund der Sparpolitik seine Wettbewerbsfähigkeit komplett einbüßen wird.
Die Zahl der Last-Minute-Buchungen von Flugreisen nach Griechenland seit der Ankündigung des inzwischen abgehaltenen Referendums um 30 Prozent eingebrochen, sagte der Chef des griechischen Tourismusverbands, Alexander Lamnidis, der Nachrichtenagentur AFP. Vom neuen Sparprogramm sollen insbesondere Beamte, Angestellte und die Tourismusbranche negativ betroffen sein, berichtet der ORF.

Die Banken in Griechenland werden weiterhin geschlossen bleiben und die Bargeldbeschränkung in Höhe von 60 Euro bleibt ebenfalls weiter bestehen. Auslandsüberweisungen für Nahrungsmittelimporte sind somit auch weiterhin nicht möglich. Lebensmittel bleiben knapp. Bürger sorgen sich um ihr Überleben und befürchten, dass ihnen die Lebensmittel irgendwann komplett ausgehen könnten, berichtet die New York Times.

Dem Sparprogramm zufolge soll der Mehrwertsteuersatz im Bereich der Gastronomie von 13 auf 23 Prozent angehoben werden. Für Hotelübernachtungen ist mit einer Mehrwertsteuer-Erhöhung von 6,5 auf 13 Prozent zu rechnen. Ab 2016 sollen auch Pauschalreisen nach Griechenland teurer werden, berichtet NWZ Online.