Früher Kontakt mit Hunden schützt Kinder gegen die Überreaktion des Immunsystems
Kind und Hund
© monkeybusiness / thinkstockKleinkind und Hund - diese Kombination kann gegen Asthma vorbeugend wirken
Hund als Schutz: Wenn Kinder von klein auf mit Hunden aufwachsen, verringert dies ihr Asthmarisiko, wie Forscher herausgefunden haben. Bei regelmäßigem Kontakt mit den Vierbeinern erkranken die Kinder um 15 Prozent seltener. Damit scheinen Hunde ähnlich vorbeugend zu wirken wie ein Bauernhof-Umfeld oder bestimmte Bakterien in der Raumluft. Worauf dieser Schutzeffekt der Hunde beruht, ist allerdings noch unklar, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin JAMA Pediatrics berichten.

Asthma ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern der westlichen Industrieländer. Die Ursachen dafür sind neben der genetischen Veranlagung auch Umweltfaktoren wie Feinstaub, die Ernährung des Kindes, der fehlende Kontakt mit bestimmten Bakterien und vorgeburtliche Einflüsse eine Rolle spielen.

Kann auch ein Hund schützen?

Und noch etwas zeigen gleich mehrere Studien: Es trainiert das Immunsystem, wenn kleine Kinder mit Dreck, Tieren und deren Absonderungen in Kontakt kommen - beispielsweise auf dem Bauernhof. Zu viel Hygiene schadet dagegen eher. "Frühere Studien haben gezeigt, dass das Aufwachsen auf einem Bauernhof das Asthmarisiko eines Kindes halbiert", erklärt Studienleiter Tove Fall von der Universität Uppsala. "Wir wollten nun wissen, ob dies auch für Kinder gilt, die mit Hunden in ihrem Zuhause aufwachsen."

Für ihre Studie werteten die Forscher Daten von mehr als 600.000 Schulkindern aus, die zwischen 2001 und 2010 in Schweden geboren wurden. Sie verknüpften dabei die Informationen zur Gesundheit dieser Kinder mit Daten zweier landesweiter Verzeichnisse der Hundehalter. Dadurch konnten sie ermitteln, ob und wie die Anwesenheit eines Hundes im Haushalt das Asthmarisiko der Kinder beeinflusste.

15 Prozent weniger Asthma

Das Ergebnis: Kinder, die in ihrem ersten Lebensjahr mit einem Hund im Haushalt aufwuchsen, erkrankten 15 Prozent seltener an Asthma als Kinder aus ähnlichen Verhältnissen ohne Hund. Dieser Schutzeffekt des Vierbeiners ist damit nicht so ausgeprägt wie der der Bauernhofumgebung - sie senkt das Asthmarisiko um mehr als 50 Prozent. Dennoch spricht dieses Ergebnis nach Ansicht der Forscher dafür, dass auch ein Haustier wie der Hund dazu beitragen kann, der asthmatypischen Überreaktion des Immunsystems vorzubeugen.

"Dank der breiten Datenbasis sind unsere Ergebnisse vermutlich nicht nur für Schweden repräsentativ, sondern auch für andere Bevölkerungen in Europa", sagt Koautorin Catarina Almqvist Malmros vom Karolinska Institut in Stockholm. Der positive Effekt des Vierbeiners machte sich in der Studie zudem unabhängig von genetischer Veranlagung, Wohngebiet und sozioökonomischem Status der Familien signifikant bemerkbar.

Das erste Lebensjahr ist wichtig

Worauf der schützende Effekt der Hunde beruht, wissen die Forscher noch nicht. Es liegt aber nahe, dass auch hier der Kontakt mit bestimmten Molekülen oder Bakterien eine Rolle spielt, die die Hunde an ihre Umwelt abgeben. Bei Bauernhof-Kindern haben Forscher vor kurzem ein bestimmtes Protein identifiziert, das Überreaktionen des Immunsystems verhindert.

Wie Fall und seine Kollegen betonen, könnten ihre Ergebnisse gerade für Eltern hilfreich sein, die überlegen, wann der richtige Zeitpunkt für ein Haustier ist: "Wir wissen, dass Kinder mit bereits etablierten Allergien gegen Katzen oder Hunde diese meiden sollten", sagt Fall. Aber solange dies nicht der Fall ist, kann es sinnvoll sein, schon möglichst früh einen Hund mit in die Familie aufzunehmen.

(JAMA Pediatrics, 2015; doi: 10.1001/jamapediatrics.2015.3219)(Uppsala University, 03.11.2015 - NPO)