Frank Reyes quetscht sich seine linke Hand beim Reifenwechseln und erleidet schwere Brandverletzungen. Die Verbrennung ist so schlimm, dass ihm sein Arzt eine ungewöhnliche Behandlung vorschlägt: Er will die Hand in den Bauch des 87-jährgen Texaners einnähen.
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Reyes' willigt ein, seine Hand blieb nach der OP drei Wochen in einer Gewebetasche, wo sie mit Blut versorgt wurde. So konnten die meisten Finger des Senioren gerettet werden.

Der ehemalige Farmarbeiter und Schulbusfahrer aus Missouri City in Texas war Ende Juni allein im Haus und wechselte einen Reifen. Plötzlich kippte der Wagenheber und quetschte seine Hand gegen die Stoßstange. An dem Nachmittag war es 38 Grad heiß und es dauerte eine halbe Stunde, bis Hilfe eintraf. In dieser Zeit verbrannte das heiße Metall seine Hand, sogar durch einen dicken Schutzhandschuh hindurch. Das Eisen "hat seine Hand einfach gekocht", erklärt der Schönheitschirurg Anthony Echo. Haut, Sehnen und Gewebe verbrannten.

Abgestorbene Haut machte Transplantation unmöglich

Die Ärzte versuchten es zunächst mit einer konventionellen Therapie und säuberten und bandagierten die Wunde. Aber es kam zu einer Infektion und sein Zeigefinger musste fast komplett amputiert werden. Doch nicht nur das: "Seine Haut war fast vollständig abgestorben", erzählt seine Enkelin Casay Reyes. Die Ärzte hätten gesagt, es sehe aus wie bei einer Mumie.

Reyes wurde zum Schönheitschirurgen Echo geschickt, der zu dem Schluss kam, dass eine Gewebetransplantation von einem anderen Körperteil des Patienten nicht funktionieren würde. Die Verletzung reichte bis zum Knochen und ohne eine gute Blutversorgung würde jedes transplantierte Gewebe absterben. Und so beschloss der Arzt, die Hand in den Bauch von Reyes einzunähen. So sollten sich neue Blutgefäße bilden. Ohne diese Behandlung "hätte er wahrscheinlich all seine Finger verloren", sagt Echo.

Hand ist mittlerweile wieder frei

"Es ist ein komisches Gefühl", sagte der Patient, als seine Hand noch in seinem Bauch vernäht war. "Aber ich tue alles, damit es besser wird." Inzwischen ist Reyes' Hand wieder frei. Die Chirurgen bedeckten die Brandwunden mit Gewebe und Hautlappen aus seinem Bauch. Nun hofft der Patient, dass er seine Hand wieder fast genauso benutzen kann wie vor dem Unfall.

Methode wird bei abgetrennten Fingern angewendet

Der plastische Chirurg und Experte für Handtransplantationen Vijay Gorantla von der Universität von Pittsburgh erklärt, diese Operation sei nicht neu. Aber viele Ärzte wüssten heutzutage gar nicht mehr, dass ihnen in einer Situation wie der von Reyes diese Therapie zur Verfügung stehe. "Der Dank muss in diesem Fall den Chirurgen gelten", sagt er. Der Eingriff verspreche gute Resultate bei einem nur geringen Risiko von Komplikationen.

Diese Methode werde auch eingesetzt, um Körperteile zu züchten, erklärt Gorantla weiter. So hätten Ärzte in China Knorpelgewebe unter die Haut oder die Bauchwand gelegt, um Gewebe und eine Blutversorgung für ein Ohr zu schaffen. Andere Chirurgen setzten die Technik ein, wenn Teile eines Fingers bei einem Unfall abgetrennt würden. "Man nimmt die Fingerspitze und setzt sie in die Bauchwand ein", erklärt er. Später wird die Fingerspitze zusammen mit weiterem Gewebe entnommen, um den Finger wiederherzustellen.

Patient Reyes hat noch Pläne

Reyes hofft auf ein gutes Behandlungsergebnis und hat auch schon ein Ziel vor Augen. "Sobald es mir besser geht, will ich einen kleinen Ausflug unternehmen", sagt er. "Hauptsächlich will ich Rinder züchten und Pferde reiten. Ich bin ein Freiluftmensch."