Der Ankauf oder die Pacht großer Landflächen durch Konzerne wird in Afrika immer öfter zum Problem, so auch in Tansania. Tansania - einem der ärmsten Länder Afrikas, das zugleich mit äußerst fruchtbaren Böden gesegnet ist. Eine Kombination, die offenbar immer mehr Spekulanten und Großkonzerne anzieht.
Wald Tansania Afrika
© Rhett A. ButlerWaldgebiet in Tansania
Statt Grundnahrungsmittel anzubauen und so den Grundbedürfnissen der Menschen nachzukommen, setzen die Investoren auf den Export von Kaffee, Jatropha oder wie in unserem aktuellem Beispiel auf Palmöl für die Bioenergie und versuchen gleichzeitig, Tansania als Markt für die eigenen Produkte wie Saatgut, Pestizide, Herbizide und chemische Düngemittel zu erschließen.

Millionen Dollar fließen in die Palmöl-Entwicklung Tansanias und bereits auf dem G7-Gipfel 2012 sass der Präsident Kikwete mit Obama und Merkel mit Monsanto an einem Tisch. Verlierer sind die Kleinbauern, ihnen wird die Existenz genommen.

Afrikanische Kleinbauern sind die Verlierer

Auf dem G7 -Gipfel 2012 im Weißen Haus war auch Präsident Kikwete aus Tansania. Auf diesem Gipfel stannd das südliche Land Growth Corridor of Tanzania (SAGCOT) in den Mittelpunkt, die neue Partnerschaft, die im Jahr 2010 entstand. Diese Partnerschaft soll den landwirtschaftlichen Wachstum in dieser Region ermöglichen. Monsanto ist seit Beginn Partner der SAGCOT. Und wer hätte es geahnt, Monsanto kündigte die Unterstützung der lokalen Partner in Tansania an, um sie bei der Entwicklung von Systemen zu unterstützen, die die Produktivität und die Stärkung der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette für Mais und Gemüse erhöht. Alle Informationen dazu aus dem Weißen Haus über dieses Treffen: G-8-Aktion über Lebensmittelsicherheit und Ernährung - Das Weiße Haus!

Die „Neue Allianz für Nahrungsmittelsicherheit und Ernährung“ ist ein gemeinsames Engagement um nachhaltiges und integratives Wachstum in der Landwirtschaft zu erreichen. 50 Millionen Menschen sollen so von der Armut in den nächsten 10 Jahren befreit werden. Zudem soll erreicht werden, dass die afrikanische PoIitik wirksame Agrarpläne und Strategien für die Ernährungssicherheit entwickelt. Der Prozess soll durch private Investoren und die G-8 unterstützt werden um rasches und nachhaltiges Wachstum der Landwirtschaft zu erreichen. Unterstützt wird diese Aktion durch die der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung und Ernährungsorganisation für die Neue Allianz. Das klingt alles super, ja, wenn nicht die privaten Investoren wie z.B. Monsanto mit am Tisch gesessen hätten Denn wenn wir weiter recherchieren, stellen wir fest, dass Monsanto auch zu der PARTNERSCHAFT FÜR DIE AFRIKANISCHE LANDWIRTSCHAFT gehört.
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Die Unterstützer die am 08.September 2013 bei einer Veranstaltung dabei waren: Paul Bulcke von Nestlé, Jim Borrel von DuPont, Juan Ferreira von Monsanto, José Graziano da Silva der neue Generaldirektor der Food and Agriculture Organization (FAO) , Kavita Prakash-Mani von Syngenta, Pascal Lamy, Generaldirektor der Welthandels Oragnisation (WTO). Sie sehen, alle in einem Boot für Afrika. Nun die Frage, wer profitiert von dem Hunger? Diese Frage beantworten wir in unserem Beitrag: Die Gier nach Profit macht auch nicht vor dem WELTHUNGER halt! - Wohltat mit Profit?
Tansania: Präsident Kikwete wird das südliche Land Growth Corridor of Tanzania (SAGCOT) in den Mittelpunkt der neuen Partnerschaft im Jahr 2010 stellen, die den landwirtschaftlichen Wachstum in dieser Region ermöglichen soll. Monsanto ist seit Beginn Partner der SAGCOT. Auf dem G8-Gipfel 2012 kündigte Monsanto die Unterstützung der lokalen Partner in Tansania an, um sie bei der Entwicklung von Systemen zu unterstützen, die die Produktivität und die Stärkung der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette für Mais und Gemüse erhöht. Siehe: PARTNERSCHAFT FÜR DIE AFRIKANISCHE LANDWIRTSCHAFT
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Großflächige Landkäufe als Ursache für den globalen Druck auf Land

