Zürich (Schweiz) - Eine Umfrage unter Akademikern, deren Arbeit von EU-Forschungsgeldern unterstützt wird, hat gezeigt, dass eine Mehrheit dieser Forscher und Wissenschaftler eine Intensivierung und offizielle finanzielle Förderung der Erforschung unbekannter atmosphärischer Phänomene auf akademischem Niveau, wie sie allgemein als UFOs (Unidentifizierte FlugObjekte) oder auch UAPs (Unidentified Aerial Phenomenon = Unidentifizierte Luft-/Luftraum-Phänomene) bezeichnet werden, unterstützen. Von den Ergebnissen dieser Forschungen erhoffen sich die Befragten nicht zuletzt neue und bislang nicht absehbare Erkenntnisse in den Bereichen der Atmosphärenwissenschaften, der Photonik und darüber hinaus.
Hessdalen Phänomen
© Björn Gitle Hauge, Østfold Science Center, hessdalen.orgFotoaufnahme mit Spektralfilter (das farbige Spektrum ist im unteren Bildteil zu sehen) des gefilmten Hessdalen-Phänomens, aufgenommen in der Nacht vom 20. Auf den 21. September 2007 vom Berglager Rognefjell aus (Belichtungszeit: 30 Sekunden).
Wie Etienne Caron von der ETH Zürich und Pouya Faridi von der iranischen Shiraz University of Medical Sciences aktuell im Fachjournal Frontiers in Earth Science berichten, basieren sie Ihre Umfrage auf den sogenannten Hessdalen-Phänomenen bzw. Hessdalen-Lichtern, wie sie bereits seit Jahrzehnten (und wahrscheinlich sogar noch länger) über dem entlegenen norwegischen Hochtal Hessdalen beobachtet und seit den 1980er Jahren auch durch eine von verschiedenen Hochschulen finanzierte permanente Beobachtungsstation wissenschaftlich erforscht und dokumentiert werden (...GreWi berichtete).

Während sich die beiden Autoren von der Bedeutung der Hessdalen-Phänomene, wie auch ähnlicher, weltweit beobachteter Phänomene überzeugt zeigen, war es das Ziel ihrer jetzt vorgestellten Umfrage zu ermitteln, ob auch die sonstige akademische Gemeinschaft an der Erforschung derartiger „atmosphärischer Lichtphänomene“ interessiert ist, eine Intensivierung der Forschungsbemühungen sowie eine öffentliche Förderung entsprechender Forschungsprojekte für wünschenswert und sinnvoll hält.

Hierzu haben Caron und Faridi insgesamt 6.049 akademische Forscher und Wissenschaftler angeschrieben, deren Arbeit bereits oder derzeit von Geldern der Europäischen Kommission gefördert wird. Hierbei handelt es sich um Wissenschaftler aus 90 Ländern, die an mehr als 100 internationalen Institutionen (hauptsächlich aber in Europa) und in den unterschiedlichsten Forschungsfeldern tätig waren und/oder sind. Via E-Mail wurden diese Adressaten zunächst mit einem kurzen einführenden Artikel in die UAP-Thematik zur Teilnahme an der Umfrage gebeten.

Von den besagten 6.049 angeschriebenen Forschern und Wissenschaftlern haben sich dann jedoch nur 295 an der Umfrage beteiligt. Während eine Teilnahmerate von rund 5 Prozent zunächst recht wenig erscheint, weisen die Autoren daraufhin, dass Untersuchungen gezeigt haben, dass vergleichbare Online-Umfragen in der Regel mit relativ niedrigen Teilnehmerwerten von bis zu 2 Prozent zu kämpfen haben.

„Eine mögliche Erklärung für die niedrige Anzahl an Teilnehmern unserer Online-Umfrage könnte natürlich am geringen Interesse der angeschriebenen Wissenschaftler an der Thematik liegen“, so die Autoren und streichen heraus, dass die ermittelten Zahlen somit nicht auf die gesamte akademische Wissenschaftsgemeine extrapoliert werden dürfen.

Das auf dieser Grundlage erlangte Ergebnis zeigt, dass eine Mehrheit von 58 Prozent (165/286) der gültigen Teilnehmer glauben, dass die Erforschung von UAPs (Anm. GreWi: UFOs) nicht vernachlässigt werden und stattdessen durch Fördereinrichtungen unterstützt werden sollten.

Darüber hinaus erklärten 52 Prozent der Teilnehmer (148/286), dass sie selbst im Rahmen ihrer Expertise zu einem besseren Verständnis des UAP-Phänomens beitragen wollten, wenn sie nur wüssten, wie genau sie dies tun könnten.
Umfrage Erforschung UFOs
© Caron und Faridi
„Zusammengenommen, legen unsere Ergebnisse damit erstmals nahe, dass es ein bedeutendes Interesse einer Teilmenge an Wissenschaftlern an einem besseren Verständnis von seltenen und unerklärten atmosphärischen (Licht-)Phänomenen gibt, die bislang nicht ausreichend erforscht wurden“, so Faridi und Caron.

Doch wer sind diese Befürworter?

Auf die Frage, ob Förderinstitutionen und Universitäten die wissenschaftliche Erforschung von UAP-, (UFO-) oder Hessdalen-Phänomenen/Lichter unterstützen sollten, zeigten sich laut Faridi und Caron die Teilnehmer aus den Fachbereichen Physik, Astronomie und Planetenwissenschaften im Vergleich zu Teilnehmern mit einem Hintergrund in Biologie und Medizin deutlich weniger unterstützend (41% vs 66%, odd ratio (OR) = 2.78, p = 0.004) oder jenen aus Chemie, Ingenieurs- und Materialwissenschaften (41% vs 61%, OR = 2.25, p = 0.016).

Zugleich befragten die Autoren die Teilnehmer, wie viel Zeit sie schon mit der Lektüre bzw. Information über UAP-Phänomene verbracht haben: „80 Prozent der Teilnehmer erklärten, dass sie wohl weniger als sieben Stunden mit entsprechender Lektüre verbracht haben.

Interessanterweise zeigten sich jene Teilnehmer, die hingegen mehr als sieben Stunden ihrer Zeit dem UAP/UFO-Thema gewidmet hatten, auch deutlich interessierter daran, zukünftig zu einem besseren Verständnis dieser Phänomene beitragen zu wollen als jene, die dies weniger als eine Stunde lang getan haben. (73% vs 44%, OR = 3.49, p < 0.001)“

Auch in der Altersstruktur unterschieden sich die Unterstützer einer wissenschaftlichen und geförderten UFO-Forschung von den diesbezüglich eher zurückhaltenderen oder ablehnend eingestellten Teilnehmern: „Die 21- bis 40-Jährigen Teilnehmer waren deutlich unterstützender eingestellt als die älteren. (...) Somit zeigen unsere Daten, dass das Alter, der wissenschaftliche Hintergrund und das Informationsniveau über UAPs relevante Faktoren bei der Meinungsbildung (über UAP) unter den Teilnehmern unserer Umfrage darstellen. Aufgrund des (erhöhten) Interesses unter jüngeren Forschern, führen uns unsere Ergebnisse zu der Vermutung, dass es wahrscheinlich mehrheitlich die ’nächste Generation‘ von Wissenschaftlern sein wird, die am meisten zu Fortschritten auf diesem neuen Forschungsfeld beitragen werden - vorausgesetzt, (dieses Forschungsfeld) wird in Zukunft auch ausreichend gefördert.“