Eine herrenlose, streuende Hündin wurde im vergangenen Winter in der südrussischen Region von Rostow von einem Auto angefahren und schwer verletzt liegengelassen. Zwei Passanten entdeckten das junge Tier zitternd und frierend mit zwei gebrochenen Beinen am Straßenrand liegen und brachten es zum Tierarzt. Gerade noch rechtzeitig, denn ansonsten wäre es qualvoll an seinen Verletzungen oder der bitteren Kälte verendet. Doch damit endete keine traurige Geschichte, sondern es fing eine neue an, die uns wieder einmal darüber nachdenken lässt, ob Tiere auf wesentlich mehr Sinne zugreifen können, als wir es für möglich halten.
Hund findet nach Hause, Nina und Shavi
© CENNina und Shavi wieder vereint
Die zwei Passanten suchten online nach einer geeigneten Pflegestelle, die sich nach der Operation ihrer Hinterbeine um die Hündin kümmerte, bis sie sich wieder erholt. Leider war die Resonanz sehr dürftig und es meldete sich nur die 26-jährige Nina Baranovskaya auf den Aufuf. Die Alleinerziehende nahm die auf den Namen Shavi getaufte Hündin in ihrer kleinen Wohnung in Rostow am Don auf, wo sie mit ihrer kleinen Tochter und mehrere anderen Haustieren lebte. Shavi benötigte sehr viel Zuneigung und Pflege, da das Trauma vom Unfall sie sehr mitgenommen hatte. Nina musste ihr sogar Windeln anlegen und auf der Straße immer wieder beruhigen, denn sie hatte große Angst vor Fremden und Autos. Nach und nach half sie Shavi wieder laufen zu lernen, brachte ihr einige Befehle bei und spielte jeden Tag ausgiebig mit ihr. Aber Nina war nicht in der Lage, Shavi langfristig zu behalten, denn sie hatte ja nur eine sehr kleine Wohnung und Familie. So machte sie sich auf die Suche nach einem neuen liebevollen Zuhause für sie und hatte auch Glück, denn Freunde in einer 300 km entfernten Ortschaft erklärten sich bereit, Shavi aufzunehmen.

Nina war zwar traurig, Shavi weggeben haben zu müssen aber andererseits auch beruhigt, zu wissen, dass sie nun bei Freunden sei und die Gewissheit zu haben, dass es ihr gut geht. Doch nur wenige Tage später erhielt sie von den neuen Besitzern einen Anruf, in dem sie panisch erklärten, dass Shavi scheinbar weggelaufen wäre und nirgends aufzufinden sei. Zwei Wochen lang fragte Nina besorgt nach dem Verbleib der Hündin, doch es gab keine Spur von ihr und sie blieb verschwunden.

Als Nina dann vergangene Woche auf der Straße entlangging, spürte sie etwas ihr Bein streifen und als sie herunter blickte, traute sie ihren Augen nicht: Es war Shavi! Nina brach bei dem Wiedersehen in Tränen aus und auch Shavi schien sichtlich erfreut zu sein, endlich wieder bei der 26-Jährigen zu sein. Shavi hatte eine ihr völlig unbekannte Strecke von knapp 300 Kilometern zurückgelegt, um zurück nach Rostow zu Nina zu gelangen. Die will Shavi jetzt auch nicht wieder abgeben und bemüht sich um eine größere Wohnung, damit sie doch noch alle zusammen bleiben können.

War das Zufall, dass Shavi den langen Weg durch fremdes Gelände zurück zu Nina gefunden hatte? Und ist es ein Einzelfall? Ein ganz klares Nein. Immer wieder hört man von Hunden und Katzen, dass sie über weite Entfernungen hinweg wieder zurück nach Hause gefunden haben. Wie sie das jedoch bewerkstelligen, bleibt ein Rätsel.