Die teuren Cholesterin-Senker Ezetrol und Inegy bescherten dem Pharmakonzern MSD Milliarden, ohne einen Todesfall zu verhindern.
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Werbung für teuren Cholesterinsenker Ezetrol in den USA
Es gibt viele günstige cholesterinsenkende Medikamente, sogenannte Statine, die das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen erwiesenermassen reduzieren.

Bei den viel teureren Ezetrol und Inegy mit dem Wirkstoff Ezetimib war das von Anfang an anders: Sie senken zwar den Laborwert des Cholesterinspiegels ebenfalls stark, doch ob sie mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle mit Todesfolge verhindern als Statine ist bis heute nicht nachgewiesen. Dabei sind Ezetrol bereits seit 2002 und Inegy (ein Kombipräparat mit Ezetimib und Simvastatin) seit 2004 auf dem Markt.

In ihrer Fachinformation hält die Zulassungsbehörde Swissmedic bis heute fest: «Eine positive Wirkung von Ezetrol auf kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität wurde noch nicht nachgewiesen.»


Kommentar: Nicht nur, dass keine positive Wirkung nachgewiesen wurde. Ganz im Gegenteil haben sich Cholesterinsenker als äußerst schädlich erwiesen!


Jahr für Jahr Milliardenumsätze

Die im Vergleich zu Statinen sehr teuren Ezetrol und Inegym haben dem herstellenden US-Pharmakonzern MSD (Merck) «Jahr für Jahr weltweit Umsätze in Milliardenhöhe beschwert», schreibt das pharma-unabhängige Magazin Gute Pillen - schlechte Pillen. Dieser wirtschaftliche Erfolg beruhe «auf enormer Werbung», während MSD die «Risiken der Öffentlichkeit eher vorenthalten» hätten.

Das Bundesamt für Gesundheit BAG hatten Ezetrol und Inegy kassenpflichtig gemacht und einen im Vergleich zu Statinen hohen Preis gewährt, ohne dass der geringste Beweis vorlag, dass diese damals neuen Medikamente vor ernsten Herz-Kreislauf-Krankheiten schützen.

Industrie-Studie bestätigt minimalen Nutzen

Erst in diesem Sommer wurde die von MDS-Merck finanzierte Studie «Improve-it» veröffentlicht. Sie bestätigte, dass der Wirkstoff Ezetimib den Cholesterinwert tatsächlich wie Statine deutlich senkt.


Ein Vergleich von PatientInnen, die lediglich das Statin Simvastatin, mit PatientInnen welche zusätzlich Ezetimib einnahmen ergab Folgende: In beiden Gruppen kam es zu gleich vielen Todesfällen infolge Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Fast alle PatientInnen hatten früher mindestens eine Katheteruntersuchung hinter sich.

Der einzige minimale Nutzen: Wenn 50 PatientInnen zusätzlich Ezetimib einnehmen, kann damit nach sieben Jahren bei einem einzigen von ihnen ein symptomatisches Herz-Kreislauf-Problem verhindert werden. Wahrscheinlich würde jedoch mit einer erhöhten Statin-Dosis der gleiche Effekt erreicht.

Laut einem Editorial des New England Journal of Medicine, das die MSD-Studie veröffentlichte, zeigt die Improve-it»-Studie, dass der Wirkstoff Ezetimib «keinen besonderen Nutzen» aufweist («should not be interpreted as showing anything uniquely beneficial»).

Ezetimib ist nur ungleich teurer als Statine mit dem gleichen Nutzen.

Anwendung müsste stark eingeschränkt werden

Aus allen diesen Gründen müsste das Bundesamt für Gesundheit BAG die Kassenpflicht einschränken für die relativ wenigen PatientInnen, welche Statine nicht vertragen, oder bei denen Statine den Cholesterinspiegel nicht genügend senken.

Alle andern Erwachsenen können ihren Cholesterinspiegel mit günstigen Statinen ebenso senken wie mit den teuren Ezetrol oder Inegy. Es genüge, die Statin-Dosis zu erhöhen, erklärte Robert Giugliano, Professor an der Harvard Medical School, der die «Improve-It»-Studie vor der US-Herzgesellschaft präsentiert hatte.

Doch das BAG unterliess es bis heute, die Kassenpflicht für Ezetrol und Inegy strikt zu beschränken. Im Jahr 2016 läuft der Patentschutz des Wirkstoffs Ezetimib ab. Nachahmerprodukte werden dafür sorgen, dass die Preise sinken. Bis dann kann der Pharmakonzern MSD weitere Milliarden kassieren.

Allein in der Schweiz mussten die Krankenkassen in den letzten zehn Jahren rund 350 Millionen Franken für Ezetrol und Inegy hinblättern. Das zeigt eine Hochrechnung aufgrund der Umsätze des grössten Krankenversicherers Helsana.