Es gibt Menschen, die sich nicht in andere hineinversetzen können, keinen Gerechtigkeitssinn haben und wenig Gespür für soziale Situationen. Wenn diese Eigenschaften zum Problem werden, dann könnte eine psychische Störung vorliegen. Etwa 1 Prozent der Menschen auf der Welt gelten als Psychopathen. Auffallend viele, nämlich rund 6 Prozent, trifft man im Management an, schätzt der kanadische Psychologie-Professor Richard Hare. Denn Psychopathen gelingt es gut, andere von sich zu überzeugen und zu manipulieren - laut Hare wichtige Eigenschaften für den Weg "nach oben".
Psychopath
© UnbekanntPsychopathen geben sich gerne optimistisch und durchsetzungsstark, sind Meister der Manipulation und haben kein Gewissen.

Wenn man Richard Hares Argumentation Glauben schenkt, dann müssten Personalbeschaffer bestimmter Unternehmen - verkürzt gedacht - vorzugsweise Psychopathen rekrutieren: "Unter Umständen besitzt der Psychopath all die Qualitäten, die zur Firmenstrategie passen. Vor allem in Dot-Com-Unternehmen, wo man schnell Geld machen muss. Wo das Äußere wichtiger ist als die Substanz. Er kann gut reden und andere überzeugen, ihm ihr Geld anzuvertrauen. Das haben wir bei einigen der riesigen Skandale ja gesehen. Psychopathen schlagen sich sehr gut, jedenfalls auf kurze Sicht“, erklärte der Psychologie-Professor im Wissenschaftsmagazin Leonardo des Westdeutschen Rundfunks (WDR 5).

Wenn man Richard Hares Argumentation Glauben schenkt, dann müssten Personalbeschaffer bestimmter Unternehmen - verkürzt gedacht - vorzugsweise Psychopathen rekrutieren: "Unter Umständen besitzt der Psychopath all die Qualitäten, die zur Firmenstrategie passen. Vor allem in Dot-Com-Unternehmen, wo man schnell Geld machen muss. Wo das Äußere wichtiger ist als die Substanz. Er kann gut reden und andere überzeugen, ihm ihr Geld anzuvertrauen. Das haben wir bei einigen der riesigen Skandale ja gesehen. Psychopathen schlagen sich sehr gut, jedenfalls auf kurze Sicht“, erklärte der Psychologie-Professor im Wissenschaftsmagazin Leonardo des Westdeutschen Rundfunks (WDR 5).

Wie sich Psychopathen in Firmen verhalten, ist dagegen gut bekannt. Doch meist fallen ihre problematischen Züge zu spät auf, wie das Beispiel von Dave zeigt. Als er eingestellt wurde, machte Dave einen hervorragenden Eindruck auf die Verantwortlichen einer aufstrebenden amerikanischen Elektronikfirma: Er schien kreativ, gut ausgebildet und voller Energie. Aber schnell gab es Probleme. In der zweiten Woche verlangte Dave, dass die Sekretärin der Abteilung gefeuert werde, weil sie ihn angeblich nicht genug respektierte. Er arbeitete wenig und schlecht, in seinem ersten Bericht standen längere abgeschriebene Passagen. Er versuchte, während der Arbeitszeit eine eigene Firma aufzubauen. Doch Dave war nicht beizukommen: "Dave hatte die Fähigkeit, zu manipulieren, zu kontrollieren, zu täuschen und zu betrügen, um in Machtpositionen zu gelangen. Er hat es geschafft, all das zu tun, was seine Position verbessert hat und ihm den Aufstieg erleichtert hat. Das ging, indem er Leute gegeneinander ausgespielt hat." Dave schmeichelte sich auch erfolgreich bei den obersten Bossen ein. Deshalb konnte sein unmittelbarer Vorgesetzter nichts gegen ihn unternehmen. Bei der nächsten Um-Organisation wurde der Vorgesetzte versetzt - Dave wurde befördert.

Was kann man als Personalmanager aus dieser Geschichte lernen? Sicherlich kommt der Bewerberauswahl eine ganz entscheidende Rolle dabei zu, Psychopathen den Einstieg ins oder gar den Aufstieg im Unternehmen zu verwehren. Klare Anforderungsprofile und strukturierte Prozesse bei Rekrutierung und Führungskräfteauswahl helfen, der Gefahr der subjektiven Täuschung durch möglichst objektive Kriterien zu begegnen. Auch eine genaue Prüfung des Lebenslaufs und Gespräche mit früheren Arbeitgebern können sich bezahlt machen. Auf der anderen Seite macht es sicher auch Sinn, die eigene Unternehmenskultur kritisch zu hinterfragen: Wo die langfristige Entwicklung des Unternehmens und Zukunftssicherung mehr zählen als kurzfristige Erfolge, wo Führungsethik nicht nur als Buch im Regal steht, wo das Thema "Compliance" ernst genommen wird, dort werden Psychopathen im Management sich nicht lange wohl fühlen oder gar unentdeckt bleiben.