Die Bild Zeitung veröffentlichte kürzlich einen Artikel, in dem es scheinbar um so eine Art "Ernährungsberatung" ging. Aus gegebenem Anlass schreit dieser Artikel förmlich danach, einmal etwas genauer unter die Lupe genommen zu werden. Folgen sie uns in die wunderbare und bisweilen bizarre Welt der Bild Zeitung:
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© APDer Big Mac ist bei Fast-Food-Fans beliebt
Fast-Food-Fans lieben ihn als Happen unterwegs, für seine legendäre Soße, für doppelt Fleisch und die Käsescheibe - den Big Mac.

Der von McDonald’s kreierte Burger erfreut sich auch fast 50 Jahre nach seiner Einführung 1968 großer Beliebtheit.


Dennoch hat der Körper mit so einer Mahlzeit ordentlich zu tun: Der Blog„fastfoodmenuprices.com“ zeigt in einer Grafik, die derzeit tausendfach im Netz geteilt wird, welche Auswirkungen der Genuss von nur einem Big Mac (oder einem vergleichbaren Burger) auf unseren Körper hat.
Oh ja, schauen wir uns diese Grausamkeiten einmal an und gruseln wir uns über die gar schauerlichen Auswirkungen und deren bösen Verursacher!
► Nach zehn Minuten:
Der Blutzuckerspiegel wird durch die 509 Kalorien, die ein Big Mac enthält, in die Höhe getrieben. Durch diese enorme Anzahl an Kalorien wird zudem das Belohnungszentrum im Hirn angeregt, das Glückshormon Dopamin auszuschütten.

Die Folge: Dadurch will man mehr und überfrisst sich!
Oh je, gleich am Anfang schon einen solchen Schnitzer hinzulegen, lässt nichts Gutes für den weiteren Artikel erahnen. "Kalorien erhöhen den Blutzuckerspiegel" und "Kalorien regen die Ausschüttung von Dopamin an" sind Aussagen, die dem Niveau der Bild Zeitung zwar würdig sind, jedoch mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben.

Was den Blutzuckerspiegel anhebt ist, wer hätte das gedacht, Zucker! Da "Kohlenhydrate" nur ein anderes Wort für "Zucker" ist, wird schnell klar, woher der Anstieg kommt. Ein Anteil von 42 Gramm Zucker pro Burger erzeugt einen ordentlichen Insulin-Schub und weil Zucker wirkt wie eine Droge, ist auch klar, warum Dopamin in rauen Mengen ausgeschüttet wird.

Also, ersetzen wir das Wort "Kalorien" durch "Zucker", dann kommen wir der Wahrheit schon sehr viel näher.
► Nach 20 Minuten:
Zucker wird in die Blutbahn gepumpt, der Blutzuckerspiegel steigt weiter an. Die im Burger enthaltenen Zusatzstoffe Natrium und Maissirup entfalten ihre Wirkung und sorgen dafür, dass der Körper noch mehr essen will.

Natrium und Maissirup stehen im Verdacht, Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auszulösen und zu fördern.
DAS STECKT IN EINEM BIG MAC

Brennwert: 509kcal/ 2131kJ
Fett: 26g
gesättigte Fettsäuren: 10g
Kohlenhydrate: 42g
davon Zucker: 8,7g
Ballaststoffe: 3,1g
Eiweiß: 27g
Salz: 2,30g

(Alle Angaben pro Portion; Quelle: McDonald's)
Ah, hier kommt der Zucker ins Spiel, aber leider nur als kurze Erwähnung, die sofort durch neuen Unsinn abgelöst wird. Zum einen ist Maissirup auch Zucker (Fructose) und zum Anderen ist dort mit Sicherheit kein Natrium enthalten. Beim Übersetzen ist der Bild-Autor scheinbar davon ausgegangen, dass die Quelle wusste, um was es geht wenn von "Sodium" (englisch für Natrium) gesprochen wird. So ist das halt mit dem modernen Copy&Paste Journalismus. Kein Mensch würde sagen, in einem Salzstreuer befände sich Chlor, nur weil die chemische Bezeichnung von Salz Natriumchlorid lautet.

In der Zutatenliste aus dem Englischen geht hervor, dass Varianten von Natriumphosphat, Natriumcitrat, Natriumbenzoat und Natriumchlorid enthalten sind. Da es sich hier um Bild-Zeitungsniveau handelt, kann getrost davon ausgegangen werden, dass mit "Natrium" schlicht Salz, also Natriumchlorid gemeint ist. Und seit wann verursacht Salz das Verlangen, noch mehr zu essen? Das bewirken, wie oben bereits erwähnt, die Kohlenhydrate inklusive dem Maissirup.

► Nach 30 Minuten:

Durch das Natrium wird man durstig. Der Mineralstoff regt außerdem das Herz dazu an, schneller zu schlagen. Das sorgt für einen erhöhten Blutdruck.
OK, der Autor meint tatsächlich Salz. Aber bitte, ein Klick auf Wikipedia hätte klar gemacht, dass Natrium kein Mineral ist, sondern ein Metall (oder genauer, ein Alkalimetall und ein eigenständiges Element des Periodensystems), während Natriumchlorid oder Salz eine chemische Verbindung aus zwei Elementen darstellt (Natrium und Chlor).

