Frauen entscheiden aus dem Bauch heraus, Männer mit dem Kopf. Das behauptet das Klischee. Forscher gehen dem auf den Grund und stellen fest: Erfahrung spielt bei Entscheidungen die wichtigste Rolle.
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Hemd oder T-Shirt? Schulmedizin oder Homöopathie? Wie Menschen über solche Fragen entscheiden, fanden Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts (MPI) für Bildungsforschung in Berlin und der Universität Basel jetzt heraus. Das Ergebnis: Ob wir im Alltag eher intuitiv oder wissensbasiert vorgehen, hängt nicht so sehr davon ab, welcher Entscheidungstyp wir sind. Viel wichtiger ist, worum es bei der Entscheidung geht und ob wir uns in diesem Bereich auskennen. Je mehr Erfahrung wir haben, umso eher vertrauen wir dem Bauch.

Während wir bei Kleidung, Restaurants und Partnerwahl eher intuitiv entscheiden, setzen wir bei Themen wie Medizin, Elektronik und Urlaub lieber auf wissensbasierte Abwägungen, so die Studie. "Somit kann man auch nicht von dem Kopf- oder dem Bauchentscheider sprechen, wie es häufig angenommen wird", sagt Thorsten Pachur, Erstautor der Studie und Wissenschaftler am Forschungsbereich "Adaptive Rationalität" des MPI für Bildungsforschung. Menschen bevorzugen je nach Inhaltsbereich die eine oder die andere Entscheidungsart - übrigens ganz unabhängig vom Geschlecht. Das Vorurteil, dass Frauen lieber mit dem Bauch entscheiden als Männer, wurde nicht bestätigt.

Wenig Ahnung? Der Kopf übernimmt

Für die Studie, die in der Fachzeitschrift Journal of Applied Research in Memory and Cognition veröffentlicht wurde, befragten die Forscher 149 Studenten mit einem Altersdurchschnitt von 25,8 Jahren. 102 davon waren weiblich. Zunächst wurden die Probanden gefragt, wie sie generell Entscheidungen treffen - ob sie eher intuitiv oder eher wissensbasiert entscheiden. Zusätzlich machten sie Angaben darüber, wie sie bei Entscheidungen, die bestimmte Bereiche des Alltags betreffen, vorgehen würden. Die Forscher fragten dabei nach Partnerwahl, Kleidung, Restaurants, Medizin, Elektronik und Urlaub. Zuletzt schätzten die Teilnehmer ihre eigene Expertise in den jeweiligen Bereichen auf einer Skala von eins bis fünf ein.

Die Ergebnisse machen deutlich: Wie sehr jemand eine Entscheidung eher aus dem Bauch heraus oder mit dem Kopf trifft, hängt vom jeweiligen Bereich ab. Wer in einem Bereich ein Kopfentscheider ist, muss dies längst nicht in einem anderen sein. Die bevorzugte Entscheidungsart hängt davon ab, wie man seine eigene Kompetenz in diesem Bereich einschätzt. Sieht man sich in einem Bereich nicht so sehr als Experte, entscheidet man lieber wissensbasiert. "Haben wir in einem bestimmten Bereich aber recht viel Erfahrung, dann vertrauen wir bei solchen Entscheidungen eher auch unserem Bauchgefühl", erklärt Thorsten Pachur die Ergebnisse. "Dies könnte auch bedeuten, dass ältere Menschen aufgrund ihrer größeren Erfahrung mehr zu Bauchentscheidungen neigen als jüngere."

Quelle: n-tv.de , asc