Studie "Kalkulierter Strahlentod" von Foodwatch und IPPNW

Berlin (dapd). Die Ärztevereinigung IPPNW und die Verbraucherorganisation Foodwatch fordern, die in der EU geltenden Grenzwerte für radioaktiv belastete Lebensmittel drastisch zu senken. Diese seien "unzumutbar hoch", sagte Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. "Sie folgen wirtschaftlichen Interessen und setzen die Bevölkerungen unnötig massiven gesundheitlichen Risiken aus."

Das sei das Ergebnis der Studie "Kalkulierter Strahlentod - Die Grenzwerte für radioaktiv verstrahlte Lebensmittel in EU und Japan", die Vertreter der beiden Organisationen am Dienstag in Berlin vorgestellt haben. "Selbst kleinste Strahlendosen können die Erbinformation verändern, das Immunsystem schädigen und Krebs auslösen", sagte der Kinderarzt Winfried Eisenberg. "Das gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche."

IPPNW und Foodwatch fordern daher, die Grenzwerte zu senken: Von bisher in der EU erlaubten 370 auf acht Becquerel Cäsium pro Kilogramm für Säuglingsnahrung und Milchprodukte. In allen anderen Nahrungsmittel sollten in Zukunft nicht mehr 600, sondern nur noch 16 Becquerel Cäsium erlaubt sein. Diese Werte leiteten sie aus den Berechnungen der beiden Autoren der Studie, Sebastian Pflugbeil und Thomas Dersee von der Gesellschaft für Strahlenschutz ab.

Auch im internationalen Vergleich seien die Grenzwerte deutlich zu hoch angesetzt. "In Deutschland dürfen zum Beispiel Pilze verkauft werden, die in der Ukraine und in Weißrussland aus dem Verkehr gezogen werden müssten", sagte Bode.

Besonders kritikwürdig sei die gesetzlich erlaubte Möglichkeit, im Fall eines Super-GAUs die Grenzwerte - per "Schubladenverordnung" - noch weiter heraufzusetzen. "Die Zelle interessiert es nicht, ob gerade ein Atomunfall stattgefunden hat", sagte Sebastian Pflugbeil. "Sie wird einfach geschädigt. Wir fordern deshalb, dass es nur einen Grenzwert gibt, egal ob gerade Katastrophenfall ist oder nicht."

dapd