Sie suchen nach Frühindikatoren dafür, dass die gesamte Weltwirtschaft in Probleme geraten könnte? Kein Problem, Sie können sich aus einem bunten Strauß herauspicken, was Ihnen passt. So sind die Kupferpreise gerade auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren gefallen. Morgan Stanley warnt vor dem schwersten Ölpreiscrash seit 45 Jahren. Chinas Wirtschaft verfällt plötzlich in Leerlauf und der Welthandel bremst sein Wachstum so schnell wie seit der letzten Finanzkrise nicht mehr. Man muss sich schon sehr bewusst anstrengen, um all diese Anzeichen für eine weltweite Konjunkturkrise zu übersehen.

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© Corbis
In den vergangenen Monaten habe ich einen Artikel nach dem anderen geschrieben, in dem ich dargelegt habe, wie sich alles, was im Vorfeld des Börsencrashs von 2008 geschah, nun wiederholt. In Zeitlupe und direkt unter unseren Augen entgleist die Konjunkturlokomotive und von nun an werden die Dinge nur noch schlimmer werden.

Kupfer gilt als hervorragender Frühindikator für die künftige Entwicklung der Wirtschaft. Das war schon 2008 zu beobachten, als in den Monaten, bevor der Aktienmarkt in sich zusammenbrach, die Kupferpreise massiv in den Keller rauschten.

Und wissen Sie was? Kupfer ist gerade wieder auf Talfahrt, wie Sie hier sehen können. Am Mittwoch gab der Preis erneut nach, nun ist er so niedrig wie seit der letzten Finanzkrise nicht mehr. Leider sehen die Prognosen für die kommenden Monate nicht sehr vielsprechend aus. Sehen wir uns an, was Goldman Sachs über Kupfer zu sagen hat:
»Seit zweieinhalb Jahren baissieren wir, was die 12-Monats-Prognose für Kupfer anbelangt, dennoch haben wir mittel- bis langfristig eine eher haussierende Haltung eingenommen, ausgehend von einem Wachstum der chinesischen Kupfernachfrage um 4 Prozent jährlich und einer deutlichen Verlangsamung des Angebotswachstums etwa 2017/2018 [...] Wir reduzieren unsere kurz-, mittel- und langfristigen Prognosen zum Kupferpreis beträchtlich. Gründe sind die gesenkten Prognosen, was Chinas Kupfernachfrage angeht (wir hatten bereits seit einer ganzen Weile betont, dass das Risiko zu stark unterschätzt wurde), die wachsende Überzeugung, dass das Kupferangebot in den kommenden drei Jahren zunehmen wird, sowie die wachsende Überzeugung, dass die Prognose einer Deflation der in Dollar gerechneten Förderkosten eintreten wird.«
Schon komisch, dass Goldman Sachs China so in den Vordergrund rückt. Chinas geschönte BIP-Angaben wollen den Eindruck erwecken, dort sei alles in Butter, aber andere Zahlen zeichnen ein deutlich trüberes Bild.

So ist Chinas Stromverbrauch im Juni so wenig gewachsen wie seit 30 Jahren nicht. Und der Kapitalabfluss aus China hat ein »alarmierendes« Niveau erreicht:
»Auf über 224 Mrd. Dollar schätzt Robin Brooks von Goldman Sachs den Kapitalabfluss im zweiten Quartal. Das liege ›weit jenseits von allem, was wir bislang gesehen haben‹, sagte er.«

Um den Renminbi zu verteidigen, muss Chinas Zentralbank die Devisenreserven des Landes angreifen. Diese Art der Intervention hat inzwischen ein chronisches Ausmaß erreicht und die Mengen nehmen immer weiter zu. Brooks schätzt, die Behörden hätten von März bis Juni für 48 Mrd. Dollar Staatsanleihen verkauft.

Im Laufe des vergangenen Jahres hätte der Kapitalabfluss - wann werden wir endlich damit anfangen, es als ›Kapitalflucht‹ zu bezeichnen - 800 Mrd. Dollar betragen, sagte Charles Dumas von Lombard Street Research. Das sind beängstigende Summen.«
Erst vergangenen Monat ist der chinesische Aktienmarkt eingebrochen. Der Crash wurde jedoch unterbrochen, als die chinesische Regierung eingriff und eine Art finanzielles Kriegsrecht verhängte. Ich denke, der Begriff »finanzielles Kriegsrecht« ist hier keineswegs übertrieben. Hier dazu ein Ausschnitt aus einem aktuellen Artikel im Telegraph:
»Die Hälfte der Aktien, die in Shanghai und Shenzhen gehandelt werden, wurden ausgesetzt. Börsengänge wurden gestoppt. Rund 300 Unternehmenslenker wurden unter Druck gesetzt, dass sie ihre eigenen Anteile zurückkaufen. Im Stile eines Polizeistaats wurde Jagd auf Leerverkäufer gemacht.