Vor dem Hintergrund des Rechts auf Nahrung untersucht auch eine neue Studie, wie sich großflächige Investitionen auf Kleinbäuerinnen und -bauern im südlichen Hochland Tansanias auswirken. Vor allem seit der Nahrungs- und Finanzkrise der letzten Jahre zeigt eine Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren weltweit ein gesteigertes Interesse an Agrarinvestitionen. Meist haben solche Investitionen den Anspruch, die Ernährungssicherheit zu verbessern und Armut zu bekämpfen. Dennoch gelten sie zunehmend als Mitursache für den globalen Druck auf Land, welcher de facto die Ernährungsunsicherheit und Armut der kleinbäuerlichen Bevölkerung verschärft.

Im Rahmen der Studie wird anhand der beispielhaften Betrachtung von vier Dörfern aufgezeigt, wie der Mangel an Kontrolle über die Erzeugung und den Verkauf sowie den Zugang zu Nahrungsmitteln die Verletzung des Rechts auf Nahrung möglich macht. So bedingen die Landkäufe nicht nur den Verlust von Ackerland und Weideflächen, sie erschweren auch den Zugang zu Wasserquellen oder Waldzonen für das Sammeln von Nahrung und Naturheilmitteln. Zudem führen sie zur Abdrängung der kleinbäuerlichen Bevölkerung in die Lohnarbeit. Hierbei sind vor allem geringe Löhne, fehlende Arbeitsverträge und die Bedingungen für die Arbeiter auf den Plantagen problematisch. Indem die Menschen somit von beiden Versorgungswegen für die Sicherung ihrer Nahrungsgrundlage abgeschnitten werden, geraten sie in eine prekäre Versorgungslage, weil ihre Möglichkeiten, sich durch eigenen Anbau oder Zukauf mit Lebensmitteln zu versorgen, stark beschnitten werden.

Die Studie „A Right to Food Perspective“ wurde im Rahmen des Kooperationsprojektes „Teaching EcoFair“ zwischen der Heinrich Böll Stiftung (Deutschland), Caritas Tschechien und verschiedenen Universitäten in Europa durchgeführt. Mit „Teaching EcoFair“ soll erreicht werden, dass das Thema Recht auf Nahrung stärker in Forschung und Lehre an Europäischen Universitäten verankert wird. Lesen Sie dazu Afrikanische Kleinbauern sind die Verlierer

Studie zum Download
(in englischer Sprache)

(pdf,3,7 MB)
Dazu auch ein Bericht, den wir für Sie übersetzt haben:

Millionen Dollar fließen in die Palmöl-Entwicklung Tansanias

John C. Cannon 09.07.2015

Eine Gemeinschaft ausländischer Investoren zielt auf die Ausweitung der Palmölproduktion des ostafrikanischen Landes, jedoch bleiben alle Details über Umsetzung und mögliche Folgen Mangelware.

Die East African Business Times berichtet über Pläne für ein 10.000 Hektar großes Palmöl-Projekt in Tansania, gestützt durch eine $ 111 Millionen Investition einer lokalen Industrialisierungsorganisation und einer ausländischen Investmentgesellschaft.

Die National Development Corporation NDC (Nationale Entwicklungskörperschaft) ist die Speerspitze des, wie sie es nennen, ganzheitliche Palmöl-Projekt im Becken des Ruvu-Flusses nahe der wirtschaftlichen Hauptstadt Tansanias, Dar es Salaam. Das ist der nächste Schritt in einem in 2013 geschlossenen Abkommen mit Naja Bharat, einer Risikokapital-Gesellschaft mit Sitz in Singapur. Bislang hat sich das Vorhaben schon 6.000 Hektar der projektierten Fläche gesichert.

