Bei einem Kaiserschnitt unterbleibt der Kontakt mit der mütterlichen Vaginalflora. Das könnte womöglich gesundheitliche Folgen haben - weshalb Mediziner nun selbst Hand anlegen.
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Wenn Kinder auf natürliche Weise zur Welt kommen, erhalten sie bei der Passage durch den Geburtskanal eine Art "Starterpaket" nützlicher Bakterien. Bei einem Kaiserschnitt fehlt diese Vorbereitung. Deshalb haben Forscher um Maria Dominguez-Bello von der New York University jetzt händisch nachgeholfen: Insgesamt vier Neugeborene wurden von ihnen kurz nach dem Kaiserschnitt mit einem Tuch abgewischt, das die Forscher zuvor einige Zeit lang in der Scheide der Mutter platziert hatten.

Einen Monat später beobachteten sie, wie sich die bakterielle Zusammensetzung in Mund, Darm und auf der Haut dieser Kinder verändert hatte. Tatsächlich entsprach sie wie erhofft eher der von natürlich geborenen Kindern. Bei Babys, die durch einen Kaiserschnitt zur Welt kommen, herrschen hingegen meist Bakterien vor, die sonst die Haut besiedeln; bei natürlich Geborenen überwiegen in den ersten Wochen und Monaten die Vaginalbakterien der Mutter.

Bei diesem Versuch handelte es sich um einen ersten kleinen Test, der nun in größerer Form fortgesetzt werden soll. Die Wissenschaftler möchten dazu mehr Kinder über einen deutlich längeren Zeitraum beobachten. Ein Test an vier Kindern gilt im Allgemeinen als wenig aussagekräftig.

Entscheidend bei Folgeuntersuchungen wird die Frage sein, ob sich die Veränderungen im Mikrobiom in irgendeiner Form auf die Gesundheit der Kinder auswirken. Bislang ist noch kein derartiger Zusammenhang bekannt. Zwar behalten Kaiserschnitt-Geborene ihre abweichende Darmflora über einen langen Zeitraum bei, ob sich ihnen daraus gesundheitliche Nachteile ergeben, ist jedoch nicht bekannt. Dominguez-Bello und Kollegen sehen in ihrem technisch einfachen Eingriff darum vielmehr eine Vorsorgemaßnahme. Es dürfe kaum schaden, einen Vorgang nachzuahmen, dem alle Säugetiere seit jeher ausgesetzt sind.

Dennoch raten sie nicht dazu an, ihre Wischtechnik am eigenen Kind auf eigene Faust und ohne ärztlichen Rat nachzuahmen. Es sei zumindest denkbar, dadurch auch Krankheitserreger auf das Neugeborene zu übertragen.

Forscher entdecken immer mehr Bereiche, in denen sich die Abermilliarden Bakterien auf und in unserem Körper auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken. So könnte das Mikrobiom unter anderem helfen, das Immunsystem der Kinder für später vorzubereiten.