Aus einem sehr drastischen Bericht im Magazin Caixin wissen wir, dass Chinas führende Broker in einen Raum gesperrt und gezwungen wurden, Geld herauszurücken für eine organisierte Kauf-Intervention. Vertreter der Kommunistischen Partei gaben für den Shanghai Composite ein Ziel von 4500 vor.«
Auf diese Weise wurde ein Börsencrash aufgehalten, aber im Zuge der Rettungsaktion haben die chinesischen Vertreter den zweitgrößten Aktienmarkt der Welt praktisch vernichtet. Chinas Finanzmärkte haben nun sämtliche Legitimität eingebüßt und jeder Ausländer dürfte künftig sehr zurückhaltend damit sein, in chinesische Titel zu investieren.

Zusätzlich lässt es sich nicht leugnen, dass in China und in weiten Teilen des restlichen Planeten die Handelsaktivität erlahmt. Einen so starken Rückgang beim globalen Handelsvolumen haben wir seit der letzten weltweiten Rezession nicht mehr gesehen. Aus einem Bericht von Zero Hedge:
»So wie es der Welt ergeht, so ergeht es Amerika (zumindest sagen das 30 Jahre historischer Daten). Wenn also das Welthandelsvolumen in den vergangenen sechs Monaten um mehr als zwei Prozent einbricht (so stark wie seit 2009 nicht mehr) und nun auf dem schlechtesten Stand seit Juni 2014 steht, könnte man behaupten, der sinnbildliche Kanarienvogel in der Kohlenmine, ›steht eine Rezession in den USA unmittelbar bevor‹, holt gerade ein letztes Mal Luft ...
Worl Trade Volume Juy 2015
© ZeroHedge
Wolf Richter von Wolf Street ergänzt, dass es sich hier nicht um Stagnation oder zähes Wachstum handelt. Es ist vielmehr der tiefste und langwierigste Rückgang im Welthandel seit der Finanzkrise. Falls nicht im Juni noch eines der in diesem Bereich zusehends seltener werdenden Wunder eingetreten ist, wird der Welthandel erstmals seit 2009 wieder zwei Quartale in Folge geschrumpft sein.«
Wie Sie an obiger Grafik ablesen können, geht ein Rückgang des globalen Handelsvolumens fast immer mit einer Rezession einher. So war es 2008 und so war es 2009. Es gibt noch eine weitere Übereinstimmung zwischen der letzten Krise und den jetzigen Ereignissen - der Ölpreis rauscht in den Keller. Wie Business Insider schreibt, hat offiziell gerade ein ganz neuer Bärenmarkt für Öl begonnen: ...
»Erdöl ist jetzt offiziell ein Bärenmarkt.

Am Donnerstag fiel der Preis für die Rohölsorte West Texas Intermediate um über ein Prozent und schloss in New York bei fast 48,55 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Die Definition für einen Bärenmarkt besagt, ein Wert muss von einem Hochstand um etwa 20 Prozent fallen. Der Rohölpreis ist in den vergangenen sechs Wochen um etwa 20 Prozent gefallen.«
Was bedeutet das alles? All diese Signale sprechen dafür, dass eine weitere schwere Wirtschaftskrise vor der Tür steht und auf dem weltweiten Finanzmarkt ein großer Knall lauert.

Mittlerweile läuten sogar schon viele der »Bullen« die Alarmglocken. Ein Beispiel ist Henry Blodget von Business Insider:
»Die regelmäßigen Leser unter Ihnen wissen, dass ich mich seit rund 21 Monaten öffentlich um die amerikanischen Aktienpreise sorge. Vor allem habe ich erklärt, dass ein Rückgang um 30 bis 50 Prozent keine Überraschung wäre.

Was ich nicht prognostiziert habe, ist ein Crash. Ich habe jedoch deutlich erklärt, dass die Aktien in den nächsten sieben bis zehn Jahren Renditen abwerfen werden, die deutlich unter dem Durchschnitt liegen. Sollte es zu Aktiencrashs kommen, wäre ich für meinen Teil ganz gewiss nicht überrascht. Sagen Sie also nicht, es habe Sie niemand gewarnt!«
Falls Sie Henry Blodget nicht kennen sollten: Zu den Bären kann man ihn ganz gewiss nicht zählen, er ist vielmehr einer der größten Cheerleader der Wall Street. Wenn also jemand wie Blodget andeutet, der Aktienmarkt könnte die Hälfte an Wert verlieren, dann ist das eine große Nummer. Je näher die nächste große Krise heranrückt, desto deutlicher tritt alles zutage.

Quelle