Außergewöhnliche Bedingungen in der Stratosphäre begünstigen massiven Ozonabbau
Polare Stratosphärenwolken, Perlmuttwolken
© m. rex / awiPolare Stratosphärenwolken (auch Perlmuttwolken) über der Arktis. Damit sie entstehen können, müssen die Temperaturen in Höhen zwischen 22 und 29 Kilometern unter minus 78 Grad Celsius sinken.
Bremerhaven - Die Wetterentwicklung in der Arktis deutet derzeit auf ein Frühjahr mit erheblichen Ozonverlusten hin. Sollten sich die Bedingungen nicht bald ändern, müsse im März und April mit einem enormen Ozonloch gerechnet werden, berichten Forscher vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven.

"In rund 20 Kilometern Höhe über der Arktis ist die Luft seit Wochen bis zu minus 90 Grad Celsius kalt", berichtet Marion Maturilli vom AWI. "Über unserer Arktis-Forschungsstation auf Spitzbergen lag die mittlere Temperatur in der Stratosphäre seit Anfang Dezember acht Grad Celsius unter dem langjährigen Mittel und zwei Grad Celsius unter dem bisherigen Minimum. Das sind beste Voraussetzungen für einen enormen Ozonabbau."

Ungewöhnliche Kälte

Der Abbau der Ozonschicht wird von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) verursacht, die durch den Menschen in den zurückliegenden Jahrzehnten in großen Mengen freigesetzt wurden. Deren Abbauprodukte greifen die Ozonschicht besonders nach längeren Perioden extremer Kälte an. Solche Kältephasen kommen normalerweise nur im antarktischen Winter vor, weshalb sich im Frühjahr stets ein Ozonloch über der Antarktis bildet.

"In der Arktis dagegen sind die Temperaturen in der Stratosphäre normalerweise höher und sehr viel variabler, der Ozonabbau ist daher im Normalfall begrenzt", sagt AWI-Forscher Markus Rex. Modellrechnungen der Wissenschafter deuten darauf hin, dass die derzeitigen Bedingungen in der arktischen Stratosphäre ein außergewöhnlich hohes Ozonzerstörungspotenzial aufweisen. "Die Luftmassen mit diesen ungewöhnlichen Bedingungen sind derzeit in einem großen Tiefdruckwirbel hoch über der Arktis eingeschlossen. Bis Mitte Februar wird dort bereits mehr als ein Viertel des Ozons zerstört worden sein", sagt Rex.

Höhere UV-Werte

Der Ozonabbau werde sich weiter intensivieren, wenn intensiveres Sonnenlicht nach Ende der Polarnacht auf den Tiefdruckwirbel trifft. Sollte dieser Wirbel bis in den März hinein Bestand haben, müsse mit massiven Ozonverlusten gerechnet werden. "Bricht der Wirbel jedoch auf, schrammt die Arktis an einem neuen Rekordozonabbau vorbei", sagt der Forscher. In welche Richtung die Entwicklung geht, können die Wissenschaftler allerdings nicht vorhersagen. Sollte es zu starken Ozonverlusten kommen, müsse aber damit gerechnet werden, dass es auch Mitteleuropa zu erhöhter UV-Strahlung kommt.

(red)

Link

Alfred-Wegener-Institut