Das einzige, was in diesem Absatz korrekt ist, ist die Aussage, durch Salz werde man durstig. Einen hohen Blutdruck bekommt man dadurch jedenfalls mit Sicherheit nicht, sondern es ist, wer hätte es geahnt, wieder mal der Zucker.
► Nach 40 Minuten:
Wieder hungrig? Durch den schlagartigen Anstieg des Blutzuckers und den darauffolgenden rapiden Abfall entsteht ein Hungergefühl - obwohl der Magen eigentlich voll ist.
WOW, das ist für die Bild-Zeitung ein erstaunlich korrekter Satz, naja, fast, denn im englischen Original hört er sich ein wenig anders an. Ein hoher Blutzucker erzeugt einen hohen Insulinausstoß, der wiederum die Glukose im Blut (also den Zucker) sehr schnell abbaut, was zu einem Ungleichgewicht führt, denn der Körper braucht Glukose für lebenswichtige Funktionen, weshalb beim schnellen Absinken des Blutzuckerspiegels ein Hungergefühl entsteht.

Es ist festzuhalten, dass es sich hierbei nicht wirklich um echten Hunger handelt, sondern um ein Verlangen nach Zucker, oder Kohlenhydraten. Im Grunde eine Suchtspirale. Aber es ist verständlich, ein Autor der Bild-Zeitung hat nicht viel Zeit und wohl auch die selbe Menge an Ahnung wenn er etwas schreibt, deshalb sehen wir es ihm nach, wenn er lieber die Dinge vereinfacht darstellt.
► Nach 60 Minuten:
Durch den hohen Fettanteil von 26 Gramm schafft der Körper es nicht, den Big Mac innerhalb der nächsten 24 Stunden zu verdauen.
Das wiederum ist ein derartiger Unsinn, bei dem es einem beinahe die Sprache verschlägt. Wie kommt der Autor auf solche eine Aussage? Quellen? Fehlanzeige. Auch im englischen Original kommt diese Aussage nicht vor. Scheinbar hatte der Autor die Anweisung, noch irgendwie die Aussage "Fett ist doof und schlecht" einzubauen. Aber was wird denn nun wie verdaut? Dazu gleich mehr.
Insgesamt braucht der Körper dem Blog zufolge mehr als drei Tage. Für die Verdauung der im Burger enthaltenen Transfette soll der Burger sogar mehr als 51 Tage benötigen.
Das ist ebenfalls unsäglicher Unsinn, der durch nichts belegt ist. Die Verdauung läuft in etwa so ab: Nachdem die Kohlenhydrate verbrannt und richtige Feuerwerke an Wohlgefühlen im Hirn erzeugt wurden, merkt der Körper, dass da auch ein wenig Fett vorhanden ist. Weil nun der Organismus, welcher auf die Aufnahme von Kohlehydraten getrimmt ist, zu wenige Enzyme zur Fettverbrennung hat und dazu gerade Alarm schlägt weil der Blutzucker zu schnell fällt, macht der Körper mit dem Fett, was ein guter Haushälter nun mal tut: Er lagert den Rest, den er nicht verwerten kann, einfach ein, denn bei einem hohen Insulinspiegel befindet sich der Körper im "Fett-Einlagerungsmodus".

Zurück bleibt ein Klumpen mehr oder weniger schwer oder sogar unverdaulicher Chemie, mit dem der Körper nichts anzufangen weiß. Die Proteine sind weg, der Zucker auch, das Fett weggeschafft, die Vitamine und Spurenelemente (falls welche drin waren) auch herausgefischt. Nun versucht der Körper aber weiter, diesen Chemieklumpen zu verdauen, hat aber mächtig Probleme damit, der ganzen Giftstoffe Herr zu werden. Wundert es da, dass der Körper Schwerstarbeit leisten muss und halt ein wenig länger braucht?

Ja, und Transfette gammeln nicht fast zwei Monate im Verdauungsystem herum, bis sie endlich weg sind. Stattdessen stellen sie den schlechtesten "Baustoff" für den Körper dar, den man sich vorstellen kann: Transfette blockieren das Immunsystem, hemmen die Hormonbildung und schädigen die Nebennieren. Sie sind also extrem ungesund und tragen zu Depressionen bei. Na, Prost Mahlzeit!

Und noch ein Lacher zum Schluss: Haben Sie ihn bemerkt? "Für die Verdauung der im Burger enthaltenen Transfette soll der Burger sogar mehr als 51 Tage benötigen"! Bei den Mengen an Chemie in dieser "Nahrung" scheint es logisch, dass dieser ein Eigenleben entwickeln könnte, aber bis ein Burger eine eigene Verdauung entwickelt, das ist dann doch etwas weit hergeholt.

Das Fazit ist nicht neu, nach diesen Erkenntnissen aber dennoch mahnend: Auf ständigen Burger-Verzehr sollte man - wie auch bei anderen Fast-Food-Produkten - verzichten oder sich zumindest des erhöhten Krankheitsrisikos bewusst sein.

Liebe Bild-Zeitung, bitte beschränkt euch auf das was ihr am besten könnt, Propaganda und Hetze, denn da weiß man, woran man ist. Mit "Ernährungsberatung" klappt es scheinbar nicht wirklich. Vielleicht liegt der Grund dafür verborgen in den Tiefen ihrer eigenen Teller, und was da so drauf liegt..? Ein leicht zu verstehender Rat von uns: Wahre Männer essen keine Kohlenhydrate.