Bundeswehr
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Wenn es um andere Staaten geht, setzt sich die Bundesregierung stets für die Rechte von Kindern ein. Insbesondere gilt es als Tabu, dass Minderjährige als Soldaten eingesetzt werden. Da passt es schlecht ins Bild, dass die Bundeswehr selbst 16- bis 17-Jährige rekrutiert, um diese an der Waffe auszubilden. Dagegen richtet ein Bündnis nun einen Appell an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.


Kommentar: Doppelstandards - andere für die Missstände anprangern und es selbst genauso machen, so wie es den eigenen Ambitionen und jenen der Strippenzieher am besten dienlich ist ...


Zum heutigen Red Hand-Day, dem internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten, wird auch die Bundesregierung in die Verantwortung genommen. "Ministerin von der Leyen: Stoppen Sie die Rekrutierung Minderjähriger", heißt es in dem Appell der Initiative Unter18nie, der als Petition unterzeichnet werden kann.

Dem Bündnis haben sich unter anderem die Menschenrechtsorganisation terre de hommes Deutschland, die Kindernothilfe und das Deutsche Bündnis Kindersoldaten angeschlossen. Organisation deren Intervention man sonst eher in Staaten wie Somalia oder Uganda erwartet, doch nun steht die deutsche Bundesregierung im Fokus der Kritik. In dem öffentlichen Appell heißt es:
"Unter 18-Jährige dürfen in Deutschland nicht wählen, sie dürfen nicht Auto fahren oder gewaltverherrlichende Videospiele spielen. Jungen und Mädchen dürfen aber mit 17 Jahren schon zur Bundeswehr gehen, dort Panzer fahren und in Techniken der realen Kriegsführung ausgebildet werden, einschließlich der simulierten Tötung."

Kommentar: Computersimulationen, die mögliche reale Situationen wie das Töten von Menschen abbilden, können Empathie und Mitgefühl gravierend beeinträchtigen. Sie machen die Soldaten kaltblütiger und in ihrem Job besser - jedoch um den Preis von Menschlichkeitsverlust. Kommen diese Soldaten dann aus Auslandseinsätzen zurück, sind sie oft schwer von dem Erlebten einschließlich der eigenen Tötungstaten traumatisiert.


Auch wird angemerkt, dass der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes die deutsche Regierung schon mehrfach dazu aufgefordert hat, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben. Bisher ohne Erfolg.

Dabei verletzt die gängige Rekrutierungspraktik Deutschlands nicht nur die Rechte der Kinder, sie dient Staaten in denen Kinder ohne jeglichen Schutz als Kanonenfutter eingesetzt werden, als Legitimation ihre eigenen Verbrechen. Anstatt mit gutem Beispiel voran zu gehen, liefert die Truppe von Verteidigungsministerin von der Leyen Diktaturen, Warlords und Söldnerbanden zusätzliche Argumente gegen internationalen Druck.

Der Appell, der an von dem Bündnis an von der Leyen persönlich geschickt wird, schließt daher auch mit einer klaren Forderung:
"Helfen Sie mit, die Rekrutierung und Gefährdung von Minderjährigen zu stoppen und den 18-Jahres-Standard auch in Deutschland zu erreichen und fordern Sie Verteidigungsministerin von der Leyen auf, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben."
Dabei handelt es sich nicht nur um eine Forderung auf dem Papier. Im Jahr 2012 hat die Bundeswehr in über 1.200 Freiwillige unter 18 Jahren eingestellt. Oft wird dafür auch an Schulen geworben, um den Jugendlichen ihren vermeintlich sicheren und erlebnisreichen neuen Arbeitsplatz schmackhaft zu machen.


Es ist zudem nicht frei von Ironie, dass während die Bundeswehr verstärkt Minderjährige rekrutiert, erst gestern die FARC-Guerilla in Kolumbien, im Rahmen der laufenden Friedensverhandlungen in der kubanischen Hauptstadt Havanna, die Rekrutierung von Guerilla-Kämpfern unter 18 Jahren untersagt hat.

Die Bundesregierung verteidigt diese Reglungen mit der Aussage, dass der Einsatz der Waffe sich bei Minderjährigen auf Trainingssituationen beschränkt und unter 18-Jährige (bisher) auch nicht in Auslandseinsätze geschickt werden. Den afrikanischen Warlord, der seine Kinderarmee für legitim erklären will, werden die deutschen Detailvorschriften jedoch herzlich wenig interessieren.

Dem Anliegen, das Rekrutierungsalter bei der Bundeswehr anzuheben, schließt sich auch die Bundestagsabgeordnete Kathrin Vogler (Die Linke) in einem Videostatement an: