Im Oktober 2015 gab eine Forschergruppe von der University of Cambridge bekannt, dass ihre genetischen Vergleiche mit modernen afrikanischen Populationen ergaben, dass die prähistorischen Eurasier vor etwa 3.000 Jahren zurück nach Afrika wanderten (wir berichteten). Nun rudern sie zurück und berichten, dass ihre Ergebnisse auf einen Softwarefehler beruhten.
Ausgrabungsort
© Kathryn and John Arthur
Die britischen Wissenschaftler hatten das erste vollständige Genom eines 4.500 Jahre alten Afrikaners rekonstruiert, dessen Überreste im Jahre 2012 in der Mota-Höhle des südlichen äthiopischen Hochlandes aufgefunden wurde. Die Analyse seines DNA-Materials zeigte damals, dass seinem Erbgut signifikante genetische Eigenschaften fehlen, die jedoch im Genom heutiger Afrikaner zahlreich vorzufinden sind. Das sehen die Forscher als Bestätigung vorangegangener Studien an, dass vor etwa 3.000 Jahren eine große Menschenmasse innerhalb eines kurzen Zeitfensters vom heutigen Anatolien bzw. den Nahen Osten zum Horn von Afrika geflüchtet zu sein scheint.

Offenbar beruhte diese Studie jedoch auf einen Fehler der Inkompatibilität zwischen den beiden Softwarepaketen, die zur Analyse der des menschlichen Genoms einiger Varianten des äthiopischen mit den europäischen Menschen verwendet wurde. Es gab zwar ein Skript, das diese beiden Softwarepakete miteinander anpassen konnte, aber scheinbar hatte jemand vergessen, es auch auszuführen. Das entrückte den Mota- Mensch viel weiter aus der näheren Verwandtschaft zur modernen europäischen Bevölkerungen, als er tatsächlich war und im Gegenzug rückte es die zeitgenössische afrikanische Populationen genetisch näher an den modernen Europäer heran.

„Fast alle von uns sind sich einig, dass es einige Back-to-Africa-Genflüsse und auch eine ziemlich große Wanderung nach Ostafrika gab, doch es erreichte nicht West- und Zentralafrika, zumindest nicht in einer nachweisbaren Weise. Der (Analyse-)Fehler macht auch den ursprünglichen Schluss zunichte, dass viele Afrikaner Neandertaler-DNA tragen würden (von Eurasiern geerbt, deren Vorfahren sich mit der (Mota-) Gruppe gekreuzt hatten)“, sagt der Genetiker Pontus Skoglund von der Harvard Medical School in Boston zu der fehlerbehafteten Studie seiner Kollegen.