Teufel tanzt über Fegefeuer
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Ein altes rumänische Sprichwort sagt: Sprich nicht schlecht über den Teufel, denn du weißt nicht, wem du später gehören wirst. Und nach der geläufigen rumänischen Mythologie ist es nicht sehr schwierig, eine Verbindung mit dem Teufel herzustellen. Er kann der Person, die ihn gerufen hat, sehr schnell erscheinen und erfreut sich an das Interesse der Menschen, sich von ihm in die Geheimnisse der Hexerei einweihen lassen zu wollen. Es heißt, diejenigen, die mit dem Teufel in Kontakt treten wollen, müssten lediglich zu einer Kreuzung gehen und seinen Namen laut rufen, dann würde er ihnen erscheinen. In anderen Fällen wäre es aber auch völlig ausreichend, sich an einem unreinen Ort aufzuhalten, um Höllenhilfe zu erhalten.

Eine alte rumänische Legende besagt, dass es einst eine Frau gab, die unbedingt eine Hexe werden wollte. Dazu ging sie nachts an den Fluss, wo sie bis Mitternacht auf den Teufel wartete. Pünktlich kam er aus dem Wasser heraus und fragte, warum sie dort saß. Die Frau antwortete ihm, dass sie zur Hexe gemacht werden wollte, worauf der Teufel ihr seine Bedingung nannte. Sie musste ihm versprechen, an jedem Vollmond mit ihm zu tanzen. Die Frau akzeptierte und erfüllte die Forderung und fortan war sie eine Hexe.

Allerdings sind nicht alle Hexen besonders geschickt, wenn sie ihre Zauber ausüben. So berichtet eine andere Legende von einem Hexenlied, das wie folgt lautet: „Teufel, Teufel, Teufel! Mit den Mund dich zu lehren, mit meinen Augen dich nicht zu sehen". Eine junge Hexe aus dem Dorf Barbosi war noch Anfängerin und sang den Text falsch. Anstatt zu sagen „mit meinen Augen nicht, dich zu sehen", sprach sie „mit meinen Augen dich zu sehen", was zur Folge hatte, dass ein Dämon an ihrem Fenster erschien und die junge Frau es erst bei Sonnenaufgang schaffte, ihm zu entkommen, als der Hahn krähte und ihn vertrieb. Nach ihrer Beschreibung war der Dämon rot und sehr dünn. Er tanzte vor dem Fenstern und lies dabei das ganze Haus erzittern.

Im der rumänischen Mythologie heißt es auch, dass jede Hexe und jeder Hexer Zugang zu dem »Schwarzen Buch« hat, in dem alle Beschwörungen, Gesänge und magische Formeln aufgeführt werden. Normalerweise wurde dieses geheime Buch kurz bevor die Hexe oder der Hexer starb, an ihre Assistenten übergeben, damit dieses Wissen um die Lehre bestehen bleibt und nicht verloren geht. Doch manchmal blieben diese bedeutenden Bücher auch ohne einen Meister. Einen solchen Fall erzählt folgende Geschichte: Ein junger Mann fand ein solches Buch in dem Nachlass eines Hexers, der einsam verstorben war. Mutig öffnete er das Buch und las daraus. Während er las, erschienen ihm Dämonen und baten um Aufgaben. Der junge Mann gab ihnen zunächst einfache Aufgaben und dann nach und nach immer schwierigere. Doch die Teufel schafften es immer wieder, sie zu erfüllen und kamen zügig zurück, um neue Instruktionen zu erhalten. Da ihm irgendwann keine Aufgaben mehr einfielen, ließ er die Dämonen ohne Beschäftigung zurück. Das war sein Fehler, denn daraufhin töteten die ruhelosen Teufel den jungen Mann und seitdem wagte es niemand mehr, das Schwarze Buch wieder zu öffnen. Es wird behauptet, dass nur Hexer wissen, welche Aufgaben man den Teufeln geben darf. Diese Geschichte gilt auch als eine Warnung an alle diejenigen, die es wagen, mit den bösen Mächten zu spielen, ohne sich des Preises bewusst zu werden, den man für den Leichtsinn seiner Handlungen bezahlen muss.