Nach dem Anschlag in Bangkok verfolgen die Ermittler eine heiße Spur. Auf Bildern von Überwachungskameras sei ein Verdächtiger zu sehen, sagte die Polizei. Mindestens 20 Menschen wurden getötet. Heute gab es einen versuchten Anschlag.
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© ReutersDer Tatort am Tag nach dem Anschlag: Ermittler untersuchen die Stelle am Erawan-Schrein.
Nach dem schlimmsten Anschlag, den die thailändische Hauptstadt jemals erlebt hat, sucht die Polizei nach den Drahtziehern. Im Visier hat sie dabei einen Mann in einem gelben T-Shirt, der kurz vor der Detonation am Tatort mit einem verdächtigen Paket gesehen wurde. Das habe die Auswertung von Videos aus Überwachungskameras ergeben, sagte Polizeisprecher Prawut Thavornsiri. Die Polizei veröffentlichte krisselige Standbilder von dem Mann, in der Hoffnung, ihn so zu identifizieren. In einem im thailändischen Fernsehen ausgestrahlten Mitschnitt war zu sehen, wie der Mann den Rucksack auf einer Bank am Anschlagsort zurücklässt.

Der Verdächtige gehöre vermutlich einer regierungsfeindlichen Gruppe an, die im Nordosten Thailands ansässig sei. Die Region ist eine Hochburg der Rothemden-Bewegung, die den Militärputsch vom Mai vergangenen Jahres als illegal betrachtet.

Anschlagsversuch in Bangkok

Heute gab es einen Anschlagsversuch in Bangkok. Ein Unbekannter habe an einem Schiffsanleger versucht, eine Rohrbombe auf Wartende zu schleudern, sagte ein Polizeisprecher. Er habe das Ziel aber verfehlt und der Sprengsatz sei im Wasser explodiert. Verletzt wurde niemand. Der Anleger Saphan Thaksin ist der wichtigste Pier für Ausflugsboote in Bangkok. Dort holen Luxushotels, die am Fluss Chao Praya liegen, ihre Gäste ab und Touristenboote fahren zu Sehenswürdigkeiten wie dem Königspalast. Wie ARD-Korrespondent Philipp Abresch berichtet, ist aber noch unklar, ob dieser Vorfall in einem Zusammenhang mit dem Attentat vom Vortag steht.

Touristen unter den Toten

Die thailändischen Behörden korrigierten inzwischen ihre Angaben über die Opferzahlen: 20, nicht 22 Menschen seien ums Leben gekommen. Identifiziert wurden zunächst fünf Thailänder, vier Chinesen, zwei Malaysier und ein Singapurer, wie Regierungssprecher Sansern Kaewkamnerd sagte. Ursprünglich hatte es geheißen, unter den Toten sei auch ein Philippiner.

Mindestens 125 Menschen wurden verletzt. Nach ersten Angaben gibt es keine Verletzten mit deutsch oder europäisch klingenden Namen. Das geht aus einer von der Polizei erstellten Liste hervor, die die Bangkoker Zeitung The Nation veröffentlichte. Demnach dürfte eine hohe Zahl der Verletzten aus China stammen.

Der Anschlag richte sich gegen den Tourismus in Thailand, gegen die gesamte Ökonomie, hatte Thailands Vizepremier Prawit Wongsuwan noch in der Nacht erklärt. Thailands Polizeichef Somyot Poompummuang sagte: "Die Attentäter sind grausam vorgegangen, sie wollten Menschen töten. Jeder weiß, dass der Schrein abends um sieben Uhr von vielen Thais und ausländischen Touristen besucht wird - die Attentäter wussten, dass es viele Opfer gibt."

Auswärtiges Amt verschärft Reisehinweise

Die deutsche Botschaft bemühe sich um Aufklärung, ob auch Deutsche unter den Opfern sind, teilte das Auswärtige Amt mit. Das Ministerium verschärfte seine Reise- und Sicherheitshinweise. Touristen wird empfohlen, besonders vorsichtig zu sein, da weitere Anschläge auch in anderen beliebten Feriengebieten nicht ausgeschlossen werden könnten.

Am Tag nach dem Anschlag rutschte die thailändische Währung auf ein Sechs-Jahres-Tief. Der Baht gab um mehr als ein halbes Prozent nach.

Beliebter Ort bei Touristen

Der Anschlag ereignete sich am Montag an dem bei Urlaubern beliebten Erawan-Schrein. In dem Viertel Chidlom befinden sich auch mehrere große Einkaufszentren und Hotels. Die Ratchaprasong-Straßenkreuzung war während der politischen Krise 2010 Schauplatz politischer Demonstrationen. Die Bombe sei an einem Motorrad befestigt gewesen, erklärte der Polizeichef.

Mehrere Anschläge in der Vergangenheit

Im Februar waren vor einem Einkaufszentrum in Bangkok zwei Sprengsätze explodiert und hatten zwei Menschen verletzt. Auf der Touristeninsel Koh Samui explodierte im April eine Autobombe. Niemand bekannte sich zu den Anschlägen. Das Militär ging auch damals davon aus, dass die Bomben die vom Militär eingesetzte Regierung destabilisieren sollten.

Im Mai 2014 hatte das thailändische Militär nach jahrelangen politischen Spannungen zwischen verfeindeten Lagern geputscht. Seitdem regiert Putschführer Prayuth Chan-ocha. Die zivile Regierung wurde abgesetzt.