In den 60ern beschloss das Parlament, NDC zu gründen um unter dem Motto „Macht mit bei der Industrialisierung Tansanias das „ökonomische Wachstum zu beschleunigen. Die Organisation ziel auf lukrative Export-Märkte in Europa und Asien, die nach Palmöl gieren.

Wie die NDC website berichtet, ist „Palmöl gewählt worden, da es ideal für den kommerziellen Anbau ist und somit die „Kilimo Kwanza Aktivitäten“ unterstützt.

Kilimo Kwanza - Suaheli für „transformierte Landwirtschaft“ oder „Landwirtschaft zuerst“ (NDC website. “Kilimo Kwanza,” Swahili for “transforming agriculture”) ist Tansanias Kampagne, um die Agrarindustrie des Landes, die über ein Viertel der nationalen Wirtschaft stellt, voran zu bringen.

In den vergangenen 10 Jahren zeigte die tansanische Regierung gesteigertes Interesse an Biokraftstoff im allgemeinen und an Palmöl im besonderen. Sie machen Anstrengungen ihre Wirtschaft gegen die Effekte der steigenden Kraftstoffpreise zu stärken und Schritte in Richtung wirtschaftliche Unabhängigkeit voranzutreiben. Die Regierung hat 2006 eine Arbeitsgruppe gebildet, um den Umbau Tansanias in eine Biokraftstoff- und Palmöl produzierende Nation zu fördern.

NDC Experten erwarten jährlich 7250 Liter, oder zwischen 7.7 - 7.9 metrische Tonnen Palmölertrag/Hektar Farmland. Das ist etwas mehr als die Erträge von 5.1 metrische Tonne/Hektar, die die Mitglieder des „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (Runder Tisch zu nachhaltigem Palmöl) erwirtschafteten, basierend auf dem WWF report über die Nachhaltigkeit und Profitabilität von Palmöl aus 2012. Wie NDC und Naja Bharat diese Rendite sicherstellen wollen, ist unbekannt, da keine Organisation auf die Nachfragen von mongabay.com geantwortet hat.

Auch ist nicht klar, was diese Entwicklung für die Flora und Fauna bedeutet. Wie aus dem Datenmaterial der Global Forest Watch (Globale Waldwacht) ersichtlich ist, weist die Region entscheidende Wildtierhabitate auf und viele seiner Küstengebiete wurden als „Hotspots“ der Biodiversität qualifiziert.
Viele Gebiete im Ruvu River Becken sind als Biodiversitätsv-Hotspots gekennzeichnet, in denen bedrohte Tier- und Pflanzenarten leben, deren Habitate mehr und mehr von Zerstörung bedroht sind.
Große Bereiche sind als Vogelschutzgebiet endemischer Arten (Birdlife Endemic Area) dort besonders abgegrenzt, wo sich die Lebensräume von mindesten 2 oder mehr endemischen Spezies überlappen. Zudem befindet sich in der Gegend das einzig bekannt Habitat der Loveridge’s Sonnenvögel (Nectarinia loveridgei), die auf der Liste des IUCN als in erster Linie „gefährdet durch den Verlust des Lebensraumes“ angeführt sind. Deswegen ist dieser Bereich -rund um den Oberlauf des Ruvuflusses - von der Alliance for Zero Extinction als entscheidende Schutzzone bewertet worden.

Auf der NDC Website ist außerdem zu lesen, dass die Biomasse-Abfälle, so hoffen sie, 10 Megawatt Strom erzeugen können, um den Energiebedarf des Projektes zu decken und zudem die Überproduktion in das Stromnetz des Landes einzuspeisen.

Die East African Business News berichtet von den Absichten, sich der „out growers“ zu bedienen, unter Vertrag genommene Farmer aus den Gemeinden Kimala Misale im Bezirk Kisarawe und Dutumi im Bezirk Kibaha, ca. 40 km von der Hauptstadt Dar es Salaam entfernt. Ein Standort für die Palmölproduktion in Kisarawe ist ebenfalls vorgesehen.

