Immer mehr Menschen arbeiten hierzulande länger, als sie eigentlich müssten. Wie aus einer aktuellen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervorgeht, machen 60 Prozent der Arbeitnehmer/Innen regelmäßig Überstunden, jeder sechste Vollzeitbeschäftigte (17 Prozent) verbringt sogar mehr als 48 Stunden pro Woche an seinem Arbeitsplatz. Betroffen sind dabei vor allem Berufstätige im Bereich Tourismus, Hotel- und Gastgewerbe, die geringsten Anteile überlanger Arbeitszeiten finden sich hingegen bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern, so die Angaben des DGB.
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© alphaspirit/fotolia.comÜberstunden sind laut einer aktuellen Studie des DGB für viele Beschäftigte unumgänglich. Sie arbeiten deutlich mehr, als nach Vertrag vorgesehen, was Stress und Beeinträchtigungen des Soziallebens mit sich bringt.

33 Prozent der Vollzeitbeschäftigten arbeiten länger


Überstunden sind längst keine Seltenheit mehr, stattdessen verbringen laut einer Sonderauswertung des DGB-Index „Gute Arbeit 2015“ immer mehr Berufstätige mehr Stunden an ihrem Arbeitsplatz, als es ihr Vertrag vorsieht. Wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) berichtet, arbeitet demnach jeder dritte Arbeitnehmer regelmäßig länger als vereinbart, fast jeder vierte kommt auf mehr als 45 Stunden pro Woche. Von den Vollzeitbeschäftigten berichten demnach 33 Prozent von überlangen Arbeitszeiten, jeder sechste (17 Prozent) kommt auf mehr als 48 Stunden pro Woche - und damit über die im Arbeitszeitgesetz festgelegte wöchentliche Arbeitszeit.

Tourismusbranche am stärksten betroffen

Deutliche Unterschiede zeigen sich in Hinblick auf die verschiedenen Branchen. Besonders betroffen sind dem Bericht zufolge Arbeitnehmer in der Gruppe der „Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe“, in welcher 63 Prozent der Vollzeitbeschäftigten regelmäßig Überstunden machen. Auch mehr als jeder zweite Angestellte in der Branche „Verkehr- und Lagerei“ arbeitet länger (54%), ebenso sind überlange Arbeitszeiten z.B. in der Land-/ und Forstwirtschaft sowie im Bereich Energie, Wasser und Entsorgung mit 47% überdurchschnittlich weit verbreitet.

Die Branchen mit den geringsten Anteilen sind unter anderem die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (23%) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen mit 29 Prozent. Frauen machen dem Bericht nach insgesamt seltener Überstunden, weil sie häufiger teilzeitbeschäftigt sind. Knapp jede zweite Frau (48 Prozent) arbeitet demnach weniger als 35 Stunden in der Woche, während dies bei den Männern nur auf jeden zwölften Arbeitnehmer zutrifft (8 Prozent).

70 Prozent fühlen sich gehetzt

Das Arbeiten unter Zeitdruck gilt dem Bericht nach als einer der zentralen psychischen Belastungsfaktoren, von dem Berufstätige mit überlangen Arbeitszeiten deutlich öfter betroffen sind als andere Vollzeitbeschäftigte. Demnach fühlen sich insgesamt 70 Prozent derjenigen, die regelmäßig Überstunden machen, „sehr häufig oder oft gehetzt“, während dies bei den Arbeitnehmern mit 35 bis 44 Wochenstunden 49 Prozent so empfinden.

Die überlangen Arbeitszeiten bleiben natürlich nicht ohne Folgen, sondern gehen zu Lasten der persönlichen Erholung, sozialer und familiärer Aktivitäten und stören dadurch die Work-Life-Balance massiv. 60 Prozent der betroffenen Personen berichten hier, dass Familie und Freunde aufgrund der Arbeitsbelastung zu kurz kommen, in der Gruppe der „normal“ Arbeitenden trifft dies hingegen nur in 28 % der Fälle zu. Neben dem werden die Erholungspausen während der Arbeit häufiger eingeschränkt (48 zu 27 Prozent), zudem ist der Anteil derjenigen, die in ihrer Freizeit nicht richtig abschalten können mit knapp 50 Prozent deutlich größer als in der Vergleichsgruppe (34%). Knapp ein Drittel der Beschäftigten (32 Prozent), die mehr als 45 Stunden pro Woche arbeiten, nehmen sich außerdem regelmäßig noch Arbeit mit nach Hause - damit ist der Wert hier drei Mal so hoch wie bei denjenigen, die 35 bis 44 Wochenstunden arbeiten (11 Prozent).

„‚Arbeiten ohne Ende‘ gefährdet die Gesundheit und erschwert, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu kriegen. Wir brauchen neue Regeln, damit die Beschäftigten ihre Arbeitszeit flexibel und selbstbestimmt gestalten können“, so DGB-Vorstand Annelie Buntenbach weiter.

(nr)