Mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 300 Kilometer pro Stunde ist der Wirbelsturm „Patricia“ auf das mexikanische Festland getroffen. Doch an Land verlor der schwerste Hurrikan der Geschichte an Kraft, die Behörden stuften ihn herab.
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Der schwere Hurrikan „Patricia“ hat heftigen Regen und bis zu vier Meter hohe Wellen an die mexikanische Pazifikküste gebracht. In der Hafenstadt Manzanillo im Bundesstaat Colima stürzten am Freitagabend Bäume und Werbetafeln um. Der Regen peitschte durch die menschenleeren Straßen, im Hafen schlugen meterhohe Wellen ein und überspülen die Kaimauern.

Schwere Schäden richtet der Supersturm zunächst aber nicht an. Etwa 300 Bäume seien in Manzanillo umgestürzt, sagt Gouverneur Mario Anguiano Moreno am Freitagabend. Es gebe Erdrutsche, Überschwemmungen und blockierte Straßen, sagte Verkehrsminister Gerardo Ruiz Esparza.

„Das Schlimmste ist vorbei“

Die Menschen an der Pazifikküste hatten eine Katastrophe erwartet. Der Wirbelsturm der Kategorie 5 ist der bisher schwerste Hurrikan, der weltweit jemals registriert wurde. Nachdem er auf Land getroffen war, erreichte er in den Böen noch immer Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometer pro Stunde, wie der mexikanische Wetterdienst mitteilte. Das Auge des Hurrikan hatte einen Durchmesser von neun Kilometern und zog mit einer Geschwindigkeit von 24 Kilometern pro Stunde in nord-nordöstlicher Richtung ins Landesinnere. In der betroffenen Region in Mexiko leben rund 400.000 Menschen.

Als der Hurrikan bei der Stadt Emiliano Zapata auf die Küste traf, hatte er sich aber bereits leicht abgeschwächt mit Windgeschwindigkeiten von 270 Kilometer die Stunde. Über Land verlor er weiter an Fahrt. Am Abend wurden nur noch 215 Stundenkilometer gemessen, so dass das Nationale Hurrikanzentrum der Vereinigten Staaaten ihn auf einen Sturm der Kategorie vier herabstufte.

„Das Schlimmste ist vorbei“, sagte der Gouverneur von Jalisco, Aristóteles Sandoval, nachdem der Sturm in seinem Bundesstaat auf Land getroffen war. 6000 Menschen hatten sich dort in Notunterkünften in Sicherheit gebracht. Die Behörden warnen allerdings davor, leichtsinnig zu werden. „Das Risiko ist weiterhin hoch“, sagte Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong. „Schützen sie sich und folgen sie den Anweisungen des Zivilschutzes“, schrieb Präsident Enrique Peña Nieto auf Twitter.

Die Vereinigten Staaten boten dem Nachbarland Mexiko angesichts des Supersturms Hilfe an. „Unsere Gedanken sind bei dem mexikanischen Volk. Katastrophenexperten von der amerikanischen Entwicklungshilfe-Agentur sind vor Ort und bereit zu helfen“, schrieb Präsident Barack Obama auf Twitter.


Kommentar: Wenn die USA dabei ist, um zu "helfen", kann dabei nur an eine Katastrophenwirtschaft gedacht werden. Das heißt, dass korrupte Firmen nach Mexiko kommen.


Eine lange Vorwarnzeit, gute Vorbereitung und zahlreiche Evakuierung haben Opfer und schwere Schäden zunächst verhindert. Die Regierung verlegte zahlreiche Soldaten und Polizisten ins Gefahrengebiet. Im ganzen Land wurden Sammelstellen für Sachspenden und Lebensmittel eingerichtet. Geschäftsinhaber und Privatleute bedeckten Fenster und Türen mit Holzplatten. Auch die Hotels stellten sich auf den Supersturm ein. „Wir haben genug Lebensmittel für die wenigen Gäste, die nicht gehen wollen. Die anderen verlassen die Stadt oder gehen in Notunterkünfte“, sagt Rezeptionistin Mily Machuca vom Hotel Velas Vallarta.

Gefahr von Erdrutschen steigt

In dem Badeort Puerta Vallarta haben sich nach Angaben des Tourismusministers rund 28.000 Touristen in Sicherheit gebracht. „Wir sind von Gästen zu Flüchtlingen geworden“, sagte der Tourist Jesús Anguiano Salazar der Zeitung Milenio. Per Bus fährt er wie rund 1200 andere Urlauber in die Provinzhauptstadt Guadalajara im Landesinneren. „Wir haben auf der Fahrt über den Hurrikan gesprochen und die Nachrichten verfolgt. Einige der Passagiere haben ihre Häuser verlassen, um bei Angehörigen in Guadalajara Schutz zu suchen.“ Die Bewohner und Geschäftsleute der Region trafen Vorsorge und verkleideten die Fenster ihrer Häuser mit Holzplatten. Zivilschutzchef Puente rief die Bevölkerung auf, lose Gegenstände zu sichern, die „sich in Geschosse verwandeln könnten“.

Tatsächlich könnte Mexiko Schlimmeres allerdings noch bevorstehen. Der Wetterdienst warnte vor einem Anstieg des Wasserspiegels, der zu starken Überflutungen führen könnte. Wenn die Flüsse über die Ufer treten, könnten die Wassermassen alles mitreißen, was sich ihnen in den Weg stellt. „Die Wolken haben enormes Potential. Wenn sie auf das Gebirge treffen, werden sie aufreißen. In den hoch gelegenen Gebieten wird es Erdrutsche geben. Wenn der Sturm in die Berge kommt, ist es, als würde man einen mit Wasser gefüllten Luftballon zum Platzen bringen“, warnt der mexikanische Meteorologe Ángel Terán Cuevas. In mehreren Bundesstaaten wurde mit Niederschlägen von bis zu 500 Millimetern gerechnet.

Quelle: spo./fsi./dpa/AFP