Die USA streben nach wie vor eine Hegemonie im Nahen Osten an, doch ihre Strategie sieht derzeit ungeschickt aus. Dazu noch könnte der russische Syrien-Einsatz den Einfluss der Amerikaner schwächen. Zu diesem Schluss gelangen chinesische Analysten.
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© AFP 2015/jewel Samad
Der chinesische Nahost-Experte Liu Zhongmin schreibt in einem Gastbeitrag für die Zeitung Renmin Ribao: „Die Ende September gestarteten russischen Luftangriffe gegen den ‚Islamischen Staat‘ in Syrien haben die USA ernsthaft beunruhigt. Die Ungeschicktheit von Barack Obamas Strategie, die eine Einmischung in Nahost-Konflikte beinhaltet, kam nach den Terroranschlägen in Paris noch deutlicher zum Vorschein. Dies spiegelt auch die Tatsache wider, dass das Streben der USA, ihre Hegemonie im Nahen Osten aufrechtzuerhalten, nicht ihren realen Möglichkeiten entspricht.“

Liu sieht einen „Konflikt“ zwischen dem Strukturwandel im Nahen Osten und der dortigen US-Strategie. Die Kräftebilanz in der Region habe sich geändert, der Terror breite sich aus. Doch angesichts ihrer generell zurückgehenden Nahost-Präsenz seien die USA gezwungen, sich auf die traditionellen Probleme zu konzentrieren - wie etwa auf den palästinensisch-israelischen Konflikt, das iranische Atomproblem, die Situation in Afghanistan und im Irak. Unter anderem gehe es bei diesen Problemen um einen Nachlass der Regierung von George W. Bush. In Bezug auf neue Herausforderungen seien Washingtons Reaktionen dagegen überwiegend passiv.

„Obwohl die USA ihre Präsenz im Nahen Osten reduzieren, ist ihr Ziel nach wie vor eine Hegemonie in der Region. Die weiteren Ziele in Sachen Schutz der Verbündeten, Energiesicherheit, Unterstützung der Demokratie, Anti-Terror-Kampf und so weiter werden unterdessen oft voneinander gestört. Wegen der Einmischungsstrategie der USA kommt es im Nahen Osten nicht selten zu Problemen“, so der chinesische Experte.


Kommentar: Das ist extrem zurückhaltend ausgedrückt. Die Fakten, die man nicht nur aussprechen darf, sondern sollte, sehen so aus:

Aus seiner Sicht ist die amerikanische Bündnis-Strategie für die Region ins Stocken geraten, was am Beispiel Ägypten zu sehen sei: „Um Israels Sicherheit zu gewährleisten und sich der Sowjetunion entgegenzustellen, hatten sich die USA während des Kalten Krieges darum bemüht, Ägypten zu ihrem Verbündeten zu machen ... Doch nach dem ‚Arabischen Frühling‘ brachten die USA um der Bedürfnisse der Demokratie willens das Regime ihres alten Verbündeten Hosni Mubarak zum Zusammenbruch. Mit der Regierung der Muslimbrüderschaft ebenfalls unzufrieden, übten sie dann Nachsicht, als das Regime von Mohammed Mursi bei einem Militärputsch gestürzt wurde ... Dieser Ansatz der USA, die etwas ins Visier nehmen und etwas Anderes dabei außer Acht lassen, kann auf keine Beliebtheit bei den Menschen stoßen.“


Kommentar: Wieder viel zu schwammig ausgedrückt. Lawrow hat das eindeutiger formuliert:

  • Auf welcher Seite stehen sie? "USA verhindert regelmäßig Luftschläge gegen den IS"



Zuvor hatte die chinesische Agentur Xinhua in einem Kommentar prognostiziert, der russische Einsatz in Syrien könne die strategischen Pläne der USA für den Sturz von Baschar Assad und für den Ausbau ihres Einflusses im Nahen Osten stören: „In Sachen Syrien stehen die USA derzeit laut Experten vor zwei Aufgaben, die einander widersprechen. Die USA wollen einerseits das Assad-Regime stürzen und andererseits den ‚Islamischen Staat‘ vernichten. Doch für die Vernichtung des ‚Islamischen Staates‘ wäre eine Zusammenarbeit und eine Unterstützung durch das Assad-Regime objektiv nötig. Derzeit gibt es Hinweise darauf, dass die USA ihre Aufgabe des Assad-Sturzes verschieben könnten, um den IS zu vernichten. Nach dem plötzlichen Einstieg Russlands in den Anti-Terror-Kampf im Nahen Osten könnten der Status und der Einfluss der USA in diesem Kampf laut Analysten nun schwächer werden.“