Pluto-Oberfläche
© ESO/L. CalcadaKünstlerische Darstellung der Pluto-Oberfläche.

Laurel/ USA - Im Juli 2015 soll die NASA-Sonde "New Horizons" den Zwergplaneten Pluto erreichen. Von der ersten Erkundung eines Zwergplaneten überhaupt erhoffen sich die Wissenschaftler völlig neue Erkenntnisse nicht nur über die junge Planetenklasse im Allgemeinen, sondern vor allem über Pluto selbst. Hier, so spekulieren einige Forscher, könnte sogar primitives organisches Material und verborgene Wasserozeane gefunden werden.

2006 gestartet, rast die Sonde derzeit mit 1,6 Millionen Stundenkilometern in Richtung des ehemals neunten Planeten des Sonnensystems, dem - ebenfalls 2006 - von der "Astronomischen Union" (AU) der Planetenstatus aberkannt und der Himmelskörper zu einem Zwergplaneten, genauer gesagt zu einem "Plutoiden", erklärt wurde.

"Auch wenn Pluto heute als Zwergplanet gilt, so ist es dennoch eine ziemlich große Welt mit einem Äquatorumfang von immerhin 5.000 Kilometern und er wurde noch nie aus direkter Nähe erforscht", erläutert Alan Stern, Chefwissenschaftler der NASA-Mission. "Es handelt sich um eine völlig neue Klasse von Himmelskörpern. (...) Um das Sonnensystem zu verstehen, müssen wir auch Welten wie Pluto kennen."

Pluto ist ein Körper des sogenannten Kuipergürtels, eine ausgedehnte Region, die sich in unserem Sonnensystem außerhalb der Neptunbahn in einer Entfernung von ungefähr 30 bis 50 Astronomischen Einheiten (AE = Abstand Erde - Sonne) nahe der Ekliptik erstreckt und tausende Objekte, darunter schätzungsweise mehr als 70.000 Objekte mit mehr als 100 km Durchmesser, enthält. "Tatsächlich stellen Zwergplaneten die zahlenmäßig größte Planetengruppe in unserem Sonnensystem."
Hubble-Aufnahmen von Pluto
© NASA/ESA/SWRIHubble-Aufnahmen von Pluto.

Pluto, da sind sich NASA-Wissenschaftler um Stern einig, ist eine Welt voller Rätsel. "Wir wissen beispielsweise nicht, um was es sich bei den melassefarbenen Flächen auf der Oberfläche des handelt, wie sie mit dem Weltraumteleskop Hubble dokumentiert werden konnten. Einige Wissenschaftler vermuten, dass es sich um Ablagerungen primitiven organischen Materials handeln könnte. Mit den Spektrometern an Bord der Sonde können wir diese Theorie überprüfen und mögliche organische Moleküle auf Pluto zu identifizieren. Wir erwarten ganz erstaunliche Ergebnisse der Untersuchungen."

Auch die jüngste Entdeckung des Weltraumteleskops Hubble, das erst im vergangenen Juli einen weiteren Mond um Pluto nachweisen konnte (...wir berichteten), schürt die Hoffnungen der Forscher auf bislang unerwartete Entdeckungen mit "New Horizons".

"Die Sonde wird hauptsächlich detektivische Aufgaben erfüllen und mit ihren Instrumenten nicht nur die Oberfläche untersuchen, sondern diese auch mit hochauflösenden Teleskopkameras dokumentieren."

Mit der "Long-Range Reconnaissance Imager" (LORRI) können selbst aus den 10.000 Kilometern Entfernung, aus welcher die Sonde den Zwergplaneten erkunden soll, werden Aufnahmen möglich sein, die die Pluto-Oberfläche im Detail zeigen wird. "Die Auflösung entspricht einer guten Kamera an Bord eines Spionagesatelliten. Würde das Instrument auf diese Weise die Erde beobachten, so könnte es einzelne Häuser und deren Form genau erkennen", so Stern.

Neben dem organischen Material Forscher erhoffen sich, auf der Oberfläche des Pluto auch Eisgeysire und drunter sogar Ozeane flüssigen Wasser zu entdecken (...wir berichteten). "Dort oben könnten alle möglichen Arten von Überraschungen zu finden sein. Es ist schließlich die erste Erkundung eines solchen Planeten."

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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / eso.org