posttraumatischer stress,posttraumatische belastungsstörung
Vielleicht meinen Sie, dass Sie durch Ihre persönlichen Probleme selbst so überfordert sind, als dass Sie noch einen traurigen Freund aufmuntern könnten, genauso wie Sie auf der Arbeit zu beschäftigt sind, um sich einen Moment Zeit zu nehmen, von einem Kollegen Notiz zu nehmen. Forschungen zeigen jedoch, dass Sie sich selbst keinen Gefallen tun, wenn Sie sich auf Ihre eigenen Probleme fokussieren und dabei die Unterstützung anderer aus den Augen verlieren.

Laut einer neuen kleinen Studie kann es Sie tatsächlich vor den negativen Auswirkungen von Stress schützen, wenn Sie anderen helfen. Für die Studie haben Forscher der University of California, Los Angeles und der Yale University School of Medicine 77 Erwachsene zwischen 18 und 44 Jahren rekrutiert. Zwei Wochen lang erhielten die Teilnehmer jeden Abend die Erinnerung daran, eine Reihe von Fragebögen auszufüllen.

Ein Fragebogen erkundigte sich nach jeglichen stressigen Ereignissen, die sie erlebt hatten; und zwar in Bezug auf die Arbeit, Beziehungen, Finanzen und andere Bereiche. Ein weiterer Fragebogen bat die Teilnehmer, jegliche pro-soziale (helfende) Verhaltensweisen anzugeben, denen sie nachgegangen waren - vom Aufhalten einer Tür bis zum Helfen bei Hausaufgaben. Bei anderen Befragungen sollten die Teilnehmer berichten, wie oft sie bestimmte positive und negative Emotionen an dem Tag erlebt hatten, und ihre mentale Gesundheit für den Tag von einer Skala von 0 bis 100 einschätzen.

Die Ergebnisse zeigten, dass an den Tagen, als die Teilnehmer hilfsbereiter waren als gewöhnlich, sie keine Minderung an positiven Emotionen oder in der Qualität ihrer mentalen Gesundheit erlebten. Sie erfuhren lediglich eine geringfügige negative Emotion als Reaktion auf Stress. Andererseits, wenn sie weniger hilfsbereit waren als normalerweise, erlebten die Teilnehmer weniger positive Emotionen und sie erfuhren mehr negative Emotionen in Reaktion auf Stress.
Die Forscher schreiben: "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sogar kurze Perioden, in denen man andere unterstützt oder ihnen hiflt, dazu beitragen können, die negativen emotionalen Auswirkungen von täglichem Stress abzumildern."
Zu diesem Zeitpunkt ist es unklar, warum und wie genau helfende Verhaltensweisen die schädlichen Auswirkungen von Stress minimieren können. Die Forscher vermuten, dass die Unterstützung von anderen einen vom eigenen Elend ablenken kann - zumindest zeitweise. Sie sagen, dass ein Verhalten, Anderen zu helfen, auch bestimmte biologische Systeme stimulieren könnte, das die negative emotionale Stress-Antwort unterdrückt.

Natürlich hat diese Studie einige nennenswerte Einschränkungen. So waren etwa alle Teilnehmenden Weiße, also dürften diese Ergebnisse nicht auf die Gesamtbevölkerung zutreffen. Die Forscher erkennen auch die Notwendigkeit zukünftiger Forschung, welche das Stress-Niveau von Teilnehmern direkt beeinflusst sowie ihre Stressantwort und helfendes Verhalten viele Male am Tag nachverfolgt, anstatt nur ein Mal. Dennoch scheint sich hauptsächlich Folgendes aus der Studie mitnehmen zu lassen: Man gebe eine helfende Hand, egal wie sehr man selbst mit den Nerven am Ende ist. Sie könnten dem Empfänger und sich selbst damit einen Gefallen tun.