Die Kurznachricht eines US-Wissenschaftlers sorgt derzeit für Aufsehen und Kontroversen, behauptet der Physiker doch, Kollegen hätten erstmals Beweise für die Existenz sogenannter Gravitationswellen erbracht. Eine offizielle Bestätigung liegt bislang jedoch noch nicht vor und die an den Experimenten beteiligten Wissenschaftler bitten um Geduld.
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© NASAVisualisierte Umsetzung des Konzept von Gravitationswellen (Illu.)
New Orleans (USA) - Prof. Laurence Kraus ist ein besonders in den USA bekannter bis populärer theoretischer Teilchenphysiker an der University of Arizona, Autor zahlreicher populärwissenschaftlicher Bücher, Kommentator und wissenschaftlicher TV-Moderator. Mit einer Kurznachricht auf Twitter hat Kraus erst gestern weltweit für Aufsehen gesorgt, erklärte er hier doch, dass ihm gegenüber „Gerüchte über die Entdeckung von Gravitationswellen mit dem Laser Interferometer Gravitational Wave Observatory (LIGO) an der Louisiana State University von unabhängigen Quellen bestätigt“ wurden.

Laurence Kraus‘ Tweet Gravitationswellen
Laurence Kraus‘ Tweet vom 11. Januar 2016
Tatsächlich beruft sich Kraus auf einen bislang jedoch noch nicht veröffentlichten Fachartikel des LIGO-Teams. Gegenüber Gizmondo.com erklärte denn auch Alan Weinstein vom LIGO-Team am California Institute of Technology (Caltech), dass die Daten der Experimente derzeit noch analysiert werden und bittet darum, sich bezüglich der Gerüchte (wie sie schon seit vergangenen September kursieren) noch etwas zu gedulden. Sobald die Ergebnisse in ausreichender Form vorliegen, sollen diese auch offiziell bekannt gegeben werden.

Bei den sogenannten Gravitationswellen handelt es sich um Wellen in der sogenannten Raum-Zeit, also der Struktur des Universums. Vorhergesagt wurden sie 1916 von Albert Einstein und es soll sich dabei um die Folge von gewaltigen Sternenexplosionen (Supernovae vom Typ II) oder dem Verschmelzen von Schwarzen Löchern und Neutronensternen handeln. Auch der Urknall selbst sollte Gravitationswellen entsandt haben. Ähnlich wie Wellen auf einem Gewässer handelt es sich dabei um rhythmische Stauchungen und Dehnungen des Raums, durch die die Abstände zwischen Objekten im Raum verändert werden.

Laut Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ist die Schwerkraft bzw. Gravitation keine Kraft (wie etwa noch bei Newton), sondern eine Eigenschaft von Raum und Zeit (der sog. Raum-Zeit), die besonders durch große Massen verzerrt werden kann - was dann wiederum die Bewegungen von Licht und Materie beeinflussen kann. Auch Planeten wie die Erde krümmen die sie umgebende Raumzeit, lenken dabei etwa Raumsonden ab oder halten Trabanten wie den Mond, auf ihren Bahnen. Kommen große Massen nun in Bewegung sollten sie - so die Theorie - wellenartige Störungen in der Raumzeit erzeugen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum ausbreiten - die sog. Gravitationswellen.

Obwohl Einstein selbst glaubte, dass der Effekt der Gravitationswellen derart klein sei, dass man diese wohl nie direkt beobachten könnte, versuchen schon seit einigen Jahren unterschiedliche Wissenschaftler-Teams genau das. Eine direkte Messung wäre somit ein weiterer Beweis für die Richtigkeit der Allgemeinen Relativitätstheorie. Zudem lieferten sie Hilfe bei Antworten auf noch offene Fragen zur Entstehung und Aufbau des Universums, etwa der Existenz, Natur und Verteilung von Dunkler Materie und Energie.

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