Wie groß der Einfluss der Sonne auf einen Kometen ist, konnten Forscher dank der Raumsonde "Rosetta" schrittweise an "Tschuri" verfolgen. Ganze Landschaften haben sich demnach komplett verändert.

Sonde Rosetta
© ESA/ATG medialab, ESA/Rosetta/NavcamDie Sonde "Rosetta" vor dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko
Der Komet "Tschuri" hat sich unter dem Einfluss der Sonne verändert. Eine der markantesten Landschaften auf der Unterseite des Kometen ist verschwunden, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung am Freitag in Göttingen mitteilte. Die Raumsonde "Rosetta" hat die Veränderung dokumentiert. In der Zeit vom vergangenen Mai bis Juli wurden aus einem auffällig gezacktem Steilhang zwei große beckenförmige Vertiefungen.

"Dies ist das erste Mal, dass wir mitverfolgen können, wie sich eine Kometenoberfläche Schritt für Schritt entwickelt", sagte Holger Sierks, einer der Autoren der Studie. Sie erscheint im Journal "Astronomy & Astrophysics".

Unter dem Einfluss der Sonne verwandelt sich der leblose Brocken in einen aktiven Kometen, der Staub und Gas ins All spuckt. Auch "Rosetta" muss wegen der Gas- und Staubentwicklung des Kometen vorsichtig sein. Durch den Kometenstaub hatte die Raumsonde im April vorübergehend Probleme mit der Orientierung.

Bisher beschränkt sich die Umgestaltung von "Tschuri" - offiziell "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" - auf ein Gebiet mit einer Größe von 0,8 Quadratkilometern. Die Unterseite des Kometen war im Frühsommer besonders viel Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Die Forscher vermuten, dass die oberflächliche Staubschicht dort dünner ausfällt, die darunter verborgenen Gase heizen sich besonders schnell auf. Sie verdampfen und reißen Brocken aus Staub und Gestein mit sich. Die Erosionen beginnen als kleine runde Vertiefungen, die dann um sich greifen und sich ausdehnen.

Das Ende der "Rosetta"-Mission ist für September 2016 geplant - nach zwölfeinhalb Jahren im All. Dann hat "Rosetta" ausgedient. Sierks prophezeit: "Der Komet, von dem wir uns im Herbst 2016 verabschieden werden, wird nicht mehr derselbe sein, den wir im August 2014 kennengelernt haben."

dpa/buhl