Seit 2006 haben einige Organisationen Besorgnis darüber geäußert, dass beträchtliche Flächen wertvollen urbaren Landes, immerhin etwa 17% von Tansanias Gesamtfläche, nun für den Anbau von Biokraftstoff anstelle von Lebensmitteln genutzt wird.

Da Tansania regelmäßig wegen Dürreperioden in wachsendem Masse auf Lebensmittelhilfe von außen angewiesen ist, wird die Politik Treibstoff anstelle von Nahrung zu produzieren, die Armut und Ernährungsunsicherheit Tansanias in den kommenden Jahren ansteigen lassen,“ schrieb Abdallah Meinte von der NGO Envirocare 2007 in einer Fallstudie.

Mkindees Besorgnis betrifft auch die Kleinbauern, die in solche Projekte eingeschlossen sind. „Jeder Bauer, der sich überlegt, solch einen Vertrag über das Pflanzen und Pflegen der Palmen zu unterschreiben, könnte gezwungen werden, sein Land für viele Jahrzehnte zur Nutzung zu überschreiben,“ schrieb er, und fügte hinzu, dass sich das Interesse der Regierung auf Tansanias fruchtbarsten Boden konzentriert.
„Diese Bereiche sind die mit dem besten Zugang zu Wasser, und deshalb üblicherweise die Flächen, auf denen die Bauern normalerweise schon Lebensmittel anbauen,“ fügt er an.
Die Recherche beleuchtet ein anderes großes Problem im Land - das Wasser. „Da Ölpalmen um die 150 mm Wasser im Monat benötigen, werden sie bewässert werden müssen und das ist in Hinblick auf die Produktivität und den Profit sehr, sehr teuer,“ sagte Carter Coleman, CEO und Gründer von Africa. „Das ist die größte Herausforderung.“

Agrica ist ein Unternehmen, das sich die Entwicklung nachhaltiger Landwirtschaft in Ostafrika zum Ziel gesetzt hat. Coleman meinte, sie hätten ursprünglich vorgehabt, die Palmpflanzungen nachhaltig aufzubauen. „2005 sah Biokraftstoff sehr interessant aus,“ schrieb er in einer email an mongabay.com. „Verglich man die Erträge, sah Palmöl am Besten aus.“

Aber dann, sagte er, wurde es klar, dass die Ölpalmen unerschwinglich teuer würden und Agrica sich seitdem Reis und anderer Stapelware zugewandt habe.

Verbunden mit dem Thema Wasser ist das globale Wettergeschehen, das im Zusammenspiel mit vielen anderen Faktoren wie z.B. den Preisen für fossile Brennstoffe, das weltweit meistproduzierte Pflanzenöl anfällig für Preisschwankungen macht. Im letzten Jahrzehnt hat sich lt. den Angaben der Weltbank der Preis für die metrische Tonne Palmöl von $ 360 in 2005 mehr als verdreifacht, seinen Höchststand erreichte er 2011 mit fast $ 1250/mT. Diese Volatilität kann Palmöl zu einer gewagten Investition machen.
Vor Ort in Tansania kann der Wasserbedarf der 10.000 Hektar großen Pflanzung zu einer Herausforderung werden, da es einfach nicht genug Wasser im Ruvufluss geben könnte.
Ein in 2010 von der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) finanziertes Gutachten weist auf die wachsende Belastung für einen der wichtigsten Wasserwege Tansanias hin.

„Der Ruvu-Fluss versorgt etwa 3 Millionen Anwohner mit Oberflächenwasser für den privaten und industriellen Gebrauch“, die vorwiegend in Dar es Salaam leben, schrieben die Autoren.

Da Anfang der nächsten Dekade die Bevölkerung in Tansanias größter Stadt die 6-Millionen-Grenze überschreiten soll, gab das IUCN eine ernsthafte Warnung heraus, dass die Nutzung dieser endlichen Wassermenge das Potenzial der Palmölgewinnung beschränken könnte: „ Die anwachsende Bevölkerung gemeinsam mit der wachsenden Nachfrage nach Wasser für die industrielle Produktion, den häuslichen Gebrauch und die Bewässerung werden zu ernstem Wassermangel führen.“

Petition Urge Tanzania not to Allow a Giant Palm Oil Plantation which will Threaten Animals and Forests