Drama an der Hoheluftbrücke: An der U-Bahn-Station im Stadtteil Harvestehude hat eine Mutter ihren elfjährigen Sohn vor einen einfahrenden Zug gestoßen. Der Junge wurde überrollt und schwer verletzt.

Mutter stößt Sohn vor S-Bahn Oktober 2015
© RuegaSchreckliche Szenen: Eingeklemmt in den Gleisen liegt ein elfjähriger Junge. Er wurde von seiner Mutter vor den Zug gestoßen.
Es geschah am Sonntag Nachmittag gegen 14.30 Uhr. Der Himmel ist grau, es nieselt, die Menschen am Bahnsteig frösteln, als die U3 in Richtung Barmbek einfährt. Plötzlich ertönt ein dumpfes Geräusch. Dann Schreie.

Zwischen den Gleisen liegt ein Junge! Er ist zwischen dem ersten und dem zweiten Waggon eingeklemmt. Er bewegt sich nicht. Sein linker Fuß ist abgetrennt, der Kopf blutet stark.

Kurze Zeit später trifft ein Großaufgebot an Rettungskräften ein. Feuerwehrmänner schieben die Bahn zurück und retten den Jungen, der mit Blaulicht ins UKE gebracht wird.

Die Polizei sperrt den Bahnsteig ab. Was war geschehen?

Offenbar ist der rothaarige Junge von seiner eigenen Mutter vor die Bahn gestoßen worden. Laut Feuerwehr ist die 31-jährige Frau psychisch krank und war deshalb auch schon seit Längerem in Behandlung. Sie wurde vorläufig festgenommen. Nach einer Befragung auf der Polizeiwache wurde sie in die geschlossene Psychiatrie des UKE eingeliefert.

Mutter stößt Sohn vor U-Bahn Oktober 2015
© Ruega
Rettungskräfte kümmern sich am Bahnsteig der Station Hoheluftbrücke um den schwer verletzten Jungen.
Die Mordkommission nahm die Ermittlungen auf. Kamera-Aufnahmen vom Bahnsteig sollen mehr Klarheit über den Ablauf des Dramas geben.

Auch Stunden nach der Tat ist das Entsetzen an der U-Bahn-Station groß. „Die Frau war völlig hysterisch, als sie hier weggebracht wurde“, erzählt ein Zeitungsverkäufer. „Ich bete, dass der Junge durchkommt.“ Eine Frau mit Kind ist fassungslos: „Wie kann eine Mutter so etwas machen?“

Mehrere Augenzeugen der Tat mussten von Notfallseelsorgern betreut werden. Ebenso wie der Zugführer, der einen Schock erleidet. Alles geschah so schnell, dass er nicht mehr bremsen konnte.

Die Linie U3 wurde zwischen den Stationen Kellinghusenstraße und Schlump für mehrere Stunden gesperrt. Die Hochbahn richtete einen Schienenersatzverkehr ein.

Der Zustand des Jungen ist offenbar stabil. Laut Feuerwehr war er während der Bergungsarbeiten die ganze Zeit ansprechbar. Im UKE wurde er sofort operiert und intensivmedizinisch betreut.

Er schwebt nicht in Lebensgefahr. Doch seine Seele wird vermutlich für den Rest seines Lebens verwundet bleiben.