Wissenschaftler sprechen häufig von einem Belohnungszentrum in unserem Kopf. Allerdings ist dieses Zentrum offenbar weniger zentral als bislang gedacht. Geht es um Sieg oder Niederlage, sind nahezu alle höher entwickelten Gehirnareale an der Verarbeitung der Ergebnisse beteiligt.

Die Frage nach Sieg oder Niederlage ist dem menschlichen Gehirn offenbar weitaus wichtiger, als Neurowissenschaftler bisher vermuteten.

Das jedenfalls schließen Forscher um Timothy Vickery von der Yale University aus einer Studie, in der sie Probanden im Knobelspiel "Schere, Stein, Papier" gegen einen Computer antreten ließen (Neuron, Bd. 72, S. 166, 2011).

Die Testpersonen lagen dabei im Magnetresonanztomographen (fMRT). So konnten die Forscher beobachten, welche Hirnregionen aktiv waren, wenn die Probanden entweder den Computer schlugen oder aber ihm unterlagen.

Überraschenderweise zeigte sich: Obwohl es keinen hochdotierten Preis zu gewinnen gab und obwohl im Fall einer Niederlage keine Bestrafung drohte, waren nahezu alle höher entwickelten Gehirnareale an der Verarbeitung des Spielergebnisses beteiligt.

Das Team um Vickery nutzte eine etwas andere MRT-Methode als in den meisten der früheren Studien, die die Reaktion des Gehirns auf freudige oder negative Erlebnisse untersucht hatten.

Dabei hatte sich gezeigt, dass das Gehirn über ein Belohnungszentrum in den sogenannten Basalganglien verfügt. Von dort sendet ein Netzwerk von Nervenzellen im Fall eines Sieges oder eines anderen freudigen Ereignisses vermehrt den Botenstoff Dopamin aus. Dieser ist mit dafür verantwortlich, dass Menschen Glück empfinden können.

Es scheint nach wie vor plausibel zu sein, dass die Basalganglien das Herzstück des Belohnungszentrums bilden", sagt Studienleiter Vickery. "Das Neue ist, dass die Informationen von dort ihre Runde durch fast das gesamte Gehirn machen - viel weiter reichend, als man bislang dachte."

Das Gleiche gilt der Studie zufolge für die Signale, die das Gehirn im Fall einer Niederlage sendet. Im Gegensatz dazu hatten frühere Studien darauf schließen lassen, dass sich auch die neuronalen Signale beim Verlieren eines Spiels auf eine eng umgrenzte Hirnregion beschränken.