Noch 60.000 Jahre, dann verschwinden weite Teile der Erde unter einer dicken Gletscherschicht. So jedenfalls entspräche es den natürlichen geologischen Zyklen. Der Mensch aber hat es geschafft, diese Eiszeit zu verhindern. Schon jetzt.
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Die nächste Eiszeit fällt nach Ansicht des renommierten Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber aus. Grund sei die vom Menschen gemachte Klimaerwärmung. Ohne Einwirkung des Menschen stünde die nächste Vergletscherung weiter Teile der Erde nach den Gesetzen der kosmischen Mechanik in etwa 60.000 Jahren an, sagte Schellnhuber, Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), zur Eröffnung einer Klimakonferenz in München.


Durch die Verfeuerung fossiler Energieträger seit Beginn der industriellen Revolution seien bereits 500 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) Kohlenstoff zusätzlich in die Atmosphäre eingebracht worden. Diese Menge reiche aus, um die nächste Kälteperiode zu verhindern. "Der Mensch ist bereits eine so starke geologische Kraft geworden, dass er sogar Eiszeiten unterdrücken kann", sagte Schellnhuber.


Kommentar: Wo lebt eigentlich dieser Schellnhuber?


"Business as usual" hat katastrophale Folgen

Etwa sieben Wochen vor dem Weltklimagipfel in Paris warnte der Forscher vor einer Erwärmung der Erde über zwei Grad Celsius hinaus. Falls dieses Ziel nicht erreicht werde, gerate das Klimasystem völlig außer Kontrolle. Bereits eine Erwärmung bis zu zwei Grad bedeute, dass der Meeresspiegel langfristig um schätzungsweise sechs Meter ansteige und viele Ökosysteme, wie die Korallenriffe, zerstört würden. "Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche."


Kommentar: Erdveränderungen sind so sicher wie das Amen in der Kirche und diese könnten eine Eiszeit beinhalten. Schauen Sie sich dazu ein Video der Sott-Zusammenfassung an:



Bei "business as usual" werde sich die Erde im 21. Jahrhundert um vier bis fünf Grad erwärmen, mit katastrophalen Folgen. Falls die Menschheit den bisherigen Wachstumspfad weiter verfolge und alle fossilen Reserven an Kohle, Erdöl und Gas verfeuere, sei sogar mit einer Erwärmung um mindestens acht Grad zu rechnen, so Schellnhuber. Dann würden selbst die gigantischen Eismassen der Ostantarktis abtauen.


Klimaabkommen zwingend nötig

Der Klimaforscher Hans von Storch, der zuweilen kritische Positionen gegenüber seiner eigenen Zunft vertritt, sagte auf Anfrage, er halte Aussagen, die sich auf Zeiträume von 60.000 Jahren beziehen, für gewagt. "Ob das stimmt oder nicht, kommt natürlich nie raus." Von Storch glaubt, dass beim Pariser Klimagipfel ein Abkommen zustande kommen wird.

"Eine Pleite wie beim Kopenhagener Gipfel wird man sich nicht noch einmal erlauben können." Ob dieser Vertrag dann zu einer signifikanten Verminderung der CO2-Emissionen und zum Einhalten des Zwei-Grad-Zieles führen werde, stehe auf einem anderen Blatt. "Aber jedes Abkommen ist besser als gar keins." Von Storch ist emeritierter Professor für Meteorologie an der Universität Hamburg und war Leiter des "Instituts für Küstenforschung" am Helmholtz-Zentrum in Geesthacht.