Bei der Suche nach Komplizen der Anschläge von Paris hat die belgische Polizei bei zahlreichen Razzien 16 Personen festgenommen. Der Hauptverdächtige Salah Abdeslam befinde sich aber nicht darunter.
belgian soldiers
© Youssef Boudlal/ReutersBelgian soldiers and police patrolling the streets of Brussels, protecting against imminent terror.
Im Großraum Brüssel herrscht auch am Montag weiterhin die höchste Terrorwarnstufe. Groß angelegte Anti-Terror-Razzien führten am Sonntagabend zu 16 Festnahmen, nicht jedoch zur Verhaftung des seit den Anschlägen von Paris am 13. November dringend gesuchten Salah Abdeslam, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Angesichts einer von den Behörden ausgemachten "unmittelbaren Bedrohung" war das öffentliche Leben in der Hauptstadt Europas lahm gelegt.

Die Razzien der belgischen Polizei erfolgten im Großraum Brüssel, darunter auch im Brennpunktviertel Molenbeek, sowie im südbelgischen Charleroi. Waffen oder Sprengstoff seien nicht gefunden worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. 16 Verdächtige seien festgenommen worden, von Salah Abdeslam fehle hingegen weiterhin jede Spur.

Bei einem der insgesamt 19 Einsätze in Brüssel wurde ein Mensch durch Schüsse der Polizei verletzt; er war mit seinem Wagen auf die Polizisten zugesteuert, woraufhin diese auf ihn schossen.


Kommentar: Überreaktion der Polizei?


Mohammed Abdeslam appelliert an seinen Bruder

Der gesuchte 26-jährige Franzose Salah Abdeslam wird von den Ermittlern verdächtigt, bei den Anschlägen von Paris eine Rolle gespielt zu habe, vielleicht als Logistiker. Sein Bruder Brahim sprengte sich während der Anschlagsserie in einem der angegriffenen Pariser Restaurants in die Luft. Wenige Stunden nach den Anschlägen soll sich Salah Abdeslam wieder nach Belgien abgesetzt haben.


Kommentar: Soll das wirklich die Realität widerspiegeln?
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Sein Bruder Mohammed sagte dem belgischen TV-Sender RTBF, die Familie wünsche, dass sich Salah ergebe. So könne er seiner eigenen Familie und den Familien der Opfer "Antworten" geben. "Wir möchten Salah lieber im Gefängnis sehen als im Grab", sagte der Bruder.


Kommentar: So wie die Polizei vorgeht, wird kein Verdächtiger am Leben bleiben, denn er könnte unbequeme Auskünfte geben. Sehen Sie dazu den Artikel über den "Mastermind" der Anschläge:

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Die Verhängung der höchsten Terrorwarnstufe erfolgte rund eine Woche nach den islamistischen Anschlägen von Paris mit 130 Toten, deren Urheber zum Teil in Molenbeek lebten. Am Sonntagabend dehnte die belgische Regierung diese Maßnahme für die Hauptstadt und den Großraum Brüssel auf Montag aus. Grund für die seit Samstag geltende höchste Warnstufe sei eine "ernsthafte und unmittelbare Bedrohung", sagte der belgische Regierungschef Charles Michel.


Kommentar: Geht die größte Bedrohung momentan durch die ungerechtfertigten Durchsuchungen aus?


Hollande besucht die Anti-IS-Verbündeten

Die Schulen in der belgischen Hauptstadt blieben am Montag geschlossen, die U-Bahnen fuhren wie auch am Wochenende nicht. Kaufhäuser, Museen und Kinos blieben geschlossen. Zahlreiche Großveranstaltungen in der Region wurden abgesagt. Ein verstärktes Aufgebot an Polizisten und Sicherheitskräften war im Einsatz.

Zu den Anschlägen von Paris bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), die in Syrien und im Irak weite Regionen unter ihre Kontrolle hat. Frankreich bemüht sich seither intensiv um eine internationale Militärkoalition, die den IS in die Knie zwingen soll. Dabei soll auch Russland eingebunden werden, das anders als der Westen den syrischen Staatschef Baschar al-Assad unterstützt.


Am Montag empfängt Präsident François Hollande den britischen Premierminister David Cameron in Paris. Am Dienstag trifft Hollande in Washington US-Präsident Barack Obama, am Mittwoch empfängt er in Paris Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), und am Donnerstag besucht er den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

AFP/mol