Freier Riesenplanet
© NASA/JPL-CaltechKünstlerische Interpretation eines allein und frei im interstellaren Raum treibenden Riesenplaneten (Illu.)
Boulder/ USA - Unser Sonnensystem beherbergt bekanntermaßen vier große Riesenplaneten: Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Mit neuen Computersimulationen wollten US-Forscher eigentlich dem Rätsel der Planetenentstehung vor rund 4,6 Milliarden Jahren näher kommen und entdeckten dabei nun, dass es einst einen weiteren Riesenplaneten aus Eis gegeben haben sollte, der sich nun, ungebunden an die Sonne, durch den interstellaren Raum bewegt.

Wie die Forscher um David Nesvorny vom "Southwest Research Institute" (allerdings unabhängig von Spekulationen um "Planet X") vorab auf "arxiv.org" berichten, weisen die Ergebnisse von 6.000 unterschiedlichen Simulationen über das Wachstum des frühen Sonnensystems, dass sich dessen heutige Form am besten mit Hilfe eines weiteren - fünften - Riesenplaneten erklären lässt.

"Studien zur Interaktion von Riesenplaneten mit der protoplanetaren Scheibe aus Gasen und Staub zeigen, dass die Umlaufbahnen dieser Planeten zusehends ins Innere des Sonnensystems wandern. Während dieses Vorgangs kommt es meist dazu, dass zwei Planeten eine nahe Verbindung miteinander eingehen. Solche Planetensysteme können dann dynamisch sehr instabil werden, nachdem die Gase der protoplanetaren Scheibe aufgebraucht sind. Dann kommt es dazu, dass derart miteinander verbundene Planeten sich gegenseitig abstoßen. Anhand dieses Modells lassen sich beispielsweise die stark elliptischen Bahnen einiger Exoplaneten und die relativ große Menge an frei von einem Stern im interstellaren Raum treibender, sogenannter Steppenwolf-Planeten, erklären.

Das Sonnensystem selbst, mit seinen weit voneinander entfernt liegenden und nahezu kreisrunden Umlaufbahnen der Planeten, scheint sich von der großen Masse bislang bekannter extrasolarer Planetensysteme zu unterscheiden. "Tatsächlich", so die Forscher, "sah unser frühes Sonnensystem wahrscheinlich sehr viel anders aus als heute".

Jene Simulationen der Forscher aus Boulder, die im Endergebnis unserem tatsächlichen Sonnensystem an ähnlichsten sahen, begannen mit einem frühen, dicht gepackten Sonnensystem mit einem fünften "Eis-Riesen" mit einer Masse irgendwo zwischen der von Uranus und Neptun, der die Sonne im fünfzehnfachen heutigen Erdabstand umkreiste. Jupiter und Saturn stießen dann die leichteren Planeten Uranus und Neptun nach außen auf ihre heutigen Positionen, wo sie wiederum dortige Planetenvorläufer, sogenannte Planetesimale verdrängten und diese zum vermuteten Ursprung der Kometen, dem Kuipergürtel wurden.

Schlussendlich wurde dann auch der fünfte (Eis)Riese durch eine "Begegnung" mit dem Jupiter vollständig aus dem Sonnensystem herausgeschleudert. "Dieses Bild stimmt mit der kürzlich bestätigten Vorstellung von relativ vielen frei im interstellaren Raum treibenden Planeten überein", so die Studie, "und deutet daraufhin, dass dieser Rauswurf von Planeten aus Planetensystemen relativ oft vorkommt."

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Quellen: grenzwissneschaft-aktuell.de / arxiv.org