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Mysteriöse Notlandung in Somalia: Wenige Minuten nach dem Start in Mogadischu reißt ein Knall eine klaffende Wunde in die Außenhaut eines Passagierflugzeugs. Fieberhaft suchen Fachleute nach einer Erklärung.

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© apFlug D3-159 nach der Notlandung in Mogadischu: Wer oder was ist für die Explosion verantwortlich?
Das hätte leicht in eine Katastrophe münden können: Nach der Explosion an Bord eines Passagierjets der Fluggesellschaft Daallo Airlines stehen Aufsichtsbehörden, Piloten und Hersteller vor zahlreichen ungelösten Fragen. Am Vortag war ein mit 74 Passagieren und 7 Crew-Mitgliedern besetzter Airbus vom Typ A321-100 kurz nach dem Abheben von einer Detonation an Bord erschüttert worden.

Die Maschine von Flug D3-159 war auf dem Weg von der somalischen Hauptstadt Mogadischu ins rund 1000 Kilometer nördlich gelegene Nachbarland Dschibuti, als sich kurz nach Beginn des Steigflugs eine heftige Explosion in der Passagierkabine ereignete.

Zwei Europäer verletzt?

Die Druckwelle riss ein etwas mehr als ein Meter großes Loch in die Außenhaut. Da sich das Flugzeug bereits in einer Höhe von etwas mehr als 3000 Metern über dem Meeresspiegel befand, fiel der Luftdruck in der Kabine schlagartig ab. Die Sauerstoffmasken fielen herab, der Lärm des Fahrtwinds des mehrere hundert Stundenkilometer schnellen Jets toste durch die Kabine. Die Piloten brachen den Flug umgehend ab und leiteten eine Notlandung ein. Trotz der schweren strukturellen Schäden konnten sie die Maschine sicher landen.

Zwei Passagiere wurden bei dem Vorfall leicht verletzt, teilte die örtliche Polizei mit. Dabei soll es sich Medienberichten zufolge um zwei Europäer handeln. Sie hätten teils schwere Brandverletzungen erlitten, hieß es. Berichte über einen angeblich aus dem Rumpf gesogenen Passagier bestätigten sich zunächst nicht. Zuvor hatte es geheißen, etwa 30 Kilometer nördlich der somalischen Hauptstadt hätten Anwohner gesehen, dass ein verbrannter Körper vom Himmel gefallen sei. Eine unabhängige Bestätigung dafür lag zunächst nicht vor. Im Inneren der Passagierkabine brach nach dem Knall und dem plötzlichen Druckabfall kurzzeitig Panik aus. Die Ursache für die Detonation liegt weiter vollkommen im Dunkeln.

Spekulationen in Fachkreisen

Bekannt ist bislang lediglich folgendes: Die Explosion traf das Flugzeug auf Höhe der Sitzreihen über der rechten Tragfläche. Erste Aufnahmen aus Mogadischu zeigen deutlich nach außen aufgebogene Teile der Außenhülle. Der Ausgangspunkt der Druckwelle muss sich demnach im Inneren der Kabine im Passagierbereich befunden haben - und nicht etwa im Frachtraum des Flugzeugs, wo das Gepäck der Passagiere untergebracht ist.

An der Außenseite des Rumpfs sind kurz hinter dem Explosionskrater zudem deutliche Rußablagerungen zu erkennen. Ersten Einschätzungen zufolge könnte dies auf die Zündung eines Sprengkörpers hindeuten - und nicht etwa auf die Explosion eines fest an Bord installierten Sauerstoffbehälters. In den einschlägigen Foren wiesen Beobachter darauf hin, dass entsprechende Druckkörper in diesem Flugzeugtyp an ganz anderer Stelle verbaut sind. Spuren von Splittern - wie sie etwa eine Granate hinterlassen hätte - sind dagegen nicht zu erkennen.

Wer saß vorn rechts am Flügel?

Immerhin lässt sich aufgrund der Schäden am Flugzeug der Ausgangsort des Explosion recht gut eingrenzen: Die Druckwelle nahm demnach wohl im Fußbereich von Sitzplatz 15F oder 16F ihren Ursprung. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich den Ermittlern anhand der Passagierlisten bereits eine erste heiße Spur ergeben müsste. Wie durch ein Wunder beschädigte die Explosion weder tragende Bauteile am Rumpf oder Flügelverankerung, noch wurden wichtige Hydraulikleitungen oder eines der zahlreichen Kabel der Bordelektronik so weit zerstört, dass die Maschine fluguntüchtig geworden wäre.

Bei der Unglücksmaschine soll es sich um eine gut 19 Jahre alte A321 handeln. Im internationalen Luftverlehr wäre das nicht weiter ungewöhnlich: Regelmäßige Wartung vorausgesetzt, können moderne Passagierjets deutlich länger im Einsatz bleiben. In einem Punkt sind sich die Beobachter bislang sicher: Hinweise auf Materialermüdung oder eine rein technische Ursache des Vorfalls liegen nicht vor. Vielmehr deutet vieles - darunter auch das Muster der Zerstörungen und der Zeitpunkt der Explosion in vergleichsweise niedriger Höhe - darauf hin, dass es sich bei dem Vorfall tatsächlich um die Explosion eines kleineren Sprengkörpers handelte.

Falls diese Annahme zutrifft, dürfte sich der Airbus der Daallo Airlines sogar als überaus robust und zuverlässig erwiesen haben: In der Geschichte der Luftfahrt sind wenig Fälle bekannt, in denen ein moderner Passagierjet eine Explosion an Bord im vollen Flug sicher überstanden hat.