Die Hälfte der Studenten leidet unter Dauerstress. 20 Prozent entwickeln Depressionen und Angststörungen. Die Stressfaktoren unterscheiden dabei gar nicht so sehr von denen früherer Generationen. Allerdings fehlt laut einer Studie der Generation Smartphone eine entscheidende Eigenschaft.
gestresste schülerin studentin
© Colourbox.deStudentinnen sind mehr belastet durchs Studium als ihre männlichen Kommilitonen
  • Jeden fünften Studenten plagen finanzielle Sorgen.
  • Durch den Dauerdruck leiden 21 Prozent unter psychischen Störungen.
  • Laut einer Studie ist der Stressso groß,der auf Studenten lastet, dass sie ärztliche Hilfe brauchen.
Prüfungsdruck, Zukunftsangst und finanzielle Sorgen: Mehr als jeder zweite Student in Deutschland steht einer Umfrage zufolge regelmäßig unter Stress.

Ein Viertel fühlt sich sogar unter Dauerdruck, wie aus einem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Report der Techniker Krankenkasse (TK) hervorgeht. Die Hälfte der Studentinnen und vier von zehn ihrer männlichen Kommilitonen leiden demnach unter stressbedingter Erschöpfung.

Zu den wichtigsten Stressauslösern gehören Prüfungen (52 Prozent), der Lernstoff (28 Prozent) sowie die Doppelbelastung von Uni und Nebenjob (26 Prozent). Eben sehr stresst viele die Angst vor schlechten Noten (26 Prozent) oder davor, keinen Job zu finden (23 Prozent). Jeden Fünften plagen finanzielle Sorgen.

Erleichterung durch Psychotherpaie und Antidepressiva

Rund 21 Prozent der Studierenden erhielten dem Report zufolge im Jahr 2013 eine psychische Diagnose - das war mehr als jeder Fünfte. Frauen sind deutlich häufiger betroffen.

Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Depressionen, somatoforme Störungen - das sind körperliche Beschwerden, die sich nicht unbedingt auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen - sowie ferner Anpassungs- und Belastungsstörungen sowie Angststörungen.

Mehr als jeder vierte (27 Prozent) Hochschüler gab an, dass der Druck schon einmal so hoch war, dass er mit den üblichen Entspannungsstrategien nicht mehr zu bewältigen war.

Dem Gesundheitsreport zufolge nahmen 4,3 Prozent der Hochschüler psychotherapeutische Hilfe in Anspruch. Fast vier Prozent der angehenden Akademiker bekamen Antidepressiva verordnet - das sind nach Angaben der Krankenkasse 43 Prozent mehr als 2006.

Ohne ärztliche Hilfe geht's nicht mehr

Stress sei in Prüfungszeiten normal, erklärte TK-Chef Jens Baas. "Es ist allerdings beunruhigend, wenn der Druck bei so vielen Studierenden ein Ausmaß annimmt, dass sie ihn allein nicht bewältigen können und medizinische Unterstützung brauchen."

Die Stressfaktoren unterscheiden sich dabei gar nicht so sehr von denen früherer Generationen. Aber offenbar falle der Generation Smartphone, die jetzt auch an den Hochschulen angekommen sei, das Abschalten schwerer. "Informationen prasseln ständig auf sie ein. Sie haben Probleme, sich zu konzentrieren, wenn die Ablenkung durch soziale Netzwerke und anderes nur einen Mausklick entfernt ist", erklärte Baas.

Neue Suchtpotenziale

Tatsächlich lässt sich der Umfrage zufolge jeder Zweite von digitalen Medien ablenken, wenn eigentlich gelernt werden soll, drei Viertel bescheinigen dem Internet Suchtpotenzial.

Für den Report mit dem Schwerpunkt "Gesundheit Studierender" wurden Arzneimittelverordnungen von 2014 sowie ambulante Diagnosedaten der 190.000 direkt bei der TK versicherten Studierenden von 2013 ausgewertet. Zusätzlich befragte Forsa im März dieses Jahres 1000 Studierende.

mb/AFP