Münster (dpa) - Die Persönlichkeit eines Menschen ist einer Studie zufolge erst mit 30 Jahren weitgehend ausgereift. Diese häufige Erfahrung von Klassentreffen wird durch neue Erkenntnisse von Psychologen bestätigt, wie die Universität Münster am Freitag berichtete.

«Im Allgemeinen ist die Persönlichkeit eines Menschen zwar relativ stabil», erläuterte Mitverfasserin und Diplompsychologin Jule Specht. So habe beispielsweise die im Kindesalter entwickelte Persönlichkeit Auswirkungen auf das Verhalten im Erwachsenenalter. «Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Persönlichkeit insbesondere bis zu einem Alter von 30 Jahren und ab einem Alter von 70 Jahren dennoch auch bedeutenden Veränderungen unterliegt», erklärte Specht. Die Studie ist im «Journal of Personality and Social Psychology» erschienen.

Mit der Untersuchung der Universitäten Münster, Mainz und Leipzig liegt nach Angaben der Autoren die erste große, repräsentative Stichprobe vor, welchen Einfluss einschneidende Lebensereignisse auf Wesenszüge haben. Das Spektrum reicht dabei von Heirat über Geburt eines Kindes bis hin zum letzten Arbeitstag. «Ändert sich unser Leben maßgeblich, dann hat das auch Auswirkungen auf unsere eigentlich stabile Persönlichkeit», resümierte Wissenschaftlerin Specht, die kürzlich von Münster nach Leipzig wechselte.

Die Studie der Psychologen nutzt nach Angaben der Hochschule die Daten des sozioökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, eine der ältesten und größten Längsschnittstudien privater Haushalte. In den Jahren 2005 und 2009 wurden bei fast 15 000 Menschen fünf zentrale Persönlichkeitsmerkmale erfasst: emotionale Stabilität, Extraversion (etwa Geselligkeit), Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.