In Oberhausen hat ein Polizist mit mehreren Schüssen einen 39-Jährigen getötet. Der Mann hatte auf dem Präsidium auf einen 21-Jährigen eingestochen und auch die Polizisten bedroht. Ermittler prüfen nun, ob der Beamte vor den Todesschüssen einen Warnschuss abgab.
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© Ermittler der Spurensicherung stehen vor einer Wache in Oberhausen, auf der ein Polizist einen Mann erschossen hat
Ein Polizist hat am Mittwochmorgen auf dem Polizeipräsidium in Oberhausen einen 39 Jahre alten Mann erschossen. Der Mann sei mit einem Messer bewaffnet gewesen und habe die Beamten bedroht, sagte ein Sprecher der Polizei Essen.

Beamte riefen: "Waffe weg!"

Beamte hätten den Mann aufgefordert, das Messer niederzulegen - dies habe der Mann aber nicht getan. Ein Polizist habe daraufhin mehrere Schüsse abgefeuert. Nach Informationen der Bild-Zeitung waren es drei. Der 39-Jährige starb noch vor Ort an seinen Verletzungen.

Die Kriminalpolizei Essen ermittelt nun, wie der Vorfall genau abgelaufen ist. Fest steht bislang laut Bild, dass sich der 39-Jährige und der 21-Jährige nicht kannten. Als der ältere Mann auf den 21-Jährigen einstach, stürmten Polizisten dazu und riefen "Waffe weg!" Daraufhin wurden auch sie mit dem Messer bedroht.

Arzt konnte Messerstecher nicht reanimieren

Die Polizisten schossen dann mehrfach auf den Messerstecher. Obwohl zufällig ein Arzt anwesend war, konnte der Mann trotz mehrfacher Reanimationsversuche nicht gerettet werden.

Der 21-Jährige erlitt durch das Messer schwere Stichverletzungen. Er wird derzeit im Krankenhaus behandelt. Lebensgefahr besteht nicht.

Wurde ein Warnschuss abgegeben?

Wie es zu dem Streit zwischen den Männern kam, wird derzeit noch ermittelt. Auch müsse noch geklärt werden, ob der Polizist vor den tödlichen Schüssen einen Warnschuss abgegeben hat, sagte der Sprecher. Derzeit würden alle Zeugen befragt. Die Spurensicherung sei vor Ort.

Polizisten dürfen nach Angaben des Innenministeriums aus zwei Gründen schießen: aus Notwehr oder aus Nothilfe für andere. Nach einem Vorfall prüft standardmäßig die Staatsanwaltschaft, ob der Schusswaffengebrauch rechtmäßig war.

Schüsse auf dem Polizeirevier

Nur selten machen Polizisten von ihrer Schusswaffe Gebrauch. In wenigen Ausnahmefälle wie jetzt in Oberhausen werden Menschen von Beamten in Räumen der Polizei durch Schüsse verletzt oder sogar getötet.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte nach den bisherigen Stand der Ermittlungen Verständnis für die Reaktion des Beamten: "Den Kollegen wird im Training beigebracht, nach einer erfolglosen Warnung zu schießen", sagte der GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert. Einen Warnschuss oder einen Schuss zum Beispiel in die Beine müsse ein Polizist nur abgeben, wenn ihm bei einem Angriff ausreichend Zeit dafür bleibe.

Polizist muss betreut werden

Plickert erinnerte trotz des Todesopfers daran, dass auch der Polizist nach dem tödlichen Schuss betreut werden müsse: "Unser Berufsbild ist darauf ausgerichtet, Menschen zu helfen und nicht darauf, sie zu töten."


Die Schüsse in Oberhausen seien auch ein Zeichen eines gesellschaftlichen Problems, sagte der GdP-Vorsitzende weiter. "Heutzutage scheint jeder mit einem Messer durch die Gegend zu laufen." Die Hemmschwelle zur Gewalt sei wesentlich geringer geworden.

Der jüngste Fall weckt Erinnerungen an einen angeschossenen Flüchtling in Bonn: Der 23-Jährige hatte am vergangenen Samstag in einem Flüchtlingsheim mit einem Landsmann gestritten und diesen mit einem Messer verletzt. Wenig später soll der Mann aus dem Fenster des abgesperrten Heims gesprungen und mit zwei Messern auf Polizisten losgegangen sein. Dabei wurde er angeschossen und verletzt.

Beispiele für Polizei-Gewalt

Immer wieder kommt es zu ähnlichen Fällen. Einige Beispiele:

Dezember 2013: Ein Mann wirft Flaschen an die Fassade eines Leipziger Polizeireviers. Als Beamte den Randalierer vor dem Gebäude festnehmen wollen, rennt er nach Aussage der Polizisten mit einem Messer in der Hand auf diese los. Mit Polizeischüssen in Schulter und Bein wird der 28-Jährige verletzt.

Juni 2013: In der Polizeiinspektion Starnberg (Bayern) erschießen Beamte einen 71 Jahre alten psychisch-kranken Mann, der zuvor mit einem Küchenmesser auf einen Polizisten losgegangen war.

Oktober 1996: Bei verbotenen Zielübungen auf einer Polizeiwache in Karlsruhe erschießt ein 25 Jahre alter Polizist versehentlich seinen 36-jährigen Vorgesetzten. Der Schütze hatte vergessen, seine Waffe zu entladen.

chz/cp/dpa