KÖLN/MZ. In Deutschland haben sich Verbraucherschützer bislang nur um einzelne Fälle gekümmert, in denen einsame Frauen fortgeschrittenen Alters Opfer von Betrügern im Internet wurden. Zwei Professoren der Universität Leicester im Herzen Englands haben sich dem Thema nun akribisch gewidmet - und siehe da, das Problem hat ein Ausmaß sondergleichen, bei Frauen wie Männern.
Liebespaar
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Die Psychologin Monica Whitty und der Medienwissenschaftler Tom Buchanan waren schockiert über die Ergebnisse ihrer Recherchen. "Innerhalb von zwei Jahren fielen mehr als 200 000 Briten auf eine Betrugsmasche herein", erklärte Buchanan, bei der sie umgerechnet bis zu eine halben Million Euro in die Online-Partner investierten und am Ende alles verloren - das Geld und den Glauben an ihr Urteilsvermögen. Das Geschäft funktioniert immer nach demselben Prinzip: Die Betrügerinnen oder Betrüger bauen Vertrauen auf und lassen sich so lange Zeit, bis sie wissen, dass sie der oder dem gutgläubig Verliebten mit einer Horror-Geschichte über ein angeblich sterbenskrankes Kind oder den drohenden Verlust der Existenz das Ersparte abpressen und sich danach ungestraft in Luft auflösen können.

Und es sind nicht etwa obskure Organisationen, die ihnen ein Forum bieten, sondern als seriös bekannte Partner-Agenturen und soziale Netzwerke. Selbst im Online-Angebot zweier sich christlich nennender Eheanbahnungs-Institute stießen die Forscher auf Männer und Frauen, die offenbar wissen, wie leicht es ist, einsame Menschen zu umgarnen und zu manipulieren.

In Großbritannien, wo Offiziere immer noch höchstes Ansehen genießen, gaben sich die Falschmünzer als Vasallen Ihrer Majestät aus, um sich das Vertrauen der Ladies zu erschleichen. Die Frauen, die es auf die Gunst (und später das Geld) von Männern abgesehen haben, präsentieren sich auf Fotos als Models der Extraklasse, während sie sich in ihren E-Mails als devote Dienerinnen gerieren.

Monica Whitty macht sich große Sorgen um die Psyche der Menschen, die auf solche Tricks hereingefallen sind, sich aber schämen, sie der Polizei zu melden, und mit Selbstzweifeln quälen. Sie weiß, dass Ermittlungen meist ins Leere führen. Aber sie hofft, mit ihrer ersten wissenschaftlichen Studie das Bewusstsein der Menschen zu wecken, damit sie nicht in die Falle gewissenloser Betrüger tappen.