Eine Pew-Umfrage hat ergeben, dass sich Russland und Deutschland entfremdet haben. Zugleich hat US-Präsident Barack Obama seinen ganzen Kredit in Russland verspielt.
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© dpaIn der Amtszeit von Angela Merkel ist das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland gestört wie schon lange nicht.
Eine Umfrage des Pew Research Centers zeigt, dass es im Verhältnis zwischen Deutschland und Russland zu einer deutlichen Verschlechterung der Beziehungen gekommen ist:

Interessanterweise ist die Verschlechterung bereits seit 2011 festzustellen, also vor dem Ausbruch der Ukraine-Krise. Neben der zweifelhaften Gesellschaftspolitik und den erkennbaren autoritären Tendenzen dürfte die Abneigung bei den Deutschen vor allem auf das massive anti-russische Trommelfeuer in vielen Medien zurückzuführen sein. Der Spiegel etwa übertitelt seinen Bericht über die Pew-Umfrage: „Studie über Russland: Daheim verhätschelt, woanders verachtet“. Das ist natürlich in höchstem Masse manipulativ, denn es handelt sich um keine „Studie“, sondern um eine Umfrage („survey“). Außerdem lautet die Fragestellung über Putin nicht, ob man Putin „verachtet“, sondern: „Wieviel Vertrauen haben sie, dass Putin in weltpolitischen Angelegenheiten das Richtige tut?“

Hier zeigt sich, dass das Vertrauen, das der Westen in Putin setzt, gering bis sehr gering ist. Allerdings genießt Putin offenbar in China und Indien hohes Ansehen. Auch die Werte Putins in Afrika sind gut. Hier schränkt das Pew-Center allerdings ein, dass die meisten Leute geantwortet hätten, sie könnten es nicht einschätzen. Diese Offenheit der Afrikaner ist ein wertvoller Beitrag: Denn in vielen Ländern sind Umfragen schon so zur Routine geworden, dass die Leute entweder gar nicht mehr nachdenken, bevor sie etwas sagen; oder aber einfach nachplappern, was sie von den Medien vorgekaut bekommen.

Daher sind alle Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Interessant sind Antworten jedoch, wenn sie so starke Ausschläge erzeugen, dass man tatsächlich eine Stimmungsänderung erkennen kann. Dies trifft bei den Werten von US-Präsident Barack Obama zu:

Obama war, wie die Grafik zeigt, in den Jahren vor dem Ausbruch des neuen Kalten Krieges, geradezu ein Idol in Russland. Doch die Werte sind, durch die scharfe antiamerikanische Berichterstattung in vielen russischen Medien und durch die aggressiven Töne aus Washington, in den Keller gestürzt. Man kann wohl sagen, dass hier eine Chance verspielt wurde, das amerikanisch-russische Verhältnis nachhaltig zu stabilisieren. Inwieweit Putin, der selbst zu Hause höchste Zustimmungswerte aufweisen kann, diese Entwicklung antizipiert und seine Politik daher etwas stärker auf Konfrontation justiert hat, ist schwer zu beurteilen.


Kommentar: Ein Konfrontationskurs kommt wenn dann aus den USA und nicht aus Russland oder von Putin.


Die Zerrüttung im Verhältnis zwischen Deutschland und Russland dürfte beiden Ländern nachhaltig schaden: Die Ost-Orientierung Russlands könnte dazu führen, dass die deutsche Wirtschaft den Anschluss an das wichtige Projekt Seidenstraße verliert. Allerdings sind die kulturellen Bande weiterhin stark, weshalb nicht davon auszugehen ist, dass die Beurteilung der Politik der russischen Regierung auch schon ein endgültiges Urteil über das bilaterale Verhältnis darstellt.

Gleichermaßen ist der deutliche Rückgang der Merkel-Versteher in der russischen Öffentlichkeit auch nur eine Momentaufnahme. Unterhalb der politischen Ebene gibt es zwischen den Vertretern etwa der deutschen Außenhandelskammer AHK und den russischen Stellen intensive Bemühungen, die Beziehungen zu stabilisieren.