Archäologen graben in Oberfranken die ersten Steinzeit-Höhlenmalereien in Deutschland aus. Die orgiastischen Darstellungen sollen geheim gehalten werden.
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© INSTITUT FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTEDie letzte spektakuläre Entdeckung steinzeitlicher Kunst in Deutschland: Die Venus aus dem Hohle Fels mit ihren überdimensionalen Brüsten kam 2008 ans Licht

Archäologen haben im Landkreis Bamberg in Oberfranken erstmals in Deutschland steinzeitliche Höhlenmalereien entdeckt. Das Bayerische Landesamts für Denkmalpflege bestätigte einen entsprechenden Bericht der Zeit. Die zwischen 10.000 und 12.000 Jahre alten Wandverzierungen zeigten zahlreiche Geschlechtsorgane und wurden in einer Grotte gefunden. Es handele sich um die älteste Höhlenkunst in Zentraleuropa, sagt Beate Zarges vom Denkmalpflege-Landesamt.

Die fünf Meter lange Höhle wurde bereits 1991 entdeckt, aber erst jetzt wurde die Bedeutung der Zeichnungen bestätigt. Dabei handelt es sich um Gravuren, die um die Kalkablagerungen an den Wänden der Grotte geritzt wurden. Sie zeigen zahlreiche Geschlechtsorgane. Die Archäologen deuten den Raum als einen Ort, an dem Fruchtbarkeitszeremonien gefeiert wurden.

Die etwa fünf Meter lange Höhle sei gefüllt mit natürlich entstandenen Kalkablagerungen, die an Brüste oder Penisse erinnern, heißt es. Offenbar ließen sich die frühen Besucher dadurch zu ihren Gravuren inspirieren. Womöglich sahen die Menschen in der Höhle einen Ort der Lust und feierten inmitten der anatomischen Auffälligkeiten Fruchtbarkeitsfeste, wird der Geologe und Archäologe Bernhard Häck zitiert.

Laut Denkmalpflege-Landesamt wird die Höhle voraussichtlich nicht für Besucher geöffnet. "Die Höhle ist in privatem Besitz, deshalb wollen wir den genauen Ort vorerst geheim halten", sagt Beate Zarges. Die Experten befürchten auch, dass die Steinzeit-Höhle aufgrund der Darstellung der Geschlechtsorgane zu viele Neugierige anziehen könnte.

In Deutschland wurden bereits bereits zahlreiche steinzeitliche Figuren in Deutschland entdeckt. Vor allem der Hohle Fels im Alb-Donau-Kreis sorgte in letzter Zeit für Furore. So wurden in den letzten zehn Jahren zahlreiche Skulpturen aus dem Neolithikum entdeckt, 2008 sogar eine Venus, die mit 35.000 Jahren als älteste Frauendarstellung der Menschheit gilt.

Kunstwerke an Höhlenwänden, wie sie in Südfrankreich und Spanien gefunden wurden, sind dagegen noch nicht entdeckt worden. Die schematischen Zeichnungen aus Bamberg, die unter anderem Frauenkörper darstellen, erinnerten die Forscher an Funde in der südfranzösischen Dordogne, heißt es.

dpa/bas