Bereits im September berichteten Forscher des „Projekts Tiefenschärfe“, dass bei der 2014 abgeschlossenen Neuvermessung des Bodensees mit modernster 3D-Technologie bislang unbekannte Hügelstrukturen auf dem Seegrund vor Thurgau entdeckt wurden, die auf eine frühgeschichtliche Kultstätte hindeuten könnten. Während in den Medien schon vom „Bodensee-Stonehenge“ die Rede ist, gibt es aber auch alternative Erklärungen.

Bild
© Institut für Seenforschung Rätselhafte Hügelkette am Grund des Bodensees zwischen Romanshorn und Güttingen. Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.
Langenargen (Deutschland) - Schon zuvor hatte das von der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) initiierte grenzüberschreitendem Projekt neue Erkenntnisse über den Bodensee zutage gefördert. So ist der Bodensee beispielsweise an seiner tiefsten Stelle mit 251,14 Metern um etwa zweieinhalb Meter flacher ist als bisher angenommen.

Das bislang größte Rätsel entdeckten die Projektwissenschaftler jedoch zwischen Romanshorn und Güttingen im Schweizer Teil des Bodensees: Hier zieren mehrere Dutzend kreisrunde Hügel den Seegrund, für die die Forscher um den Geologen Martin Wessels vom Institut für Seenforschung in Langenargen bislang noch nach einer Erklärung suchen.

Bild
© tiefenschaerfe-bodensee.deDas Ergebnis einer der neuesten 3D-Kartierungen des Bodensees.
„Die unterschiedlich großen Hügel liegen in der Flachwasserzone, 100 bis 200 Meter vom Thurgauer Ufer entfernt“, zitiert die Thurgauer Zeitung des Wissenschaftler. Die Anordnung in regelmäßigen Abständen zeige zudem, „dass die Strukturen nicht natürlich, sondern künstlich entstanden seien“. Die Hügel seien meist rund, ein bis zwei Meter hoch und hätten einen Durchmesser von bis zu 20 Metern. Wer die Hügel errichtet haben könnte und zu welchem Zweck ist bislang noch unbekannt. Statt einer frühgeschichtlichen Anlage spekulieren andere auch über eine vergessene Verteidigungsanlage aus Weltkriegszeiten.

Bild
© archaeologie.tg.chKantonsarchäologe Hansjörg Brem
Allerdings sind nicht alle, der an den Untersuchungen Beteiligten, von der künstlichen Natur der Hügel überzeugt. Der Thurgauer Kantonsarchäologe Hansjörg Brem vermutet, dass die Hügelkette natürlichen Ursprungs ist und von Gletschern verursacht wurde: „Da die ‚Hügel‘ den Tiefenlinien parallel zum Ufer und somit zum früheren Gletscherfluss folgen, könnte es sich um Reste von Seitenmoränen oder Rutschungsprozessen entlang der Zunge des Rheingletschers handeln“, erläutert Brem gegenüber „Grenzwissenschaft-Aktuell.de“ (GreWi) sein Theorie.

Brem selbst will im bevorstehenden Winter Taucher zu den Unterwasserhügeln schicken, die Fotos machen und Proben entnehmen sollen. Dann werde relativ schnell klar, um was es sich genau handelt: „Die Untersuchungen fanden noch nicht statt“, so Brem gegenüber GreWi. „Deren Planung richtet sich nach sicherheitstechnischen und witterungsbedingten Rahmenbedingungen der Ausführenden; die Termine werden deshalb von uns nicht beeinflusst.“