Die gezielte Kontrolle der Gravitation galt und gilt vielen bislang als Phantasieprodukt von Science-Fiction und Paraphysik. Jetzt aber hat ein belgischer Physiker anhand mathematischer Berechnungen einen Weg aufgezeigt, wie genau das schon mit heute existierender Technologie möglich sein könnte. Sollte der Forscher Recht haben, so würde dies völlig neue Wege in deren experimenteller und praktischer Anwendung aufzeigen.
Professor André Füzfa
© unamur.be, Effel Photographie Professor André Füzfa
Namur (Belgien) - Ziel der Berechnungen von Professor André Füzfa von der Université de Namur ist die gezielte Herstellung und Detektion von schwachen Gravitationsfeldern durch den Einsatz starker magnetischer Felder, deren Kontrolle zur wissenschaftlichen Untersuchung und zu Entwicklung gänzlich neuer Technologien.

Wie der Forscher in einem Artikel im Fachjournal Physical Review D (DOI: 10.1103/PhysRevD.93.024014) berichtet, beschränkt sich die bisherige Forschung von Schwerkraftfeldern alleine auf deren passive Beobachtung und das Bemühen zu verstehen, wie große Massen - wie etwas Schwarze Löcher, Sterne oder Planeten - sie erzeugen. Gravitationsfelder selbst (etwa mit Hilfe von Magnetfeldern) aktiv zu beeinflussen und kontrollieren zu können, ist bislang nicht der Inhalt der Gravitationsforschung.


Kommentar: Oder zumindest ist es nicht Teil der öffentlich bekannten Forschung.


Diese „frustrierende Erkenntnis“ sei es denn auch gewesen, so erläutert Füzfa, die ihn zu seinem nun vorgestellten „revolutionären Ansatz“ geführt habe. „Das Ziel ist die gezielte Erzeugung von Gravitationsfelder durch kontrollierte Magnetfelder und die Untersuchung der Frage, wie solche magnetischen Felder die Raum-Zeit (also die Struktur des Universums) verändern könnten.“

In seinem Artikel schlägt Füzfa anhand einer mathematischen Beweisführung ein Instrument vor, das schwache aber dennoch nachweisbare Gravitationsfelder erzeugen kann. „Diese Maschine basiert auf supraleitenden Elektromagneten und damit auf Technologien, die schon heute routinemäßig - etwa am LHC-Teilchenbeschleuniger des CERN oder dem ITER-Fusionsreaktor - genutzt werden.“

Allerdings bedürfte die Konstruktion einer solchen Maschine großer Ressourcen, wie sie mit den Aufwendungen für die Konstruktion des LHC-Teilchenbeschleunigers am CERN zu vergleichen wären. „Mit diesen Experimenten könnten dann aber auch Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie untersucht werden. So erfolgreich, wäre dies ganz sicher ein bedeutender Schritt für unser Verständnis von Physik. Die Fähigkeit, Gravitationsfelder nicht nur erzeugen, detektieren und schlussendlich auch gezielt kontrollieren zu können, würde die Menschheit dann eines Tages in die Lage versetzen, mit der Gravitation ebenso zu interagieren und umzugehen, wie mit den anderen drei sog. Grundkräften der Physik (Elektromagnetismus, schwache und starke Kernkraft). Dies würde eine völlig neue Ära der experimentellen wie industriellen Nutzung der Schwerkraft einleiten.“