Partnerwahl: Für Männer ist Intelligenz der Frauen zunehmend wichtiger als Schönheit
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© Jeanette Dietl/fotolia.comDie Kriterien bei der Partnerwahl haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschoben.
In zahlreichen Umfragen der Vergangenheit äußerten viele Männer, dass ihnen gutes Aussehen und eine tollen Figur besonders wichtig bei Frauen seien. Klugheit spielte oft nur nebenbei eine Rolle. Doch offenbar verändern sich die Präferenzen. Einer neuen Studie zufolge stellen Männer heutzutage bei Frauen Intelligenz zunehmend vor Schönheit.

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Partnerwahl

Zwar liegt menschliche Schönheit im subjektiven Auge des Betrachters, doch das hält viele Menschen - vor allem Männer - nicht davon ab, davon zu sprechen, wie wichtig ihnen das gute Aussehen des Partners ist. Aus der Wissenschaft ist bekannt, dass viele Faktoren die Partnerwahl beeinflussen. Hormone spielen hier eine Rolle, aber auch der Geruch des Gegenübers oder unterbewusste Verhaltensweisen. Trotzdem sind sich manche Männer noch immer sicher, wie ihre Traumfrau aussehen soll und bedienen längst überkommene Klischees: Ein hübsches Gesicht, langes blondes Haar und eine tolle Figur mit großen Brüsten. Doch offenbar tut sich etwas in der Männerwelt: Wie die Nachrichtenagentur APA berichtet, zeigt eine neue Studie, dass Männer heutzutage bei Frauen tatsächlich Intelligenz zunehmend vor Schönheit stellen.

Gleichstellung von Männern und Frauen

Laut einer Pressemitteilung der Uni Innsbruck rühre dieses Ergebnis an den Grundfesten einer verbreiteten Theorie, wonach unsere Partnerpräferenzen evolutionsbiologisch festgeschrieben seien. Mit der zunehmenden Gleichstellung von Männern und Frauen würden sich auch die Gesetze der Partnerwahl verändern. Marcel Zentner, Professor am Institut für Psychologie der Universität Innsbruck, und seine Kollegin Alice Eagly von der Northwestern University (USA) kamen zu dieser These, nachdem sie zahlreiche Studien ausgewertet hatten. „Wir sichteten und analysierten Hunderte von Studien aus verschiedenen Disziplinen. Sie zeigen, dass die Partnerpräferenzen von Frauen und Männern mit unvermuteter Schnelligkeit auf Fortschritte in der Gleichstellung reagieren“, erklärte Marcel.

Geschlechtstypische Präferenzmuster ändern sich

Zunächst untersuchten sie kulturübergreifende Studien. „Diese zeigen, dass das geschlechtstypische Präferenzmuster, etwa, dass Frauen von Einfluss und Reichtum angezogen sind und Männer von Jugend und Schönheit, mit zunehmender Geschlechtergleichstellung der Länder dahinschmilzt“, erläuterte der Wissenschaftler. Demnach ist die Präferenz von Frauen für solvente Männer in Ländern mit relativ niedriger Gleichstellung wie Korea oder der Türkei doppelt so stark ausgeprägt wie in Ländern mit relativ hoher Gleichstellung wie Finnland oder den Vereinigten Staaten. Als sie sich mit Untersuchungen zu Geschlechtsrollenbildern von Individuen befassten, zeigte sich, dass die traditionellen geschlechtstypischen Partnerpräferenzen vor allem bei Personengruppen anzutreffen sind, die ein konventionelles Geschlechtsrollenbild haben. Je progressiver dieses Bild ist, desto geringfügiger ist auch der Geschlechtsunterschied in den Partnerpräferenzen der untersuchten Personengruppen. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse auch im Fachmagazin European Review of Social Psychology.

Bildung der Frau spielte früher kaum eine Rolle

Schließlich wiesen die Forscher in der Analyse historischer Trends nach, dass Änderungen in Geschlechterrollenbildern parallel zu Änderungen in Partnerpräferenzen verlaufen. In vielen Nationen ist die klassische Arbeitsteilung, bei der Männer erwerbstätig sind und Frauen den Haushalt bestreiten, schon lange überholt. Einkommen und Bildung der Frau spielten vor 75 Jahren bei der Partnerwahl kaum eine Rolle, während heute immer mehr Männer diese Eigenschaften als sehr bedeutsam einschätzen. Aufgrund dessen, dass Männer offenbar in erster Linie kluge Frauen bevorzugen und schöne Gesichter und Rundungen als zweitrangig betrachten, werde laut der Nachrichtenagentur APA an den evolutionsbiologisch festgeschrieben Partnerpräferenzen gerüttelt, die da hießen: Frauen brauchen Männer mit Ressourcen zum Großziehen ihrer Kinder, Männer hingegen möglichst viele fruchtbare Frauen. Auf diese Weise können beide die größtmögliche Zahl von Nachkommen hinterlassen.

Wie passt der Partner in einen bestimmten Lebensentwurf

Heutzutage würden jedoch einige Evolutionsbiologen anders argumentieren: Da sich unsere Vorfahren ständig wechselnden Umwelten mit neuen Anpassungsproblemen hätten stellen müssen, hatten diejenigen den Überlebensvorteil, die flexibel auf Veränderungen in der Umwelt reagieren konnten. Das evolutionsgeschichtliche Ergebnis sei demnach die dem Menschen eigene Flexibilität. „Dieselbe Flexibilität erlaubt es dem Menschen auch, seine Partnerpräferenzen den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen“, meinte Eagly. „Wie Vertreter soziokultureller Ansätze schon lange vermutet haben, werden Partner vor allem danach ausgewählt, wie sehr sie in einen bestimmten Lebensentwurf hineinpassen. Und Lebensentwürfe werden durch die zunehmende Gleichstellung der Geschlechter maßgeblich geprägt“, so die Psychologin.

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